--26.1--


Der nächste Morgen kündigte sich mit einem Klopfen an. Vor der Tür standen niemand anderes als Lerius und Tritus, deren Lärm mich aus meinem erholsamen Schlaf riss.

Ich wälzte mich einmal umher und kuschelte mich zurück an Seths Brust, die heiß und fest neben mir lag. Meine Hand legte ich direkt auf sein Herz, damit ich es stetig schlagen fühlen konnte und mich somit vergewisserte, dass die letzte Nacht kein Traum gewesen war.

Wir hatten es getan.
Wir hatten miteinander geschlafen.
Und das keinesfalls sanft.

Auch Seth begann sich zu regen und schlang einen Arm um meine Mitte, um mich höher zu ziehen und seine Lippen auf meine zu pressen.
„Guten Morgen, Engelchen."
„Morgen.", hauchte ich atemlos zurück. „Seit wann bist du wach?"

Er musste nicht lange überlegen. „Seit deiner ersten Regung. Wusstest du, dass du leuchtest, wenn du schläfst?"

Jetzt war ich hellwach. „Ich leuchte?", fragte ich entsetzt.
„Ja", mit seinen starken Fingern verwöhnte er meine Rückenmuskulatur, als er langsam seine Kreise darüber zog, „und nicht zu knapp. Jeder einzelne Streifen an die glüht auf, dasselbe ist auch letzte Nacht passiert.

Letzte Nacht. Mein Gesicht fing an zu brennen und ich versuchte mich unter der Bettdecke zu verstecken. Jedenfalls hatte ich das vor, bis mir auffiel, wo sich meine Rettung befand: Auf dem Boden.

Das bedeutete Seth und ich hatten die ganze Nacht über eng umschlungen verbracht. Der Gedanke daran ließ mich schamvoll die Augen schließen.

Etwas Schweres traf mich am Kopf und tauchte alles in Dunkelheit. Mit hitzigen Wangen riss ich mir die Bettdecke vom Kopf und funkelte meinen Gefährten an, der sich bereits vor der Tür ins Badezimmer befand. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er aufgestanden ist.

Er sah mich wieder mit diesen schwelenden Katzenaugen an und fragte: „Kommst du?"

Ich zog mir die Bettdecke zwischen die Beine, gerade hoch genug, dass man den Ansatz meiner Brüste sah und leckte mir die Lippen.

Mein Tiermann drehte sich herum, doch ich hatte seine stahlharte Erektion bereits gesehen, die schmerzhaft vor ihm aufragte, woraufhin ich ihm schmunzelnd ein paar meiner verruchtesten Gedanken via Gedankentelepathie schickte. Den Versuch, ihn böse anzufunkeln hatte ich schon nach wenigen Sekunden aufgegeben. Zwar etwas schnell, doch das Zickige Frauenzimmer zu spielen viel mir schon immer schwer.

Auf meine Bilder reagierte Seth mit kleinen Rauchfähnchen, welche von seiner Haut aufstiegen. Der Raum wurde auf einmal unerträglich heiß. Mit steifem Schwanz und völlig nackt – wie sollte es auch anders sein – tapste er auf mich zu.

„Komm.", verlangte er von mir.

Ich dachte gar nicht daran, es ihm so leicht zu machen. Dieser Clanangehörige sollte schon sehen, wen er sich da als Gefährtin genommen hatte. Um keinen Preis der Welt wollte ich unsere Beziehung auf ein einfache ‚der-Mann-nimmt-sich-was-er-will' Stufe bringen. Unsere Verbindung war etwas Einzigartiges, etwas Seelenbindendes.

Also ließ ich das Laken los, erhob mich vom Bett und stapfte ohne mit der Wimper zu zucken an Seth vorbei Richtung Badezimmer. Die Tür zog ich mit einem Ruck hinter mir zu und legte den Hebel davor.

Ich hörte wie sich Schritte von der Tür entfernten und die Zwillinge den Raum betraten, bevor ich mich unter die Dusche stellte. Wasserperlen verbanden sich auf meiner Haut und bildeten kleine Rinnsale, die über den großzügig verzierten Mosaikboden flossen und im Abfluss verschwanden.
Das Shampoo warf beim Auftragen sofort Blasen und roch wundervoll nach wilden Rosensträuchern. Dieser Moment war ein Luxus, den ich auskosten wollte. Herrlich.

Die Zwillinge und ich betraten einen kleinen Raum, voller Glasfiguren und teuer aussehenden Urnen. Man fühlte sich gleich dem Elefanten, der im Glashaus sitzt, ein einziger Fehltritt würde tausende Euro kosten.
„Was habt ihr herausgefunden?", kam ich gleich zum Wesentlichen.
„Im Großen und Ganzen", begann Lerius, „scheint es sich bei diesem Treffen nicht um eine 0815 Sitzung zu handeln. Und damit meine ich nicht im Sinne vom Anlass, sondern den Anwesenden. Es ist unüblich, dass bei einem Mord – selbst bei einem diesem Ausmaß – alle Parteien einberufen werden. In den meisten Fällen treffen höchstens ein Drittel aufeinander und das auch nicht immer."
„Außerdem sind wir der Annahme, dass selbst die Gregory nicht über alles aufgeklärt wurden. Ansonsten hätten sie niemals ein solches benehmen an den Tag gelegt."
„Du meinst also sie werden absichtlich im Dunkeln gelassen?" Ich wandte mich direkt an Tritus. „Gibt es Beweise?"
Mein Schützling griff in seine Hosentasche und zog ein gefaltetes Papier heraus. „Hier"
Ich nahm es an mich und entfaltete es mit der größten Vorsicht. Dort stand: „Katze im Sack! Bewege mich außerhalb der Vorschriften, Code 0221." Nachdem ich mir die Nachricht eingeprägt hatte, übergab ich den Zettel zurück an Tritus, der ihn wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ.

„Irgendeine Ahnung wer das geschrieben haben könnte?", fragte ich die zwei.
„Leider nein. Wir haben schon die Schriften verglichen, konnten aber keine Übereinstimmung erkennen. Auch die Nachricht selbst könnte von jedem geschrieben worden sein. Eines ist sicher: Der Kerl wusste, was er tat. Wir haben es hier mit einem verdammt schlauen Fuchs zu tun.", endete der Ältere.
„Wohl eher mit einer Giftschlange."

Lerius trat auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wir haben immer noch vierundzwanzig Stunden Zeit. Mein Bruder und ich werden uns weiter umsehen und dich kontaktieren, sollten wir etwas herausfinden. Solltest du Zeugen brauchen, wir sagen für dich aus. Bis dahin pass gut auf deine kleine Tigerin auf, Papa Bär."

„Und seid ihr auf der Hut, Schützlinge. Lasst euch bloß nicht umlegen, ich glaube meine Mira mag euch."
„Ist gebongt.", zwitscherte er noch und Tritus nickte unmerklich, bevor beide den Raum verließen.
Suchend sah ich mich nach etwas um, wovon ich mir sicher war, dass es hier ist. Und da! In der Ecke, hinter einer besonders protzigen Vitrine bemerkte ich die unscheinbare Tüte mit der Aufschrift Lupinson & Mao.

Mao war der Name einer Schildkröte, die ich früher mal gehalten hatte und Lupinson war mein großartiger Abteilungsleiter, ohne den ich die Zweigstelle der Domane Company nicht hätte in die Welt rufen können. Als Dank benannte ich einen Teil nach ihm, doch meine tote Schildkröte konnte ich ebenfalls nicht vernachlässigen. Ruhe sie in Frienden.

Durch die Zweigstelle war es mir möglich gewesen, mich von meiner Mutter loszusagen und mein eigener Herr zu werden. Auch wenn unsere Abteilungen nach wie vor in Kontakt traten, was sich leider nicht vermeiden ließ, da wir immer noch den gleichen Namen teilen, führte es mir meine eigene Stärke vor Augen.

In der Tüte befanden sich einige Dokumente der höchsten Sicherheitsstufe. Fallakten reihten sich an Vermittlungen und Verträge an Überschreibungen. Da unsere Zuständigkeit breit gefächert war, hatten wir Zugang zu all diesen Informationen bezüglich der letzten großen Geschäfte.

Nachdem ich die Dokumente zurück in die Tüte gestopft hatte, lief ich zurück zu Miranda und schnappte mir auf dem Weg noch ein Tablett voller Essen, welches zu unserer Verfügung platziert wurde. Mit vollen Händen öffnete ich die Tür, indem ich die Klinke mit dem Ellenbogen herunterdrückte und stellte das volle Tablett auf dem kleinen Beistelltisch ab. Erst dann schaute ich hinüber zum Bad.

Weiße Dampfwolken suchten sich ihren Weg nach Oben und der unverkennbare Duft eines Rosensturms erfüllte meine Sinne. Leises Summen drang durch die geschlossene Tür und ich ertappte mich dabei, mir auszumalen, wie ich zusammen mit meinem Engel unter der Dusche stehe.

Jäh werde ich aus meiner Fantasy gerissen, als Miranda aus dem Bad spazierte. Ihr Blick fiel auf mich und sie erstarrte mitten in der Bewegung.

„Hey.", begrüßte sie mich mit noch vom heißen Wasser geröteten Wangen.

„Hey.", erwiderte ich. „Hast du Hunger?"

Wie aufs Stichwort knurrte ihr Magen und antwortete mir somit auf meine Frage.

„Ich bin eben an der Küche vorbeigelaufen und habe ein bisschen was von allem mitgebracht." Ich deutete auf das volle Tablett. "Wenn du noch einen Moment geduldig bist und mit mir kommst, zeige ich dir noch etwas."

Miranda hatte wohl etwas in meinen Augen gesehen, denn mit einem süßen Nicken verschwand sie im begehbaren Kleiderschrank und kam fertig angezogen wieder heraus. Kurze Zeit später führte ich sie durch die Gänge des alten Gemäuers, in eine kleine Kammer. „Jetzt schließe die Augen.", bat ich und sie folgte meiner Bitte. Meine freie Hand griff ihre und zog sie vorwärts, bis ich sie nach einigen dutzend Schritten wieder losließ. „Augen auf."

Mein Engelchen blinzelte leicht und zog scharf die Luft ein. Vorsichtig bewegte sie sich einige Schritte vorwärts, drehte sich im Kreis und tat einen tiefen Atemzug.

„Wo sind wir hier?", fragte sie mich. Nichts Animalisches lag in ihren Augen. Stattdessen blitzte mir die pure Miranda entgegen; eine unglaubliche Frau, die in nur wenigen Tagen eine für mich unentbehrliche Existenz geworden war.

„Das Trogovat nennt es garden calma, ein kleines Stückchen Natur inmitten dieses Untergrundkomplexes. Einige freiwillige kümmern sich um die Pflanzen und um alle organisatorischen Angelegenheiten. Solange man den Status Gast innehat, ist man hier unten zu jeder Tages- oder Nachtzeit willkommen."

Ich führte sie zu einer kleinen Bank, auf der wir uns niederließen. Eine Weile schauten wir dem friedlich plätschernden Wasser zu, genossen diese friedliche Stimmung. Leider hielt sie nicht lange an. Miranda sprach als erstes:

„Weißt du, wie gerne ich mit dir bis in alle Ewigkeit hier sitzen würde? Fernab von allen Problemen, die uns in ihren Klauen halten. Doch wir wissen beide, dass du mich nicht nur der Ruhe wegen an dieses geschützte Fleckchen gebracht hast. Wenn du also nicht starten willst, fange ich halt an. Beim Duschen ist mir etwas aufgefallen ..." Innerlich versteifte ich mich. Natürlich wusste ich, wovon sie sprach. Immerhin war es an mir auch aufgetreten. „... hörst du mir eigentlich noch zu?"

Ich fing mich wieder. „Ja, ich bin ganz bei dir."

„Dann sag mir bitte endlich, was es damit auf sich hat. Und speiß mich ja nicht wieder mit Brotkrumen ab, du Schloss. Ich möchte alles erfahren."

Nachdenklich sah ich sie an, woraufhin sie mich ebenfalls taxierte. „Jetzt hast du mir meinen Spruch gestohlen, kleine Diebin. Ich war es doch, der alles über dich in Erfahrung bringen wollte."

Sie blinzelte. „Du hast recht.", lächelte sie. „Das ändert jedoch nichts. Rück endlich raus mit der Sprache. Was ist passiert, dass du deine Mutter so sehr hasst? Warum nennen dich alle Feuerklinge? Und was passiert da zwischen uns?"

Für einen kurzen Moment leuchteten ihre Augen in einem hellen Quecksilber, worauf mein Körper sofort reagierte. Scheiße. Schwanz hart. Dieser Zustand würde mich noch den ganzen Tag über quälen.

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Heho, wie es der Zufall so will habe ich Wattpad noch nicht vergessen, auch wenn ich momentan mehr lese, als selbst zu schreiben. Hoffentlich bin ich bald wieder aktiver, was das Hochladen angeht.
Ich wollte mich einmal herzlich bei euch bedanken. My other Half  hat bereits 1 600 Views und 239 Votes, und das lässt mein Herz schneller schlagen. Habt echt vielen vielen Dank dafür! ;)
Ein weiteres Update wäre, dass wir uns jetzt um die 67 000 Wörter bewegen und deshalb bereits bei der Hälfte angelangt sind. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob das jetzt besonders langsam oder schnell ist, doch ich bin zufrieden, da ich es kaum abwarten kann, die Fortsetzung zu schreiben.

Es tut mir aßerdem Leid, dass dieses Kapitel so kurz ist, doch für mehr hat meine Konzentration gerade nicht gereicht. Wenn ihr noch Feedback habt, schreibt mich doch bitte mal an oder gebt ein paar Kommis ab.

Alles Liebe, eure GiulyanaBlue

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