--16.2--
Auf Mirandas Wunsch hin hatten wir uns alle drei um den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes versammelt. Wie erwartet hatte Viper sich den Sessel geschnappt und Miranda und ich mussten mit der abgewetzten Couch vorliebnehmen.
„Du sagtest, Seths Signum hätte sich verändert, was genau meintest du damit?" Die Frage kam, sobald wir uns gesetzt hatten, stand eine Weile im Raum und erinnerte mich verstörender Weise an eine besorgte Frau, die ich einmal in einer Bar beobachtet hatte, wie sie mit ihrem erwachsenen Sohn sprach, der allem Anschein nach in Schwierigkeiten steckte. Damals interessierte ich mich nicht sonderlich für die Beiden, deshalb wusste ich auch nicht, warum ich gerade jetzt daran denken musste.
„Es ist besser, wenn du es direkt siehst.", murmelte ich und ließ mein Signum aufglühen.
„Oh wow!", hauchte Miranda. „Sieht das immer so schön aus?" Ihre Hand wanderte zu meinem Schlüsselbein und fuhr die roten, flammenartigen Zeichen nach, die sich rund um die Katzensilhouette gebildet hatten.
„Nein." Ein Zittern überkam meinen Körper. Ich konnte mich kaum noch zurückhalten, ohne eine Wahl zu haben, packte ich Mirandas Handgelenk und schob es unsanft von mir fort.
„Nicht. Fass es nicht an." Die Beine lässig über die Lehne des Sessels gelegt, beobachtete uns Viper und konnte seinen Mund einfach nicht halten.
„Kleines, du solltest ihn dort nicht zu lange streicheln, sonst wirst du schneller flachgelegt als du Amen sagen kannst." Sie machte große Augen und konnte sicherlich an meiner Gefühlslage erkennen, dass ich gerade nicht so gut auf die Schlange zu sprechen war.
„Und was deine Frage angeht, normalerweise wächst ein Signum nur, wenn der Körper sich für den Kampf bereitmacht. Dass ein Signum eine solche Größe außerhalb des Kampfes erreicht, sollte eigentlich unmöglich sein."
„Aber wieso? Wofür habt ihr überhaupt diese Zeichen.", dachte sie laut und schielte zurück zu meiner Brust, wo das Signum immer noch brannte.
„Die Öffentlichkeit denkt, dass es sich um ein reines Erkennungsmerkmal handelt und sie liegt damit gar nicht so falsch.", erläuterte Viper. „Nur ist das nicht alles." Mit einem Grinsen im Gesicht zeigte er auf seinen Partner und stand schwungvoll aus dem Sessel auf. „Unser Seth hier ist ein Paradebeispiel für ungewöhnliche Signa. Zwar trägt er das Zeichen der Wild Cats, jedoch besitzt er dazu noch eine Affinität zum Feuer, die ganz eindeutig nicht von einer streunen Katze kommen kann, stimmts?" Ich seufzte tief auf und legte den Kopf in den Nacken. Mein Signum ließ ich wieder verschwinden, nur das Gefühl von gerissener Haut blieb bestehen.
„Und weiter?", drängte mein neugieriger Engel. „Wie hast du erfahren, dass du durch dein Signum eine Affinität zu Feuer hast und warum bleibt es jetzt so?"
„Ich weiß nicht, wieso es sich nicht mehr verkleinert, nur dass es währen unserem Bund passiert ist. Und was das Feuer angeht, sagen wir einfach, in meiner Vergangenheit ist so einiges schiefgelaufen.", war alles was ich zu sagen hatte, während Viper uns weiterhin beobachtete. Meine Hand massierte meinen Nasenrücken, was mir kurze Linderung verschaffte, doch sobald ich losließ waren die Erinnerungen wieder da.
„Du siehst aus, als würdest du leiden. Ich spüre einen solchen Kummer in dir, dass ich mir nicht einmal vorstellen kann, was ihn verursacht haben soll." Ich sah zu meinem Engel herab und bemerkte die Tränen, die in ihren Augen schimmerten. Sofort legte sich in mir ein Schalter um und ich nahm ihr Gesicht in meine Hände. Unsere Stirne berührten einender, sodass wir die Wärme des jeweils anderen spürten.
„Wie bereits gesagt, weine nicht wegen mir. Das bin ich nicht wert."
„Wieso denkst du das?"
„Weil es stimmt und jetzt lächle. Bitte." Daraufhin rang sich mein Engel doch tatsächlich eine kleine Grimasse ab, die wohl ein Lächeln darstellen sollte.
„Also das müssen wir noch üben.", lachte ich leise. Ein weiteres Mal bekam ich einen Klaps von Miranda und einen bösen Blick gleich hinterher.
„Wag es ja nicht, mich auszulachen!"
„Sonst was?"
„Sonst werde ich Viper alles über dich erzählen, angefangen bei der Art, wie du küsst, bis hin zu deinen Gedankenbildern, die übrigen nicht sehr schmeichelhaft deinem Partner gegenüber waren." Sie erpresst mich. Ist das zu glauben?
„Na schön, du hast gewonnen – vorerst. Doch wenn du Viper auch nur ein Sterbenswörtchen erzählst, nagel ich dich hier und jetzt am Boden fest. Dann ist es mir egal, ob du bereit bist oder nicht." Dieses Mal war es nicht ich es, der gesprochen hatte, sondern das Tier in mir.
„Apropos Viper, wo ist er überhaupt?" Sie versuchte das Thema zu wechseln, soviel war mir klar und ich ließ mich bereitwillig darauf ein. Ich schaute mich suchend um, konnte den Gesuchten aber nirgends entdecken, als mir etwas auffiel. Eine einzelne weiße Feder zierte die Sitzfläche des Sessels, auf dem Viper eben noch gesessen hatte.
„Serena.", schoss es mir in den Sinn. Auch Miranda hatte die Feder mittlerweile bemerkt und nahm sie zwischen die Finger, um sie gegen das Licht zu halten. Sobald das Licht auf die Feder traf, konnte man kleine, weiße Adern erkennen, sich bis zum Federrand ausstreckten.
„Wunderschön.", hauchte mein Engel und ich konnte ihr nur zustimmen. Vom Licht in einen hellen Schein getaucht, war sie das Schönste, was ich jemals gesehen hatte.
„Ja, wirklich wunderschön." Ich ging zu ihr hinüber und schlang meine Arme um sie, genoss einfach ihre Nähe.
„Seth.", keuchte sie. „Was machst du?"
„Ich halte dich."
„Aber warum?", hakte sie weiter nach. Sie kann es einfach nicht lassen.
„Weil mir danach ist."
„Aha.", war alles, was sie hervorbrachte, bis sie ihren Blick wieder auf die weiße Feder richtete.
„Hat die hier irgendetwas mit Viper Verschwinden zu tun?" Ich nickte und knabberte an ihrem Hals.
„Und ich soll jetzt selbst den Zusammenhang herstellen?", schlussfolgerte mein Engel. Meine Zustimmung gab ich mithilfe eines festen Bisses, der tief genug ging, um mich Blut schmecken zu lassen.
„Seth! So kann ich nicht nachdenken. Lass mich los." Grummeln ließ ich von ihr ab, das Blut hatte mich nur noch mehr angestachelt. Mit Sicherheit glühten meine Augen mal wieder, was diesmal aber an der sexuellen Spannung lag, die zwischen uns knisterte. Es ärgerte mich, dass Miranda sich nichts anmerken ließ und ich schon fast in meiner Hose kam.
Ich war so in meinen Empfindungen versunken, dass ich den leichten Rauch nicht bemerkte. Ohne es zu wollen hatte ich Mirandas Oberteil angesenkt, sodass kleine Rauchschwaden in die Luft stiegen. Der Geruch des Feuers ließ mich viele Jahre in der Zeit zurückdenken und ich schottete meinen Geist ab, bevor ein paar von meinen Erinnerungen zu Miranda durchdringen konnten. Im gleichen Moment versteifte sich Mira und kreuzte die Arme vor der Brust. In ihrem Blick lag etwas Verlorenes, ein verklärter Ausdruck. Sie stand kurz vor einem Zusammenbruch, das erkannte ich an ihrer sich schnell hebenden und senkenden Brust.
„Scheiße!" Ich fing sie auf, als sie zusammenbrach.
„Engelchen, mach mir jetzt bloß nicht schlapp.", befahl ich ihr in meinem strengsten Befehlston. Doch innerlich glich ich einem ausbrechenden Vulkan, dem ein Schwall Wasser übergekippt wurde.
Mirandas Augen hoben sich kurz an. Ihr Blick hielt meinen gefangen und ich konnte nur leise aufseufzen. „Du weißt, dass du mich nicht so nennen sollst, oder?"
„Ich weiß.", gab ich zurück. „Ich mach's aber trotzdem, Engelchen." Ein Schnauben war zu hören.
„Was war überhaupt los?", fragte ich, nachdem Mira wieder einigermaßen zu sich gefunden hatte und sich nur noch leicht an mir abstützen musste.
„Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.", flüsterte sie. „Es ist aber schon komisch."
„Was meinst du?"
„Normalerweise," versuchte sie zu erklären, „hätte mich einer meiner Anfälle schon viel früher heimsuchen müssen. Dass es erst jetzt geschah ist mehr als ungewöhnlich, betrachtet man unsere Lage und die damit verbundenen starken Angstgefühle. Überleg mal: Was hat sich von jetzt auf gleich geändert, was diese Reaktion ausgelöst haben könnte?" Ich dachte nach und ging die letzten Minuten noch einmal im Kopf durch. Es war rein gar nicht passiert, außer...
„Verflucht!", schimpfte ich.
„Was? Hast du etwas herausgefunden?"
„Es scheint, als hätte ich deinen Beinahanfall zu verschulden." Verwirrt sah mich mein Engel an. Unbewusst fuhr ich mit der Hand durch meine langen, nach vorne längeren Strähnen – ein Zeichen meines inneren Aufruhrs. Als Miranda mich auch weiterhin nur auffordernd musterte, fuhr ich fort.
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Ein fieser Cut, ich weiß. Geduldet euch bitte noch bis morgen, da geht es weiter.
Ach ja, mir ist gerade aufgefallen, dass die zwei Wochen übermorgen vorbei sind, das bedeutet: keine täglichen Updates mehr😭. Aber keine Panik, ich habe noch einige wenige Kapitel in Petto auf die ihr euch freuen könnt. Außerdem schreibe ich ja auch noch weiter. Ab Sonntag wird es jedenfalls nur alle zwei Tage ein Kapitel geben und danach nur einmal die Woche. Das war dann alles an Infos😉
Wir lesen uns ;)
Eure GiulyanaBlue
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