48. Der Umzug

Wir haben gerade Anfang Juni. In einer Woche ziehe ich nach München und Ben ist aktuell in Brasilien. Es passiert gerade unfassbar viel. Die Zwillinge entwickeln sich hervorragend und für die deutsche Nationalmannschaft läuft es auch gut. Die Gruppenphase ist vorbei und sie haben bisher jedes Spiel gewonnen.

Ben wird beim Umzug leider nicht da sein, da er dann noch in Brasilien ist. Aber meine Familie und auch seine helfen mir am Umzugstag. Es kommt sowieso ein Großteil in ein Lager, da wir erst im September in unser Haus kommen. Ach richtig, wir haben ein Haus gefunden. Es ist ein Neubau. Also um genau zu sein, wird es aktuell gebaut. Wir hatten einen Glückstreffer, da die eigentlichen Käufer aus privaten Gründen abgesprungen sind. Wir hatten sogar noch ein wenig Einfluss auf ein paar Bauentscheidungen.

Das Haus steht etwas außerhalb von München und ist nur durch einen kleinen Park von Amelie und Mike entfernt. Zu Fuß sind das circa 10 Minuten, worüber wir uns alle sehr freuen.

Ich bin seit ein paar Tagen im vierten Monat schwanger und man sieht ein leichtes Bäuchlein. Wenn man es nicht weiß, fällt es allerdings nicht auf. Die Öffentlichkeit weiß noch nichts von unserem Glück, aber unsere Freunde wissen es inzwischen alle.

Amelie geht es auch gut und wir telefonieren sehr viel. Wir haben uns beide dagegen entschieden mit nach Brasilien zu fliegen. Die Ärzte haben zwar gesagt, dass es möglich ist, aber hier ist einfach viel zu tun. Sollten die Jungs allerdings ins Finale kommen, was wir natürlich alle hoffen, fliegen wir aber dafür hinterher.

Sophie ist mir eine große Hilfe. Sie ist heute seit 10 Uhr hier und hilft mir beim Packen.

"Warum hast du so unfassbar viele oversized Tshirts?", fragt Sophie irgendwann.

"Das sind vermutlich alles Bens Tshirts, die er hier gelassen hat oder die ich geklaut habe", erkläre ich lachend.

"Ach so eine bist du also!", erwidert Sophie ebenfalls lachend und packt einen Stapel ein.

Es ist inzwischen 13 Uhr und wir haben bereits einige Kisten gepackt. Linda ist auch hier und sortiert in der Küche einige Teile. Außerdem haben wir Essen bestellt, welches hoffentlich bald ankommt. Ich habe in letzter Zeit wirklich viel Hunger und verbringe gefühlt den halben Tag mit essen. Vor allem Mozzarella liebe ich momentan. Ich esse fast jeden Tag eine ganze Rolle Mozzarella.

"Es hat geklingelt! Könnt ihr aufmachen, ich habe die Hände voll!", ruft Linda aus der Küche.

Sofort springt Sophie auf und läuft zur Tür.

Kurz darauf sitzen wir auf dem Sofa und essen gemeinsam. Dabei sprechen wir in erster Linie über die WM und den Umzug. Es sind einfach aktuell die präsentesten Themen. Als wir fast fertig mit dem Essen sind, klingelt mein Handy. Linda sitzt näher dran und reicht es mir. "Facetime Anruf von Ben", kommentiert sie.

Ich schaue auf die Uhr. Es müsste bei ihm gerade circa halb neun sein. Ich stehe auf und gehe in mein Zimmer. Ben und ich telefonieren täglich und ich genieße die Zeit. Es ist schwierig mit der Zeitverschiebung und da vor allem Ben so viel zu tun hat. Aber es macht mich umso glücklicher, dass er sich jeden Tag die Zeit nimmt.

Ich nehme den Anruf entgegen und erblicke Ben, der noch leicht verschlafen wirkt. Er liegt auch noch im Bett.

"Guten Morgen!", begrüße ich ihn daher.

Lächelnd erwidert er meine Begrüßung und fragt dann direkt, wie es mir und den Zwillingen geht. Das sind immer seine ersten Fragen, die er mir stellt. Wir telefonieren eine halbe Stunde und erzählen uns einfach, was gerade so bei uns los ist. Ich zeige ihm auch meinen Bauch, da er mich jetzt auch seit fast einem Monat nicht mehr gesehen hat.

Dann müssen wir auch wieder auflegen, da er zum Training muss und ich wieder zurück zu Sophie und Linda gehe.

"Ich liebe dich! Und ich freue mich schon darauf, dich wieder zu sehen!", verabschieden wir uns voneinander. Dann lege ich mein Handy beiseite und lege meine Hand auf meinen Bauch.

Es ist ein verrücktes Gefühl zu wissen, dass zwei kleine Lebewesen in meinem Bauch heranwachsen. Ich habe auch ein wenig Sorgen vor der Geburt, aber aktuell ist die Vorfreude die beiden kennenzulernen deutlich größer.

Ich verliere mich noch ein wenig in Gedanken über die Zukunft nachzudenken, bevor ich dann doch irgendwann zu Linda und Sophie zurückgehe. Wir packen noch ein wenig weiter, aber entscheiden um 17:00 Uhr aufzuhören. Es ist das meiste geschafft, so dass ich unter der Woche nach der Arbeit nur noch Kleinigkeiten machen muss.

Wir setzen uns gemeinsam an den Wohnzimmertisch und spielen eine Rundo Monopoly. Währenddessen sprechen wir über unterschiedliche Dinge. Wir landen bei dem Thema, dass wir alle froh sind, dass ich nicht mehr so viel weine wie zum Beginn meiner Schwangerschaft. Wir diskutieren darüber, wer darunter wohl am meisten gelitten hat, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass mich keiner schlägt. Es ist schon wirklich hart seine Gefühle überhaupt nicht unter Kontrolle zu haben. Dennoch würde ich es mir nicht anders wünschen.

____

Die nächste Woche vergeht wie im Flug. Ich bin tagsüber arbeiten und abends packe ich noch ein wenig. Zwischendurch telefoniere und schreibe ich mit Ben und Amelie. Und schon ist wieder Samstag und mein Wecker klingelt um 7:00 Uhr, da ab 9:00 Uhr meine und Bens Familie kommen. Von Ben habe ich eine Nachricht, in der er mir oder uns viel Erfolg für den Umzug wünscht und noch einmal betont, dass ich möglichst nichts tragen soll. Ich antworte auf seine Nachricht und stehe dann auf.

Ich mache mich fertig und packe die letzten Sachen zusammen. Dann frühstücke ich gemeinsam mit Linda.

"Das ist unser letztes gemeinsames Frühstück in unserer gemeinsamen Wohnung!", sagt Linda irgendwann. "Eigentlich hätte das ein Sektfrühstück sein müssen, aber da du bei Sekt gerade raus bist und ich später auch noch fahren muss, gibt es Robby Bubble", verkündet sie dann und holt eine Flasche hervor. Sofort muss ich lachen. Linda öffnet die Flasche und schüttet uns beiden etwas in Sektgläser.

"Auf uns! Und auf drei Jahre zusammenleben!", sagt Linda und hält mir das Glas entgegen.

"Und darauf, dass wir trotzdem noch beste Freundinnen sind", ergänze ich lachend. Dann stoßen wir an und trinken etwas.

"Ich werde dich wirklich vermissen", sage ich dann.

"Ich dich auch! Aber glaub mir, so ganz wirst du mich niemals los. Ich habe schon Pläne gemacht, dass ich euch ständig besuchen werde!", antwortet Linda.

"Du bist immer herzlich willkommen! Wenn du allerdings bei uns schlafen willst, musst du bis September warten, sonst musst du bei uns am Fußende schlafen", erkläre ich grinsend.

"Pah! Warum muss ich am Fußende schlafen? Ich kenne dich länger. Ben kann ans Fußende", erwidert Linda, was mich zum Lachen bringt.

Wir frühstücken noch gemeinsam zu Ende und dann kommen auch schon die ersten Helfer. Bens Eltern, seine Geschwister mit Ehepartnern, meine Eltern und Sophie. Es geht ziemlich schnell, dass alles eingeladen ist. Meine Eltern bringen einige der Möbel hier in Hamburg in ein Lager, damit Sophie die Sachen vielleicht einmal übernehmen kann oder wir sie holen, wenn wir im Haus sind und wissen, was wir brauchen und wollen.

Leon und Tina fahren einen Sprinter nach München und Sophie, Linda und ich fahren im anderen Sprinter. Der Rest bleibt hier in Hamburg.

Ich drehe mich noch einmal zurück in die Wohnung und denke an den Tag als Linda und ich hier eingezogen sind. Wir hatten nur sehr wenige Möbel und waren gerade beide 18. Wir haben es uns hier mit der Zeit immer wohnlicher eingerichtet. Und es fällt mir schwer, die Wohnung hinter mir zu lassen. Aber jetzt beginnt ein neues Abenteuer!

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