45. Du bist immer Thema

Als wir draußen sind, zieht Ben mich zu sich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Dann laufen wir Hand-in-Hand zum Auto. Sophie läuft mit Kopfhörern auf den Ohren und Handy in der Hand hinter uns her.

Ben schließt das Auto auf und wir steigen alle ein. Ich hätte ihr angeboten vorne zu sitzen, aber sie geht zur hinteren Tür ohne uns eines Blickes zu würdigen.

"Wo muss ich hin?", fragt Ben. Ich gebe erst Sophie die Möglichkeit zu antworten, aber sie reagiert nicht. Also erkläre ich Ben den ersten Teil und sage ihm, dass ich ihn einfach dirigiere.

Während der Fahrt gucke ich immer wieder zu Sophie, aber sie ist nur in ihr Handy vertieft. Bens Hand liegt die meiste Zeit auf meinem Oberschenkel und streicht beruhigend darüber. Bis auf das Radio, was im Hintergrund läuft und meine Ansagen, wo Ben lang muss, ist es im Auto ruhig.

Ich hänge meinen Gedanken nach und versuche irgendwie aus Sophie schlau zu werden. Aber einen richtigen Anhaltspunkt habe ich nicht.

"Du musst hier rechts und dann ist es das zweite oder dritte Haus auf der linken Seite", sage ich schnell zu Ben. Fast hätten wir die Straße verpasst, weil ich so in Gedanken war.

Ben biegt ab und wir halten kurz darauf vor Leonas Haus. Wir drehen uns beide ein wenig zu Sophie um. Sie blickt hoch und schnallt sich ab. Dann nuschelt sie ein kurzes "Danke und Tschüss!", bevor sie aussteigt.

"Gib mir einen Moment", sag ich zu Ben und öffne ebenfalls meine Tür. Ben nickt und so steige ich aus.

"Sophie?", frage ich und lege ihr meine Hand auf die Schulter. Sie dreht sich um und zieht ihre Augenbrauen hoch. Ihre Kopfhörer hat sie beim Aussteigen abgesetzt und packt sie jetzt in ihre Tasche.

"Wenn du mal reden möchtest, kannst du dich immer bei mir melden. Ich weiß, dass es manchmal schwierig ist, weil wir nicht mehr zusammen wohnen. Und es tut mir Leid, wenn ich nicht immer Zeit für dich habe, aber du wirst immer meine kleine Schwester bleiben und ich bin für dich da.", sage ich und nehme sie in den Arm. Erst lässt sie die Umarmung einfach über sich ergehen und zeigt keine Regung. Was für mich schon ein gutes Zeichen ist, da sie mich nicht sofort wegstößt. Und gerade als ich mich wieder lösen möchte, bewegt sie sich und legt ihre Arme um mich.

Sofort löst sich ein riesen Fels von meiner Brust und ich drücke Sophie noch näher an mich. "Ich hab dich lieb!", sage ich zu ihr und merke wie meine Augen sich mit Tränen füllen.

Wir werden unterbrochen als die Tür plötzlich aufgerissen wird. Wir lösen uns von einander und blicken zur Tür.

"Sophie! Da bist du ja! Oh, Mia, du bist ja auch hier", redet Leona los. Sie kommt auf uns zu und nimmt erst Sophie und dann mich kurz in den Arm.

"Hey, Leona!", begrüße ich sie auch. Bevor ich weiteres sagen kann, redet sie schon weiter. Sie hat schon immer viel geredet.

"Was machst du hier? Ach du hast wahrscheinlich einfach Sophie hergefahren, hab ich recht? Ah ja, da ist ja dein Auto. Fährst du direkt wieder? Ja, scheint so, du hast die Lichter angelassen. Oh mein Gott! Ist das Ben Hoffmann? Hast du ihn auch mitgebracht?", redet sie immer weiter und starrt dann mein Auto, naja eher Ben an. Dann nimmt sie die Hand hoch und winkt hektisch.

Da wende ich meinen Blick auch zum Auto. Ich sehe, dass Ben sich stark das Grinsen unterdrückt und dann einfach auch kurz die Hand hebt, bevor er mich ansieht und lächelt. Ich deute mit dem Kopf an, dass er aussteigen soll. Die Lichter vom Auto gehen aus und Ben steigt aus.

"Oh mein Gott! Es ist Ben Hoffmann. In meiner Einfahrt steht ein Profifußballer. Er ist in echt ja noch heißer als im Fernsehen!", flüstert sie Sophie aufgeregt zu, was mich zum Grinsen bringt.

"Darf ich vorstellen, dass ist Ben. Ben das ist Leona."

Während Ben Leona begrüßt, kommt aus ihr mehr oder weniger ein Quitschgeräusch raus. Ich beiße mir von ihnen auf die Wange, um nicht laut loszulachen. Es ist immer wieder lustig anzusehen, wie viele Leute auf Ben reagieren.

Wir betreiben noch ein wenig SmallTalk und Leona lässt es sich nicht nehmen ein Selfie mit Ben zu machen.

"Weißt du, aus unserer Stufe sind viele begeistert davon, dass mein zukünftiger Schwager Profifußballer ist. Du bist Thema Nummer eins bei uns an der Schule", sagt Sophie währenddessen zu mir.

"Was?", ich habe gewusst, dass viele Leute mich jetzt online sehen würden. Ich habe auch viele Nachrichten von Menschen bekommen, die ich mal kannte, aber lange keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte. Aber über meine ehemalige Schule und damit verbunden Sophies Schule habe ich nie nachgedacht.

"Ja. Du bist immer Thema. Und alle fragen mich aus. Über dich und über Ben. Sie wollen alles wissen. Und sie wollen plötzlich alle meine besten Freunde werden, um Ben kennenzulernen oder ins Stadion zu kommen, oder oder oder", erzählt Sophie. Ich bin irritiert woher ihre Offenheit plötzlich kommt, aber bin froh, dass sie mit mir redet. Gleichzeitig bin ich geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass das alles so einen großen Einfluss auf ihr Leben haben würde. Aber ich glaube, ich weiß jetzt, warum sie so beleidigt ist.

"Sophie, das tut mir unendlich leid! Nur weil ich entschieden habe mit Ben zusammenzusein und mir eine Zukunft aufzubauen, heißt das noch lange nicht, dass du da auch mit reingezogen werden kannst. Ich hatte keine Ahnung, dass das so einen Einfluss auf dein Leben hat. Und es tut mir ehrlich leid, dass dich jetzt so viele wegen mir belagern", erkläre ich Sophie ehrlich.

"Es ist einfach ein scheiß Gefühl. Du glaubst, dass dich jemand mag, weil du du bist. Und dann erfährst du sie findet einfach nur den Freund deiner Schwester heiß und will ihn kennenlernen. Ich stand so oft in deinem Schatten. Du warst immer beliebt an der Schule. Und du warst immer eine so coole Schwester. Aber ich fand es so toll als mich endlich alle mochten wegen mir und nicht wegen dir. Was glaubst du, warum ich mich von Anfang an in Kyle verliebt habe. Er mochte mich wegen mir und nicht wegen dir. Er hat nie Interesse an dir gezeigt. Und das klingt jetzt alles total gemein, aber so meine ich das nicht. Ich hab dich unfassbar lieb. Du bist meine große Schwester und ich könnte mir mein Leben nicht ohne dich vorstellen. Aber ich wollte einfach ich sein. Und seit du mit Ben zusammen bist, bist du immer und überall Thema. Papa ist begeistert von Ben und Mama ist hin und her gerissen zwischen Begeisterung über Ben und Sorgen um dich. Aber egal was, es geht zu Hause und in der Schule nur um dich", erzählt Sophie.

"Und die einzigen, die nicht so darauf fokussiert sind, sind Leona und Kyle?", frage ich. Sophie nickt. "Das alles tut mir wirklich leid. Ich hatte ja keine Ahnung. Sag mir, was ich tun kann und ich tue es!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top