36. Termin beim Frauenarzt
Am Abend liegen Ben und ich gemeinsam in meinem Bett. Linda war vorhin einmal da, um sich zu erkundigen, wie unser Gespräch verlaufen ist. Sie hat sich sehr für uns mitgefreut. Danach ist sie aber auch schnell wieder verschwunden und hat uns alleine gelassen.
"Mia?", beginnt Ben. Ich liebe halb in seinen Armen, allerdings mit ein bisschen Abstand, so dass wir uns anschauen können.
"Ja?", antworte ich.
"Warum hattest du so große Angst vor meiner Reaktion?", fragt Ben jetzt.
Ich beiße mir auf die Unterlippe bevor ich antworte: "Ich war vollkommen mit der Situation überfordert. Ich wusste im ersten Moment selbst nicht, ob ich das Baby möchte. Ich bin noch so jung. Und wir kennen uns noch gar nicht lange. Ich hatte das Gefühl, dass mir das alles über den Kopf wächst. Dann hatte ich einen Moment nur für mich und das kleine Wesen in mir. Noch bevor ich wusste, ob ich schwanger bin oder nicht. Und da habe ich so richtig realisiert, was es bedeutet, wenn wirklich ein Baby in meinem Bauch ist. Es ist mein Baby. Es ist ein Mini-Me. Und von da an war ich mir tief in meinem Inneren sicher, dass ich das Baby, mein Baby, auf keinen Fall aufgeben kann. Aber mit diesem Wissen kam auch die Angst: bin ich eine gute Mutter? Bin ich überhaupt in der Lage mich um ein Baby zu kümmern? Und was möchtest du? Du bist gerade mitten in deiner Karriere. Du hast viel zu tun. Und es könnte jederzeit passieren, dass du den Verein wechselst. Möchtest du dich da schon an ein Baby binden. Es waren einfach so viele Fragezeichen in meinem Kopf. Und ich hatte Angst, dass ich mich zwischen dir und dem Baby entscheiden muss. Und das möchte ich auf gar keinen Fall!"
Ich versuche alle meine Gedanken der letzten 24 Stunden irgendwie zusammen zu fassen.
"Ich bin ehrlich: meine erste Reaktion im Inneren war: ach du scheiße. Aber ab der zweiten Sekunde habe ich mich unfassbar gefreut. Ich wollte schon immer eigene Kinder. Und du bist eine unfassbar unglaubliche Frau. Und ich kann mir niemand besseren als Mutter für meine Kinder vorstellen. Außerdem kann ich mein Glück nicht fassen, wenn ich noch eine Mini-Version von dir als Teil meiner Familie zählen kann. Ich weiß, dass es nicht immer einfach wird. Aber ich weiß, dass ich nicht möchte, dass du jemals zwischen mir und unseren Kindern wählen musst. Ich liebe dich und unsere kleine Familie, die jetzt wächst."
Ich bekomme bei Bens Worten Tränen in die Augen. Ich überbrücke die Distanz zwischen uns und lege meine Lippen auf seine. "Ich liebe dich auch!" Ben zieht mich enger in seine Arme und gibt mir noch einen Kuss auf den Scheitel. Mit meinem Kopf an seiner Brust und dem Lauschen seines Herzschlages schlafe ich kurz darauf ein.
Ben und ich verbringen das gesamte Wochenende zusammen. Und ich fühle mich die ganze Zeit so als säße ich auf heißen Kohlen. Ich möchte unbedingt zum Frauenarzt und die Bestätigung bekommen, dass ich schwanger bin. Inzwischen habe ich eine Angst entwickelt, dass die Ärztin sagt, dass der Test falsch ist. Aus genau diesem Grund musste Linda am Samstag noch einmal los und Tests von sämtlichen Marken holen, damit ich noch mehr Tests machen kann. Es waren immer alle Tests positiv, was mich zumindest etwas beruhigt hat.
Ich habe bewusst Linda geschickt, weil ich Angst hatte, dass irgendwer Ben beim Schwangerschaftstest-Kauf sehen und erkennen würde und wir dann vermutlich ein großes Presse-Problem hätten.
Linda kommentierte das Ganze scherzhaft mit: "Uhh, ich könnte auch euer Presse-Problem werden und mit dieser Story reich werden und müsste nie wieder arbeiten."
Dafür hat sie einen Schlag auf den Oberarm von mir bekommen, aber wir haben alle darüber gelacht und haben die Idee weitergesponnen, dass Linda die einzige sein soll, der wir unsere neusten Informationen weitergeben, so dass sie unsere exklusiv-Reporterin ist. Aber all das war nur Ironie.
Heute ist endlich Montag. Ich habe sofort bei meiner Frauenärztin angerufen. Und ich hatte Glück, dass jemand kurz vor mir abgesagt hat, so dass ich den Termin haben konnte. Dafür mussten Ben und ich sofort los. Ben lässt dafür heute das Training ausfallen. Was meistens gar nicht so einfach ist, aber er konnte mit dem Argument, dass es eine sehr wichtige familiäre Angelegenheit ist, einen freien Vormittag rausschlagen.
Uns beiden war es sehr wichtig, dass wir zusammen zu dem Termin gehen. Ben wollte es auf gar keinen Fall verpassen und ich bin mir sicher, dass es für meine Aufregung gut ist, wenn er da ist, um mich zu beruhigen.
Jetzt sitze ich auf dem Stuhl im Behandlungszimmer und meine Ärztin betritt das Zimmer.
"Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?", fragt sie mich.
"Ich habe am Wochenende einen Schwangerschaftstest gemacht" - ich sehe, dass Ben schmunzelt, es waren vielleicht ein paar mehr - "und der war positiv. Deshalb wollte ich das hier bestätigen lassen und dann weiteres besprechen!", erkläre ich die Situation.
Meine Ärztin nickt verstehend und bittet mich meinen Bauch frei zu legen für den Ultraschall. Sie streicht das kalte Gel auf meinen Bauch und greift dann zum Ultraschallgerät. Ben sitzt auf einem Stuhl direkt neben mir und hält meine Hand.
"Ich darf gratulieren, Frau Waldorf, Sie sind schwanger."
Sofort löst sich eine Freudensträne aus meinem Auge und ich strahle über das ganze Gesicht. Ich drehe meinen Kopf zu Ben, der mich bereits ebenso glücklich anschaut. Ich sehe, dass auch er Tränen in den Augen hat. Dann lege ich meine Hand auf seine Wange und sage leise: "Wir werden wirklich Eltern."
"Ja, das werden wir", antwortet Ben ebenso leise und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel.
Meine Ärztin gibt uns einen Moment, während sie irgendwas im Computer einträgt. Dann wendet sie sich wieder an mich und erklärt mir, dass sie noch einen Bluttest mit mir machen möchte und mir noch ein paar Informationen weitergeben möchte. Ich nicke und wische mir das Gel vom Bauch.
Die Ärztin klärt uns über die weiteren Arztbesuche und mögliche Gefahren auf. Außerdem teilt sie uns mit, dass ich mich in der fünften Schwangerschaftswoche befinde, was ich mir schon gedacht habe, da das mit meiner Rechnung übereinstimmt. Da mein erster Termin hier sehr früh war, bittet sie mich in zwei Wochen noch einmal vorbei zu schauen, um das Ergebnis noch einmal zu verifizieren. Danach soll ich im vier Wochen Rhythmus wiederkommen. An der Anmeldung soll ich schon einmal alle Termine machen und in ein paar Tagen kann ich meinen Mutterpass abholen.
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