35. Bens Reaktion
Den restlichen Vormittag verbringen Linda und ich gemeinsam. Ich bin ihr wirklich dankbar, dass sie die gesamte Zeit bei mir ist. Eigentlich war sie heute Vormittag an ihrem freien Tag mit Moritz verabredet, aber sie hat es für mich auf heute Nachmittag verschoben. Ich habe ihr gesagt, dass das nicht notwendig ist, aber sie wollte mich auf keinen Fall alleine lassen. Im Anbetracht der Tatsache, dass sich die Situation heute Morgen fast in eine Panikattacke entwickelt hätte, ist das vielleicht eine gute Idee. Wir verbringen den Vormittag mit einem Gesellschaftsspiel nach dem nächsten.
Von Ben habe ich noch eine Nachricht bekommen, in der er mir auch noch einmal mitteilt, dass er heute schon kommt und in der er noch einmal beteuert, dass er mich liebt. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihm zu antworten. Zu groß war die Angst, dass er schon durch meine Nachricht weiß, was los ist.
Irgendwann sagt Linda: "Vielleicht sollten wir mal etwas essen."
"Ich habe keinen Hunger!", antworte ich. Vermutlich habe ich nur keinen Appetit. Ich bin immer noch aufgeregt wegen des anstehenden Gesprächs und Bens Reaktion.
"Das verstehe ich, aber ich glaube trotzdem, dass du was essen solltest. Immerhin isst du jetzt für zwei." Ich möchte mich gerade dazu durchringen ihr zuzustimmen, als es an der Tür klingelt. Ich gucke überrascht zu Linda.
"Meinst du er ist schon da?", frage ich irritiert.
"Das kann sein, man fliegt eine Stunde 15. Und das Telefonat ist inzwischen über vier Stunden her", antwortet Linda. "Machst du auf?", fragt sie noch. Ich nicke und stehe auf. Während ich zur Tür laufe, höre ich wie Linda aufräumt.
Durch unsere Kamera sehe ich, dass wirklich Ben vor der Tür steht. Und so wie seine Haare aussehen, ist er sich sehr oft da durch gefahren. Ich öffne die Tür und Ben läuft ins Haus. Es vergehen gefühlte Ewigkeiten bis er oben ist. Als er endlich vor mir steht, falle ich ihm sofort in die Arme und lasse allen Tränen freien Lauf. Ben wirkt kurz überfordert, aber schließt dann seine Arme um mich.
Er bugsiert uns beide in die Wohung und schließt die Wohnungstür. Ich höre mit halbem Ohr, wie Linda und Ben sich erst begrüßen und Linda dann die Wohnung verlässt.
"Mia?", fragt Ben und drückt mich ein wenig weg, um mir ins Gesicht zu schauen.
"Egal, was passiert ist, Mia, ich bin für dich da."
Ich nicke und vergrabe mein Gesicht wieder in Bens Brust. Ich atme tief ein und sein Geruch scheint mich zu beruhigen. Auch sein regelmäßgies Streicheln über meinen Rücken hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Sobald ich mich mehr oder weniger beruhigt habe, löse ich mich von Ben. Ich nehme seine Hand und führe ihn zum Sofa. Ich sehe, dass er unbedingt wissen möchte, was passiert ist. Ich sehe Verwirrung, Sorge und Angst in seinem Blick. Dennoch fragt er nicht nach, sondern gibt mir die Zeit, die ich brauche.
"Warte kurz hier", bitte ich Ben. Das sind meine ersten Worte, seit er hier ist. Er nickt sofort und setzt sich auf das Sofa. Ich gehe in mein Zimmer, um den Schwangerschaftstest zu holen. Ich nehme ihn in die Hand und schaue noch einmal drauf. Das habe ich schon gestern mehrfach gemacht, um sicher zu gehen, dass der wirklich positiv war. Ich atme noch einmal tief durch und gehe zurück zu Ben. Er sitzt mit dem Kopf in den Händen auf seine Knie gestützt.
"Ben?", frage ich sanft. Sofort hebt er seinen Blick und schaut mich an. Ich setze mich neben ihn. Dann atme ich noch einmal tief durch und zeige ihm dann den Test. Dazu sage ich: "Ich bin schwanger!"
Ich sehe die Überraschung in Bens Gesicht. Er schaut zwischen mir und dem Test hin und her. Er scheint die richtigen Worte zu suchen. Ich denke er ist überfordert mit der Situation. Das widerrum führt dazu, dass ich glaube, dass er das Kind nicht will, was zu Tränen meinerseits führt. Ich möchte dieses Kind und dass ist mir in den letzten, sind es schon 24, Stunden klar geworden.
"Du bist schwanger", wiederholt Ben. Ist das jetzt etwas gutes? Oder nicht? Es scheint gerade ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, seinen Blick zu deuten.
"Du bist schwanger!", wiederholt er noch einmal, dieses Mal deutlich fröhlicher: "Wir bekommen ein Baby?", fragt er jetzt. Ich nicke und für meine Tränen gibt es kein Halten mehr.
"Willst du das Baby nicht?", fragt Ben jetzt alamiert.
"Doch!", antworte ich schniefend "aber ich hatte Angst, dass du es nicht willst."
Ben schließt mich in die Arme: "Ich weiß, dass wir noch nicht oft über Kinderplanung gesprochen haben und das wir das noch nicht so früh geplant hatten. Aber ich war mir von Anfang an sicher, dass ich eine Familie mit dir möchte. Ein Baby ist somit das schönste Geschenk, was du mir machen kannst!"
In mir scheint eine ganze Lawine an Steinen von meinem Herzen zu purzeln. Ich bin unendlich erleichtert, dass Ben das Baby möchte und mich unterstützt.
"Ich liebe dich, Mia, und ich werde unser Baby genauso lieben!"
"Ich liebe dich auch!"
Mit diesen Worten küssen wir uns. Es tut so gut, Ben hier zu haben und mit ihm darüber zu sprechen. Und vor allem, dass wir beide das Baby wollen und uns darüber gemeinsam freuen können.
"Wie lange weißt du es schon?", fragt Ben mich. Wir sitzen jetzt zusammen auf dem Sofa und ich lehne an ihm, während er eine Hand auf meinem Bauch liegen hat.
Ich erzähle Ben, dass Linda die These aufgestellt hat und ich gestern den Test gemacht habe. Ich erzähle ihm, von meinen Ängsten, dass er mich verlassen würde, wenn er davon erfährt. Hier macht Ben sehr deutlich, dass er das auf gar keinen Fall tun würde. Ich erzähle Ben auch von heute Morgen. Wie schwer es für mich war, ihm nicht die Wahrheit zu sagen.
Ben erzählt mir dann, was er sich alles für Sorgen gemacht hat und welche Horrorszenarien er sich ausgemalt hat.
Wir reden sehr lange. Ich werde am Montagmorgen sofort beim Frauenarzt anrufen, um einen Termin zu machen, dass uns auch eine Ärztin bestätigt, dass ich schwanger bin. Außerdem sprechen wir darüber, dass wir ein bisschen warten wollen, bevor wir irgendjemandem davon erzählen, dass ich schwanger bin. Wir wollen es erstmal zu zweit erleben. Oder zu dritt, wenn man Linda mitzählt.
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