Das kann einfach nicht war sein. Ich bin 21. Ben und ich sind doch erst seit ein paar Monaten zusammen. Ich kann nicht schwanger sein.

"Mia, beruhig dich bitte. Mach dich nicht jetzt schon verrückt. Wir wissen doch noch gar nicht, ob du wirklich schwanger bist", redet Linda auf mich ein, während sie mich in den Armen hält und mir über den Rücken streichelt.

"Und wenn du wirklich schwanger bist, dann hast du immer noch verschiedene Optionen. Aber bitte hör auf so zu weinen. Es wird alles gut werden, dass verspreche ich dir!"

Ich versuche mich zu beruhigen und atme tief durch. Wobei mein einatmen nach wie vor sehr zittrig ist.

"Linda?", frage ich als ich mich etwas beruhigt habe und setze mich ein Stück auf.

"Ja?", antwortet Linda.

"Kannst du mir einen Schwangerschaftstest besorgen?", frage ich und merke wie der Kloß in meinem Hals wieder anschwillt.

"Natürlich!", stimmt Linda sofort zu und nimmt mich wieder in den Arm.

"Am besten gehe ich sofort los, dann kannst du das jetzt noch machen."

Ich nicke und so lässt Linda mich wieder los und steht auf. Sie läuft durch die Wohnung und sucht vermutlich alles zusammen, was sie jetzt braucht. Dann kommt sie wieder zu mir: "Kommst du solange alleine klar?", fragt Linda mich. Ich nicke. Sie schaut mich noch einmal prüfend an, bevor sie mich noch einmal in den Arm nimmt und mir einen Kuss auf den Kopf drückt. Dann verschwindet sie durch die Tür und ich bin alleine.

Ich setze mich etwas aufrechter aufs Sofa und ziehe mein Tshirt soweit hoch, dass mein Bauch frei liegt. Dann lege ich meine Hand vorsichtig darauf und streiche sanft über meinen Bauch.

"Hallo, du kleines Wesen. Ich weiß nicht, ob du wirklich in mir wohnst, aber wenn ja, dann möchte ich dir etwas sagen", spreche ich leise. "Es ist nicht so, dass ich dich nicht will. Ich wollte immer ein Baby und ich will es auch immer noch. Aber ich habe es im Augenblick nicht geplant. Ich wollte noch ein paar Jahre warten. Erstmal erwachsener werden, heiraten und so. Aber egal was passiert, ich hab dich lieb, denn wenn du wirklich da drin bist, bist du das erste kleine Wesen, dass jemals in mir wohnt."

Ruhig streiche ich mit meiner Hand über meinen Bauch und denke darüber nach, ob ich wirklich schwanger sein könnte. Müsste ich nicht irgendwas spüren? Wenn ich schwanger bin, bedeutet das, dass ein kleines Wesen in mir ist, dass müsste ich doch irgendwie spüren, oder nicht? Also natürlich noch keine wirklichen Bewegungen, aber so ein Gefühl müsste doch da sein, oder nicht?

Ich weiß nicht, wie lange ich so da sitze und tief in meinen Gedanken versunken bin, bis ich plötzlich höre, wie die Tür aufgeht. Schnell ziehe ich mein Tshirt wieder nach unten und drehe mich zur Tür.

Linda zieht gerade ihre Schuhe aus und hält neben der Tüte aus der Apotheke auch noch eine Tüte vom Bäcker in den Händen.

"Ich dachte, Donuts tun dir vielleicht ganz gut. Egal, was das Ergebnis sein wird", sagt Linda und winkt mit der Bäckertüte. Auf meinen Lippen bildet sich ein leichtes Lächeln. Donuts machen einfach alles besser.

"Möchtest du sofort den Test machen?", fragt Linda und setzt sich wieder zu mir.

"Ja, ich brauche einfach eine Antwort." Linda nickt und reicht mir den Test. Gemeinsam lesen wir die Anleitung, bevor ich mich mit dem Test ins Badezimmer begebe. Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich den Test aus der letzten Verpackungen nehme.

Nach wenigen Augenblicken verlasse ich das Badezimmer wieder und setze mich zu Linda auf das Sofa. Den Test lege ich auf dem Wohnzimmertisch ab. Jetzt heißt es warten. Linda stellt einen Wecker und nimmt dann meine Hände in ihre.

Wir sagen kein Wort. Aber das ist genau das, was ich gerade brauche. Ich bin nicht in der Lage, mich auf ein Gespräch zu konzentrieren. Ich versuche ruhig meine Atmung zu kontrollieren und nicht durchzudrehen.

Piep. Piep. Piep.

"Denk dran, egal was das Ergebnis ist, ich bin für dich da und unterstütze dich in allen Entscheidungen, die du triffst", spricht Linda, nachdem sie den Wecker abgeschaltet hat.

Ich atme tief durch, bevor ich Lindas Hände loslasse und mich nach vorne lehne, um den Test in die Hand zu nehmen. Vorsichtig drehe ich den Test, um das Ergebnis zu sehen. Ich spüre wie mein Herz rast. Gleichzeitig traue ich mich nicht weiter zu atmen und halte meine Luft an.

Sobald ich das Ergebnis sehe, setzt mein Herz für einen Schlag aus und rast danach weiter. Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Dann spüre ich, wie sich die erste Träne löst und meine Wange hinunterläuft.

"Mia?", fragt Linda mich nach einiger Zeit. Die Tränen laufen stumm meine Wangen runter. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Soll ich mich freuen?

"Es ist positiv. Ich bin schwanger", sage ich zu Linda. Dabei bewege ich mich kein Stück, sondern starre weiter den Test an.

"Wie geht es dir damit?", fragt Linda vorsichtig und rutscht neben mich und legt eine Hand auf meinen Rücken.

"Ich weiß es nicht", antworte ich ehrlich. In mir wächst ein kleines Wesen heran, dass mein Kind ist. Mein Fleisch und Blut. Ein kleines Mini-Me. Je weiter ich darüber nach denke, fange ich an zu lächeln. Dann wiederhole ich "Ich bin schwanger!" Dieses Mal ist es deutlich freudiger.

Linda fällt mir um den Hals und drückt mich fest an sich.

"Ich wollte immer schon eigene Kinder. Ja, das war jetzt noch nicht geplant, aber warum nicht?"

"Ich bin mir sicher, du wirst eine großartige Mutter werden! Und Ben wird ein großartiger Vater."

Ich halte inne. Ich muss es Ben sagen, was wird Ben sagen? Sofort bereitet sich eine große Sorge in mir aus und meine Augen füllen sich wieder mit Tränen.

"Oh nein! Was ist jetzt los?", fragt Linda sofort.

"Was ist, wenn Ben das alles zu schnell geht? Wenn er das Kind nicht will? Ich kann das Baby nicht abgeben, es ist doch meins", antworte ich leicht panisch.

"Mia, beruhig dich. Bitte mal die dir nicht sofort das schlimmste Szenario aus! Du bist doch sonst nicht so pessimistisch. Ben liebt dich und ich wette er würde sich über eine Mini-Mia freuen!"

Ich nicke vorsichtig und versuche mich zu beruhigen. Dann fange ich an darüber nachzudenken, was jetzt die nächsten Schritte sein werden.