31. Alles in Ordnung?

"Ist Philip schon weg?", fragt Linda in dem Moment. Frustriert schnaufe ich. Wie können die zwei so in ihrer eigenen Welt sein, dass sie gar nichts mehr mitbekommen?

"Ja!" Das ist alles was ich sage. Dann stehe ich wieder auf und ziehe Ben mit in mein Zimmer.

Er lässt sich auf mein Bett fallen und schaut mich fragend an: "Alles in Ordnung?"

Ich gebe einen frustierten Laut von mir, bevor ich antworte: "Ich habe das Gefühl als würde Linda sich überhaupt nicht mehr für ihre Umwelt und ihre Mitmenschen interessieren, sobald Moritz da ist." Während ich mich aufrege, laufe ich im Zimmer auf und ab. Ben hat sich etwas aufgesetzt und folgt mit seinem Blick meinen Bewegungen.

"Naja, die beiden waren eine Zeitlang getrennt und befinden sich jetzt in der rosarot Phase."

"Aber das ist nicht mehr normal! Die beiden sind zu nichts zu gebrauchen, wenn die zusammen sind. Und überhaupt, wie konnte Linda es zulassen, dass Philip wieder hierher kommt? Ist ihre Sicht so verschleiert und - ?" Hier unterbricht Ben mich und hält mich an meinen Händen fest, so dass ich direkt vor ihm stehe: "Jetzt atme erstmal tief durch. Was stört dich wirklich? Denn ich denke nicht, dass es dich wirklich stört, dass Moritz und Linda in ihrer frisch-verliebten Phase sind."

Ich atme tief durch. "Es fühlt sich einfach so unfair an. Linda kann Moritz täglich sehen, sie können einfach so auf Dates gehen und haben einen gemeinsamen Alltag. Ich wünsche mir das auch!"

"Das verstehe ich. Mir geht es doch ganz genauso. Und deshalb wollen wir doch auch zusammen ziehen. Es ist in Ordnung, dass du da ein wenig eifersüchtig bist. Aber Linda kann da nichts für. Sei nicht sauer auf sie. Freu dich für sie und freu dich darauf, dass wir das bald auch können."

Ben hat recht. Ich lege meine Arm um ihn und er zieht mich auf seinen Schoß. Ich vergrabe mein Gesicht in seinem Hals, während er mir immer wieder über den Rücken streicht. Wir verharren einige Zeit so bis wir uns ein wenig lösen und beginnen uns zu küssen.

Unser Kuss vertieft sich immer weiter, so dass wir kurz darauf in meinem Bett liegen. Ben auf mir und unser Kuss wir immer leidenschaftlicher. Weiter als küssen und kuscheln sind wir tatsächlich noch nicht gegangen, aber ich habe das Gefühl, dass sich das nun ändert.


Am nächsten Morgen wache ich in Bens Armen auf. Ich sehe, dass ich tatsächlich ausnahmsweise mal eher wach bin als er. Also stehe ich leise auf und ziehe mir Unterwäsche, eine Sportleggins und ein Tshirt von Ben an. Dann binde ich meine Haare noch in einen Zopf und verlasse leise das Schlafzimmer. Ich sehe Linda in der Küche sitzen mit einem Kaffee in der Hand. Ohne groß zu überlegen, nehme ich sie spontan in den Arm. Sie wirkt kurz überrascht, aber erwidert die Umarmung sofort.

"Was ist denn mit dir los?", fragt Linda leicht lachend.

"Nichts. Aber mir ist gestern nochmal klar geworden, wie viel du und unsere Freundschaft mir bedeutet", sage ich zu ihr.

"Mir auch!"

Wir drücken uns noch einmal kurz und dann nehme ich mir auch einen Kaffee und so sitzen wir gemeinsam am Tisch und quatschen. Ich erzähle ihr von meinem Abend mit Ben und meinen Plänen zum Umzug.

"Es tut mir übrigens Leid!", sagt Linda auf einmal.

"Was?", frage ich irritiert.

"Die Sache mit Philip. Ich wusste nicht, dass er kommt und hätte ihn vermutlich auch nicht reingelassen. Er ist mit Moritz zusammen gekommen. Und ich konnte ihn wegen Moritz nicht einfach rausschmeißen, auch wenn ich es unterschwellig versucht habe."

"Alles gut. Ich war sehr überrascht und weiß immer noch nicht, was er will, aber es ist mir auch egal. Ich habe Ben und ich weiß, dass er mir vertraut. Es ist mir egal, was Philip zu sagen hat, denn es wird nichts an meinen Gefühlen zu Ben ändern."

"Du bist nicht böse?", fragt Linda hoffnungsvoll.

Ich schüttel den Kopf: "Nein, bin ich nicht!"

"Und? Rufst du ihn an? Oder triffst du dich mit ihm?", fragt sie jetzt.

"Ich weiß es nicht. Eigentlich hält mein Interesse sich in Grenzen, aber ich denke er wird nicht locker lassen. Und dann ist es mir lieber, dass ich ein Treffen mit ihm verabrede, als dass er mich wieder mehr oder weniger stalkt", erkläre ich. Worauf Linda verstehend nickt.

"Und jetzt genug davon! Ich will etwas essen", sage ich dann und bringe damit Linda und mich zum lachen.

"Wollen wir den Tisch vorbereiten und dann die Schlafmützen wecken?", schlägt Linda vor. Ich nicke und so setzen wir den Plan in die Tat um.

Ich gehe leise in mein Schlafzimmer und sehe, dass Ben tatsächlich immer noch schläft. Als trete ich an mein Bett und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Er schlägt seine Augen auf und lächelt mich an.

"Guten Morgen!", rufe ich.

"Morgen", antwortet Ben, jedoch nicht ganz so euphorisch. Was vermutlich daran liegt, dass er gerade erst wach geworden ist.

"Linda und ich haben Frühstück gemacht. Kommst du auch?"

"Was ist, wenn ich darauf jetzt mit nein antworte?", fragt Ben und zieht eine Augenbraue hoch.

"Dann esse ich auch nur mit Linda oder auch Moritz, falls er aufgestanden ist."

"Hmmmmm", gibt Ben zurück. "Gib mir fünf Minuten", ergänzt er dann noch. Ich drücke ihm noch einen Kuss auf und verlasse dann wieder das Zimmer.

Weder Linda noch Moritz sind in der Küche, also fülle ich einfach meine Kaffeetasse wieder auf und setze mich an den Tisch. Kurz danach kommt erst Linda, dann Ben und dann Moritz dazu. Sie alle nehmen sich Kaffee und dann frühstücken wir gemeinsam.

Das Frühstück verläuft sehr ruhig, da wir alle irgendwie unseren eigenen Gedanken hinterher hängen. Das einzige worüber wir so wirklich spreche, ist die weitere Tagesplanung. Ben und ich fahren zum Mittagessen zu Leon und Tina. Moritz und Linda wollen sich heute zusammen setzen und ihren Urlaub buchen. Mehr haben sie dazu allerdings auch noch nicht geplant. Wir räumen noch zusammen die Küche auf und gehen dann nacheinander alle ins Badezimmer. Mit vier Leuten dauert es tatsächlich eine ganze Weile bis alle fertig sind, wenn nur ein Bad zur Verfügung steht, weshalb Ben und ich uns dann auch direkt komplett fertig machen und uns auf den Weg zu Leon und Tina machen.

Das Mittagessen mit den beiden ist sehr schön. Die beiden haben zusammen für uns Lasagne gekocht und wir sitzen jetzt gemeinsam am Esstisch. Wir reden über viele verschiedene Dinge und ich fühle mich auch bei den beiden sehr wohl. Tina ist genau wie ich 21 und ist auch hier in Hamburg geboren und groß geworden. Sie studiert aktuell noch dual soziale Arbeit. Wir sind von Anfang an auf einer Wellenlänge und verstehen uns wirklich gut. Auch mit Bens Bruder Leon komme ich gut klar und so verbringen wir einen sehr schönen Nachmittag zusammen.

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