29. Ich habe dich vermisst!
Heute ist Freitag, was bedeutet, dass ich Ben wieder sehe. Ich habe die Woche immer mal wieder über einen Umzug nach München nachgedacht und habe mich zu 95 Prozent dazu entschieden es zu machen. Ich weiß, dass wir uns noch nicht so lange kennen. Und vielleicht funktioniert das mit uns auch nicht und wir sind nicht "End-Game", aber ob wir das sind, finde ich nicht heraus, wenn wir so viele Kilometer auseinander wohnen und uns nur hin und wieder am Wochenende sehen. Wir müssen einen gemeinsamen Alltag erleben, um herauszufinden, ob wir zusammen passen.
Und wenn die Beziehung dann doch endet, was ich wirklich nicht hoffe, dann habe ich etwas gewagt und was neues ausprobiert. Ich habe mein Leben lang in Hamburg gelebt und vielleicht ist es einfach mal Zeit etwas neues auszuprobieren und zu erleben.
Ich packe meine Sachen zusammen und stelle den Ordner weg an dem ich bis eben gearbeitet habe. Mein Chef war heute nicht im Haus. Ich weiß nicht, ob er von zu Hause gearbeitet hat oder sich frei genommen hat. Alles was ich weiß, ist, dass ich keine Telefonate an ihn durchstellen sollte und er nicht da war. Aber ich muss sagen, dass hat alles entspannter gemacht. Natürlich musste ich dadurch mehr telefonieren und allen erklären, dass er nicht zu sprechen ist, aber ich musste immerhin seine Launen nicht ertragen und das ist ausreichend genug, um es zu einem entspannteren Tag als die restlichen zu machen.
Die letzten Tage waren unfassbar anstrengend und ich freue mich sehr auf mein Wochenende. Am liebsten würde ich einfach bis Montag morgen in meinem Bett oder auf dem Sofa liegen, aber gleichzeitig möchte ich so viel Zeit wie möglich mit Ben verbringen.
Ich komme Zuhause an und schließe die Wohnungstür auf. Linda ist heute alleine gefahren, da sie einen Außendienst am Vormittag hatte und dann eher Feierabend machen wollte. Auf dem Sofa entdecke ich Moritz und Linda, die auf Moritz' Schoß sitzt. Sie knutschen heftig. Bevor ich mich wegdrehe, sehe ich noch wie Moritz Hand unter Lindas Oberteil fährt.
Okay, das ist mein Zeichen. Ich räusper mich. Dadurch fahren Linda und Moritz geschockt auseinander uns schauen erschrocken zu mir.
"Huhu", sage ich grinsend.
"Was machst du denn hier?", fragt Linda irritiert.
"Ich wohne hier", antworte ich augenzwinkernd.
"Ja, aber ich meine jetzt schon", erwidert Linda.
"Schon? Wir haben halb sechs!"
"Oh!" Das bringt mich zum Lachen.
"Keine Sorge, ich ziehe mich nur kurz um und dann kommt Ben und holt mich ab und wir gehen an den Hafen etwas essen." Mit diesen Worten verziehe ich mich in mein Zimmer. Ich wechsel mein Arbeitsoutfit in eine weiße Jeans und einen schwarzen Pullover. Meine Haar löse ich aus meinem Zopf und käme meine Haare noch einmal durch in der Hoffnung, dass diese dämliche Zopfkante verschwindet. Es ist ein bedingter Erfolg, aber da es klingelt, ist es mir egal.
„Ich geh schon!", höre ich Linda rufen. Daher kann ich mir noch in Ruhe meine schwarzen hohen Stiefeletten anziehen und mein Portmonee und Handy in eine kleine Handtasche packen. Dann höre ich auch schon Bens Stimme, wie er Linda und Moritz begrüßt.
Ich drehe mich um und laufe aus dem Zimmer, um kurz danach Ben in die Arme zu fallen. Es waren zwar nur wenige Tage, aber ich hatte eine wirklich anstrengende Woche und bei Ben fühle ich mich einfach Zuhause.
„Hi!", begrüßt Ben mich, was ich erwidere. Dann löse ich mich ein wenig von ihm und wir küssen uns zur Begrüßung. Als wir den Kuss beenden, lehnt Ben seine Stirn an meine und sagt: „Ich habe dich vermisst!" „Ich dich auch!", gebe ich zurück und drücke ihm noch einen kurzen Kuss auf den Mund.
„Wollen wir los?", fragt Ben mich. Ich nicke. Also verabschieden wir uns von Linda und Moritz und laufen in die Tiefgarage. Ben ist mit Mike hierhergefahren und er hat ihn auch hier abgesetzt. Ich habe Ben auch dazu überredet bei uns zu schlafen. Er wollte im Hotel schlafen damit er keine Umstände macht. Das habe ich ihm schnell ausgeredet und ihm klar gemacht, dass er immer willkommen ist. Er hat dann irgendwann nachgegeben, da ich ihm erklärt habe, dass wir viel mehr Zeit zusammen haben, wenn er bei mir wohnt über das Wochenende.
„Alles in Ordnung mit dir? Worüber denkst du nach?", unterbricht Ben meine Gedanken.
„Darüber, dass ich mich freue, dass du hier bist."
„Darüber freue ich mich auch!" Ben zieht mich ein Stück näher und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Willst du fahren oder soll ich?", fragt er dann noch als wir bei meinem Auto ankommen.
„Du musst nicht fahren, du bist heute schließlich schon so viel gefahren!", antworte ich.
„Du weißt, dass mich das nicht stört und ich gerne fahre", gibt Ben zurück.
„Na gut!", mit diesen Worten reiche ich ihm die Autoschlüssel und begebe mich auf die Beifahrerseite. Ich fahre tatsächlich gar nicht so gerne Auto. Also es ist in Ordnung als Mittel zum Zweck, aber wenn ich die Wahl habe, werde ich lieber gefahren. Vor allem stresst mich immer das Parken. Und am Hafen ist es häufig wirklich katastrophal zu parken, besonders wenn die Hälfte der Menschen auch noch immer anderthalb Parkplätze blockieren. Daher bin ich auch umso dankbarer, dass ich hier einen Stellplatz in der Garage habe.
Auf dem Weg zum Hafen unterhalten wir uns über unsere Wochen und Ben erzählt kurz von der Fahrt hierher. Insgesamt vergeht die Zeit aber auch sehr schnell. Ben parkt und dann steigen wir aus. Ben nimmt meine Hand und so laufen wir Hand in Hand zum Restaurant. Ich nenne meinen Namen und so führt der Kellner uns zu unserem Tisch.
Meine Gedanken schweifen wieder zu einem Umzug nach München. Wenn ich das mache, können wir immer Händchenhaltend durch die Gegend laufen. Wir können regelmäßig gemeinsam essen, sei es im Restaurant oder auch zu Hause. Und vor allem können wir uns einfach immer sehen ohne lange Autofahrten.
„Du bist heute wirklich viel in Gedanken", amüsiert sich Ben nachdem wir unser Essen bekommen haben.
„Tut mir leid! Auf der einen Seite bin ich geschafft von der Woche. Auf der anderen Seite freue ich mich so sehr, dass du hier bist und" - ich mache eine kurze, atme tief durch und spreche dann weiter „und ich freue mich darauf, wenn sowas bald regelmäßig möglich ist!"
Ben zieht fragend die Augenbrauen hoch: „Was meinst du jetzt genau?"
„Genau das was ich gesagt habe! Ich freue mich darauf, wenn wir demnächst regelmäßig zusammen essen gehen können und uns vor allem regelmäßig sehen können." Ben weiß immer noch nicht sicher worauf ich hinaus möchte, weshalb ich weiter erkläre: „Ich habe die letzte Woche viel darüber nachgedacht und auch lange mit Linda gesprochen. Ich will nach München ziehen!"
Ben steht sofort auf, schließt mich in die Arme und küsst mich dann. Ich genieße es sofort und erwidere den Kuss.
„Ich liebe dich!", flüstert er gegen meine Lippen und vereint diese dann wieder miteinander. Als wir uns wieder lösen erwidere ich: „Ich liebe dich auch!"
Ben setzt sich wieder und fragt dann: „Bist du dir wirklich ganz sicher? Hast du auch mit deinen Eltern gesprochen?"
„Ja, ich bin mir ganz sicher! Nein, habe ich noch nicht, aber das ist mein Plan für nächste Woche. Ich wollte, erst mit dir sprechen. Und klären, ob das für dich wirklich in Ordnung ist!"
„Und ob das in Ordnung ist! Ich räume sofort die Schränke aus, damit du Platz hast, wenn du das willst! Also vorausgesetzt, du willst bei mir einziehen und nicht in eine eigene Wohnung ziehen."
Will ich lieber eine eigene Wohnung und mit bei Ben einziehen? Irgendwie hatte ich das nicht so konkret durchdacht. Also ich habe sehr viel über all das nachgedacht, aber nicht so genau über das, wo in München.
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