Ein Licht in der Dunkelheit

Hongjoong saß zitternd in der stickigen, engen Kammer, die er seit Tagen nicht verlassen hatte. Der Sklavenmarkt war ein Ort, der nach Angst und Verzweiflung roch, ein Ort, an dem Träume erstickt und Leben zerstört wurden. Die Jahre im Sklavenlager hatten ihn gelehrt, dass Hoffnung eine gefährliche Illusion war.

Er war acht Jahre alt, aber sein kleiner Körper wirkte noch jünger. Die schmutzige Kleidung hing lose an ihm, und seine lilafarbenen und blauen Augen – ein seltenes, faszinierendes Merkmal – waren stumpf und leer, wie ein Fenster zu einer Seele, die zu oft verletzt worden war.

Dann öffnete sich die Tür, und ein Lichtstrahl fiel in die Dunkelheit. Zwei Männer traten ein, begleitet von einem bedrohlich aussehenden Alpha, der der Besitzer des Marktes war. Hongjoong zuckte unwillkürlich zurück, sein Herz raste.

„Das ist er," sagte der Marktbesitzer, seine Stimme rau und emotionslos. „Ein Omega. Schwach, aber hübsch. Mit den Augen könnt ihr ihn teuer weiterverkaufen."

Doch der andere Mann, ein großer, beeindruckender Alpha mit einem harten, aber zugleich nachdenklichen Blick, ignorierte die Bemerkung. Seine Anwesenheit strahlte Autorität aus, und doch war da etwas in seinen Augen – etwas Weiches, das Hongjoong verwirrte.

„Ich kaufe ihn," sagte der Mann mit fester Stimme.

Der Marktbesitzer grinste. „Ein guter Kauf, König Park."

König? Hongjoong verstand nicht, was das bedeutete, aber er spürte, dass etwas anders war. Der Alpha trat näher und kniete sich schließlich hin, um ihm auf Augenhöhe zu begegnen.

„Ich bin hier, um dich mitzunehmen," sagte er leise. Seine Stimme war warm, fast beruhigend. „Nicht, um dir weh zu tun. Du wirst nie wieder zurückkommen müssen."

Hongjoong starrte ihn mit großen Augen an. Er hatte in seinem jungen Leben nie erlebt, dass jemand so sanft mit ihm sprach. Er wusste nicht, ob er ihm glauben sollte, doch der Wunsch, diesem Ort zu entkommen, war stärker als seine Angst.

Im Schloss war alles anders. Die Luft roch sauber, der Boden war warm und fest unter seinen Füßen, und niemand schrie oder schlug ihn. Doch trotz all dessen konnte Hongjoong nicht aufhören, sich wie ein Eindringling zu fühlen.

Kang Yeosang, der Schlossarzt, kümmerte sich als Erster um ihn. Der Mann hatte ein sanftes Lächeln und bewegte sich ruhig, als er Hongjoong's Wunden untersuchte. „Das wird heilen," sagte er leise, als er einen Verband anlegte. „Aber du musst mir Bescheid geben, wenn etwas weh tut, okay?"

Hongjoong nickte stumm. Worte fühlten sich schwer an, als wären sie ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte.

Nachdem Yeosang fertig war, klopfte es an der Tür, und ein großer Mann trat ein. Sein Duft war sanft und erdig, wie frisch gemahlener Kaffee. Hongjoong spürte, wie seine Angst sich ein wenig legte, als der Mann lächelte.

„Das ist Jeong Yunho," stellte Yeosang ihn vor. „Er wird sich um dich kümmern."

Yunho kniete sich vor ihn, genauso wie Seonghwa es getan hatte, und seine Stimme war genauso warm. „Hallo, kleiner Mann. Ich bin Yunho. Es ist schön, dich kennenzulernen."

Hongjoong starrte ihn an, unsicher, was er tun sollte. Doch als Yunho seine Hand ausstreckte, um ihm zu helfen, fühlte Hongjoong einen unerklärlichen Drang, ihm zu vertrauen. Er zögerte nur einen Moment, bevor er sich langsam nach vorne lehnte und sich an Yunho's Brust schmiegte.

Yunho erstarrte kurz, überrascht von der plötzlichen Nähe, bevor er beruhigend über Hongjoong's Rücken strich. „Hey, alles ist gut. Du bist hier sicher," flüsterte er.

Zum ersten Mal in seinem jungen Leben fühlte Hongjoong eine seltsame Wärme, die sich in seiner Brust ausbreitete. Es war keine Kälte des Schmerzes, keine heiße Angst, sondern etwas Sanftes, das ihn dazu brachte, seine Augen zu schließen und sich zu entspannen.

Von da an war der kleine Omega nicht mehr allein. Das Schloss wurde zu einem Ort, an dem er lernen konnte, was Sicherheit und Liebe bedeuteten, und Yunho wurde zu einer Figur, die er unbewusst als seine Zuflucht betrachtete. Doch tief in seinem Inneren wusste Hongjoong, dass die Schatten der Vergangenheit nicht so leicht zu vertreiben waren.

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