~•°Vertrauen°•~
Ich stand mit dem Rücken an der Tür und war kurz vor einem Herzinfarkt. Mir wurde von diesem ganzen Chaos extrem schwindelig und als dann Micah aus der Küche auf mich zukam und redete, hörte ich ihn nur noch wie unter Wasser.
Es passierte alles so schnell und doch kam es mir vor wie in Zeitlupe.
Vorsichtig zog er mich an der Hand weg von der Tür und als dann Cody und nicht Kiyan vor der Tür stand, holte ich zum erstmal Mal seit gefühlten Minuten wieder Luft.
Ich setzte mich auf die Treppenstufen gegenüber der Haustür und fasste mir an mein viel zu schnell schlagendes Herz. Cody ging vor mir in die Hocke, schnippste mehrmals mit den Fingern, während Micah mit einem Glas Wasser vor mir auftauchte. Hatte ich etwa wirklich einen Infarkt?
"Mia?", hörte ich Codys Stimme, der mir so nah war und sich gleichzeitig meilenweit entfernt anhörte.
"Wir sollten ihre Mutter anrufen?", meinte dann Micah und sofort griff ich nach seiner Hand und schüttelte verneinend mit dem Kopf. Allein diese wenigen Bewegungen kosteten meine gesamte Kraft. Meine Mutter würde mich sicher in die Klapse stecken wenn sie mich so sehen könnte, dass musste ich vermeiden.
Als Cody dann Micah zunickte und der um die Ecke verschwand, wusste ich, dass mein Kopfschütteln nichts gebracht hatte. Panisch versuchte ich aufzustehen, doch sackte sofort wieder zusammen. Ein Zustand der mir einfach nur Angst machte.
"Steck deinen Kopf zwischen deine Beine", hörte ich Cody und beugte mich nach vorne über, um meinen Kopf zwischen meinen Knien fallenzulassen. "Und jetzt tief atmen."
Ich tat was er sagte und spürte seine Hand in meiner. Mit geschlossenen Augen hörte ich meinem Atmen zu, der immer langsamer wurde und dadurch beruhigte sich dann auch mein Herz nach und nach wieder.
Das sanfte Streicheln von Codys Daumen über meinen Handrücken brachte mir die Entspannung, die ich bitter nötig hatte und endlich kamen mir die Geräusche um mich herum wieder normal vor. Darüber war ich einfach nur unendlich dankbar, denn ich hatte schon befürchtet, nie wieder aus diesem Zustand entkommen zu können.
Die Zeitlupe verschwand und ich erhob langsam wieder den Kopf, um in Codys besorgtes Gesicht zu schauen.
Micah kam dann auch zurück und setzte sich breitbeinig hinter mich, um mich am Oberkörper an sich zu ziehen. So saß ich eine Weile zwischen seinen Beinen und lehnte mit dem Kopf an seiner Brust, während er seine Arme um mich herum und seinen Kopf auf meiner Schulter platzierte.
"Ich bin da", flüsterte er mir ins Ohr und ich nahm vor lauter Panik über das Geschehene nichtmal mehr wahr, dass es leise an der Tür klopfte. Erst als Kiyan mit meiner Mutter plötzlich vor mir stand, drehte mein Herzschlag wieder auf und ohne Micahs Arme um mich, wäre ich wohl wieder in diesen unerträglichen Zustand gefallen.
"Was ist denn los?", hörte ich meine Mutter und schaute sie hilfesuchend an. Ich kam im Moment zwar überhaupt nicht mehr mit ihr klar, aber ich war nie glücklicher, meine Mama bei mir zu haben. Kiyan beachtete ich überhaupt nicht. Es war mir in dem Moment auch völlig egal, ob er Chloe erwischen würde. Ihm und seiner Art hatte ich meinen Herzinfarkt vermutlich zu verdanken.
"Wir fahren nach Hause", nahm meine Mutter meine Hand und bedankte sich dann noch bei Micah fürs Anrufen.
Ich wurde von ihr zu Thomas Auto gezogen und sie setzte sich zusammen mit mir auf die Rückbank, während Kiyan vorne Platz nahm und den Motor startete. Angsterfüllt kuschelte ich mich an die Schulter meiner Mutter, die unaufhörlich über meine Haare streichelte.
"Wir sind gleich zu Hause. Alles wird gut", flüsterte sie beruhigend und ich schlief mit dem Blick in den Innenspiegel ein, in dem ich als letztes Kiyans Augen sah, bevor alles schwarz wurde.
****
Als ich in meinem Bett irgendwann wach wurde, kam mir alles wieder ganz normal vor. Draußen war es mittlerweile schon dunkel und ich musste erstmal auf mein Handy schauen, um überhaupt realisieren zu können, welche Uhrzeit es war.
2 Uhr nachts. Wie lange hatte ich bitte geschlafen?
Immernoch erschöpft legte ich mein Handy auf den Nachttisch und ignorierte die hundert Nachrichten von Micah. Ich war zu müde und wollte nur schnell etwas trinken und weiterschlafen.
Leise öffnete ich meine Tür und tapste in die Küche, um mir eine Flasche Wasser zu nehmen und hastig wieder im Zimmer zu verschwinden, doch kaum wollte ich meine Tür schließen, hörte ich eine andere und dann stand auch schon Kiyan in Boxershorts vor mir und schaute mir besorgt entgegen.
"Können wir reden?", flüsterte er leise und kam einige Schritte auf mich zu. Ich nickte nur und ließ ihn in mein Zimmer, um direkt hinter ihm die Tür zu verschließen.
"Wie geht's dir?", fragte er als erstes und ließ mir nichtmal die Zeit mich zu setzen. Ich antwortete ihm nicht und machte es mir in Ruhe unter meiner Decke gemütlich, während er sich auf den Rand meines Bettes setzte.
"Besser", krächzte ich und nahm einige Schlucke des wohltuenden, kühlen Wassers, dass meinem Hals und mir einfach nur gut tat.
"Was war los? Du hast mir einen heftigen Schreck eingejagt", gab er dann zu und griff nach meiner Hand, doch ich zog sie schnell weg, drehte die Flasche zu und stellte sie auf meinem Nachttisch ab.
"Ich weiß es nicht", sagte ich und atmete tief durch. Ich war froh das es so dunkel in meinem Zimmer war. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen.
"Es tut mir leid", meinte er dann plötzlich senkte dabei seinen Kopf.
"Was genau?", fragte ich verwundert und setzte mich ein Stück weiter auf.
"Das ich meinte du bist wie alle anderen. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich sagte doch ich bin nicht gut für dich."
Er wusste es nicht, dass mit Chloe und ich fühlte mich verpflichtet es ihm zu sagen. Immerhin hatte er auch den Respekt sich bei mir zu entschuldigen, da sollte ich ihm doch auch beweisen, dass er mir vertrauen konnte, oder etwa nicht? Immerhin gab er sich vermutlich die Schuld für meine Panikattacke oder was auch immer das war, aber er war nicht schuld, sie war es.
"Kiyan", fing ich an und wartete dann, bis er mich wieder anschaute. "Ich habe bei Micah etwas gesehen und dadurch ging es mir plötzlich so schlecht, dass das alles einfach passiert ist."
Er sagte nichts und schaute mich immernoch an, während ich wusste, dass ich ihm vermutlich das Herz brechen würde.
Ich schloss kurz meine Augen, holte tief Luft und nahm seine Hand in meine, um irgendwie für ihn da zu sein.
"Chloe hat mit einem anderen rumgemacht."
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1050 Wörter
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