~•°Übertreiben°•~

Das Duschwasser, das warm und unaufhörlich auf mich herunterprasselte, gab mir ein so schönes Gefühl, dass ich Stunden hier eingesperrt hätte stehen können.

In dem kleinen Badezimmer wirkten meine Probleme nur noch winzig und auch die Kopfschmerzen verschwanden zu meinem  Glück komplett.

Die Vorfreude auf Kiyan ließ mich sogar immer wieder vor mich hinlächeln, auch wenn ich immernoch ein wenig frustiert über das Foto war, so war trotzdem der Einzige, den ich noch um mich herum ertragen konnte.

Juline... Chloe... Micah... Thomas.... Sie wurden ausgeblendet sobald Kiyan bei mir war und allein das, machte ihn zu einem Menschen, den ich irgendwie um mich herum brauchte, auch wenn ich mich damit irgendwie schon leicht abhängig von seiner Anwesendheit machte.

"Mia?! Kommst du bitte gleich raus!", klopfte meine  Mutter an die Tür und lenkte meine Aufmerksamkeit darauf, mir ein Handtuch zu schnappen und mich hastig abzutrocknen.

"Ich komme sofort!", rief ich ihr zu uns zog mir schnell meine Leggins und sein T-Shirt an, um dann noch meine Haare in ein weißes Handtuch zu wickeln.

Darauf gespannt, was sie wohl von mir wollte, öffnete ich die Tür und hoffte darauf, sie hätte endlich herausgefunden, was für ein Idiot Thomas war, aber als ich dann das Wohnzimmer betrat und beide Arm in Arm vorfand, wurde diese schöne Vorstellung wieder zerstört.

"Was ist denn?", fragte ich neugierig und ignorierte Thomas dabei komplett.

"Wir fahren jetzt schon los. Ich hatte ganz vergessen, dass du ja am Sonntag Geburtstag hast. Wir sind also Samstag wieder da", erklärte sie mir und kam dabei auf mich zu, um mich kurz und schmerzlos in ihre Arme zu nehmen.

Sollte ich kurz applaudieren, da sie noch wusste, wann ich Geburstag hatte?

Ich verkniff mir meine fiesen Gedanken und sah dann dabei zu, wie sie einen Koffer in ihre Hand nahm und mir noch alle möglichen Regeln aufzählte...

Keine Partys ... das war das absolute Verbot und da ich sowieso keine Freunde mehr hatte, interessierte mich das Thema feiern sowieso nicht mehr.

Essen wäre genug im Kühlschrank und wenn was wäre, sollte ich meinen Vater anrufen.

Geht klar!

Sie gab mir zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange und verließ dann mit ihrem Idioten das Haus, der mich zum Glück die ganze Zeit über nicht einmal beachtet hatte.

Allein, dass er einfach ging, ohne sich von Kiyan zu verabschieden, zeigte mir schon wie egal ihm alles zu sein schien. Was wollte meine Mutter nur von ihm? Sie war zwar zu mir wirklich kalt und verhielt sich oft egoistisch, aber bei Männern kam sie schon immer gut an, also wieso so einen dahergelaufenen Holzfäller daten?

Bei der Erinnerung an seinen Atmen auf meinem Gesicht und seine Nähe, musste ich mich sofort angewidert schütteln.  Hauptsache er war erstmal ein paar Tage weg. Das bedeutete für mich endlich entspannen zu können, ohne ständige Angst auf eine erneute Konfrontation mit ihm.

Ich ließ mich auf der Couch nieder, schaltete den Fernseher an und schaute dann nebenher irgendeine Sitcom, während ich wieder mal über die letzte Nacht nachdenken musste, doch ich wurde dann im Grübeln davon unterbrochen, dass ich hinter mir die Haustür hörte.

Lächelnd drehte ich mich um, doch mir verging schnell das Schmunzeln, als nicht nur Kiyan, sondern auch Zayn und Adam das Haus betraten.

Wieso hatte er sie mitgebracht???

Ich sah den Alkohol, den Zayn in der Hand hielt und die Pizzen, die gestapelt auf Adams Armen lagen. War das nicht auch schon ein kleiner Regelverstoß?

"Thomas hat mir geschrieben, dass sie schon weg sind", kam es von Kiyan, der seine Lederjacke auszog und sie auf einem der Stühle in der Küche überhing. Er kam dann auf mich zu, ließ sich neben mir in die Couch fallen und legte seinen Arm um mich. Allein durch seine Nähe war mir der Rest schon wieder egal, doch trotzdem überforderte mich die Anwesenheit der beiden anderen, die sich dann ebenfalls nach einer kurzen Begrüßung auf der Couch niederließen.

"Können wir kurz reden?", fragte ich Kiyan nervös, der daraufhin nickte und sofort stand ich auf und lief ihm vorraus in mein Zimmer. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, holte ich tief Luft und wollte endlich eins nach dem anderen ansprechen.

"Wieso hast du die Beiden mitgebracht?"

Er schaute mich stirnrunzelnd an und lehnte sich dabei mit dem Rücken an meine Tür. Wieder einmal fiel mein Blick auf sein enges dunkles Shirt und wieder einmal hätte ich mich dadurch fast ablenken lassen, doch ich schaute sofort wieder fragend in seine Augen.

"Ich wusste nicht, das du so dringend mit mir alleine sein wolltest", lächelte er und kam dabei auf mich zu, doch ich wich ihm elegant aus und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Mia, ich hab die beiden mitgebracht, damit sie mal nicht in ihrer kleinen Wohnung abhängen müssen", meinte er dann und wollte meine Hand nehmen, doch ich ließ es wieder nicht zu. Ich wusste nicht, was mich so sauer machte, aber irgendwie wollte ich in dem Augenblick seine Nähe nicht. "Was hast du denn? Ich kann sie auch wegschicken, gar kein Problem."

Ich verdrehte die Augen und holte einmal tief Luft.
"Es geht nicht nur um die Beiden. Es stört mich auch, dass Juline und Chloe bei Zayn waren, als du da warst. Du warst so komisch im Auto, nachdem du mit ihr gesprochen hattest und dann textest du auch noch mit ihr", ließ ich meine Gedanken heraus und beobachtete ihn bei meinen Worten ganz genau. Er verzog keine Mine und dann war er es, der seine Arme verschränkte.

"Ich darf also nicht mehr bei meinem Freund abhängen und wenn ich mit Frauen schreibe, brauche ich deine Erlaubnis? Hab ich das richtig verstanden?", kam es dann fast schon sauer von ihm und sofort schüttelte ich verneinend mit dem Kopf.

"Nein, das hast du falsch verstanden. Ich will dir doch nichts verbiet-"

"Fühlt sich aber so an, dabei sind wir ja nichtmal zusammen", zog er eine Augenbraue hoch und mir fiel jegliche Farbe aus dem Gesicht. Wie kalt konnte er eigentlich sein. Mir war klar, dass wir nichtmal zusammen waren, aber musste er das so betonen?

"Ja, stimmt. Wir sind nicht zusammen! Du küsst anscheinend nicht nur wahllos Mädchen, sondern steckst ihnen auch noch deine Finger in die Hose, um danach einen auf 》wir sind nicht zusammen《zu machen!"

Ich hätte nie gedacht, mal so wütend auf ihn sein zu können, doch obwohl er ja recht hatte, verletzte es mich und erschütterte meine kleine, heile Welt.

Da war plötzlich das Gefühl, ausgenutzt worden zu sein, das Gefühl, ich hätte wegen ihm meine Freunde verloren und das Gefühl, ich wäre nur irgendein naives Mädchen, mit dem man so lange spielt, bis es langweilig wird.

"Du übertreibst, Mia", meinte er dann noch, doch ich warf ihm nur einen wütenden Blick zu und verließ mein Zimmer.

"Ist doch egal, ob ich übertreibe. Wir sind ja nicht zusammen", zischte ich noch und lief ihm vorraus den Flur entlang.

Der würde sehen, was er davon hat.

Ich nahm mir das Handtuch vom Kopf und schüttele meine Haare einmal durch, um dann auf direktem Weg zur Couch zu laufen. Ohne mir groß Gedanken über meine Handlungen zu machen, riss ich Zayn die Falsche Jägermeister aus der Hand, schaute zu Kiyan, der gerade aus dem Flur ins Wohnzimmer  kam und machte es mir dann triumphierend lächelnd auf Zayns Schoß bequem.

Wenn alle solche Arschlöcher waren, wieso dann nicht auch ich?! Es war zwar nicht meine Art, so zu handeln, aber die letzten Tage hatten mir gezeigt, dass man mit Zurückhaltung und Höflichkeit rein gar nichts erreicht, außer eine Witzfigur zu werden.

Er stand auf Frauen wie Chloe? Gut! Konnte er haben!
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1147 Wörter

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