~•°Spiderman°•~

Zu dritt schlenderten wir unter der Sonne die Wohngegend entlang und kamen dann am Anfang der Innenstadt an dem Comicbuchladen an, in dem ich in all den Jahren noch nicht einmal drinnen war.

Ich schob die Glastür auf, trat als erste ein und starrte sofort in mehrere Augenpaare, die mich durch ihre Brillen neugierig musterten. Wie typisch, dachte ich nur und schaute mir dann die bunten Regale an.

"Wenn ein Fitnessstudio der Himmel ist, ist das die Hölle", meinte Juline leise in mein Ohr und sofort schaute ich ihr böse entgegen. Ich liebte sie aus ganzem Herzen, aber manchmal konnte sie wirklich oberflächlich sein. Die
》Nerds《 beachteten uns dann auch nicht weiter und unbeholfen lief ich die engen Gänge entlang und schaute mir einige Comics genauer an. Wie konnte man sich für sowas begeistern?

"Kann ich dir helfen?", sprach mich plötzlich jemand an und als ich mich umdrehte staunte ich nicht schlecht. Ein Mann, der aussah wie aus einem Modekatalog für Calvin Klein stand lächelnd vor mir und nahm mir das Comicheft aus meinen Händen, um es sich kurz anzuschauen.

"Magst du Spiderman?", fragte er dann und musterte mich dabei von oben bis unten. Seine blauen Augen blieben dann erneut an meinen hängen.

"Ja, total", gab ich stotternd von mir und wusste dabei nichtmal was oder wer Spiderman war. Warum ich ihn anlog wusste ich auch nicht und verlegen drehte ich mich wieder zu dem Regal, um seinem Blick auszuweichen.

"Was magst du denn genau an ihm?"

Super! Was mag ich an dem Spinnenmann?

"Also das ... er hat ja viele Beine und damit ist er echt schnell ...  Außerdem sieht er echt gut aus mit ..."

Er lachte plötzlich hinter mir und peinlich berührt drehte ich mich mit rotem Kopf wieder zu ihm um.

"Ich wollte dich nicht ausfragen, nur arbeite ich schon Jahre hier und ich hab dir angesehen, dass du keine Ahnung von Comics hast. Also wenn du Hilfe brauchst sag Bescheid."

"Ja, machen wir", tauchte Micah plötzlich neben mir auf und legte seinen Arm dabei um meine Schulter, um den Typ skeptisch zu mustern.

"Alles klar", meinte der Calvin Klein Typ noch und verschwand dann wieder nach vorne hinter seine Kasse.

"Wir haben was gefunden. Ein Brettspiel von Herr der Ringe", erklärte Micah mir dann, doch ich hörte ihm überhaupt nicht richtig zu und dachte über die Situation nach. Nicht das der Typ mir gefallen hätte, aber das Micah sich irgendwie in das Gespräch gedrängt hatte zeigte mir mal wieder, wie undurchschaubar er war. Ich musste mit ihm reden und zwar bevor er meinen Knutschfleck sehen würde, denn sonst würde das alles nur noch komplizierter werden.

"Okay", sagte ich dann nur knapp und folgte ihm zur Kasse, wo Juline schon mit dem Brettspiel stand und in ihrer kleinen Tasche nach Geld wühlte.

Sie legte das Geld vor und zusammen verließen wir dann den Laden um vorher noch etwas essen zu gehen.

3 Stunden später

Als wir dann alles erledigt hatten mussten wir nur noch darauf warten, das Cody uns seine Adresse schicken würde, denn keiner war je bei ihm. Ich wusste auch überhaupt nicht was das für eine Party werden sollte. Waren seine Eltern zu Hause? Hatte er nur uns eingeladen? Wie alt wurde er überhaupt?

Fragen über Fragen fegten mir durch den Verstand bis Micah dann endlich eine Nachricht  bekam und sofort ein Taxi anrief.

"Wo wohnt er denn das wir ein Taxi brauchen?", fragte Juline den Braunhaarigen, der aber damit beschäftigt war dem Fahrer zu erklären so wir uns befanden. Sie schaute fragend zu mir und ich hob nur unwissend die Schultern.

Ich weiß nicht warum, aber die Situation mit dem Calvin Klein Typ und Micah kam mir wieder in den Sinn und als dann das Taxi kam, setzte ich mich sofort vorne neben den Fahrer, um nicht neben meinem besten Freund sitzen zu müssen. Was für eine beschissene Situation.

"Wohin?", fragte er alte Fahrer neben mir mit einem komischen Akzent und Micah gab ihm die Adresse, woraufhin das Taxi sich dann in Bewegung setzte.

Während wir an bekannten und unbekannten Plätzen vorbeifuhren, fing das Gedankenkarusell in meinem Kopf wieder an und ich zwang mich dazu, das alles für den Moment auszublenden. Ich ließ mich sowieso schon immer zu sehr von meinem Verstand leiten und hoffte schon sehnsüchtig darauf, dass es bei Cody Alkohol geben würde. Ansonsten würde das ein echt nachdenklicher Abend werden.

Als ich dann plötzlich die Sackgasse erkannte, hinter deren Bäumen sich der Spielplatz befand, auf dem ich mit Kiyan war, vermisste ich ihn plötzlich und wäre am liebsten nach Hause, aber ich konnte ja schlecht abhauen.

Ich stieg als erste aus, nahm mein Handy und schrieb ihm eine Nachricht.

Hey, was machst du so?

Sofort bereute ich es, doch es kam schon eine Antwort zurück, bevor Micah und Juline das Taxi bezahlt hatten.

Ich bin bei Zayn.

Ich las mir die Nachricht mehrere Male durch und sie kam mir irgendwie total kalt vor. Er fragte ja nichtmal was ich machte, was ich irgendwie schade fand und was meine Laune dann irgendwie noch weiter sinken ließ. Wieso war er nur so distanziert manchmal?

"Wow", erklang Julines Stimme neben mir und schnell steckte ich mein Handy weg und folgte ihrem Blick. Sie Sonne ging langsam unter aber das war es nicht, worüber sie staunte, sondern das riesige Haus vor dem wir standen.

Es hatte eine große Einfahrt, eine Doppelhaustür und sicher drei Stockwerke.
"Vielleicht sollte ich diesen Cody doch mal besser kennenlernen", scherzte Juline beim Anblick dieser Villa und sofort verdrehte ich meine Augen.

"Willst du enden wie meine Mutter", meinte ich nur trocken und sofort hakte sie sich an meinem Arm ein.

"War doch nur Spaß", entschuldigte sie sich und zusammen liefen wir Micah zur Haustür hinterher.

"Meint ihr wir sind hier wirklich richtig?", fragte der Braunhaarige und wir schauten uns einige Sekunden so verdutzt an, dass wir dann erstmal über uns selbst lachen mussten.

"Finden wir es heraus", kicherte Juline und drückte mehrmals auf die Klingel.

Es dauerte nicht lange, da wurde uns von Cody die Tür geöffnet, der seine Haare mal gegelt hatte und auf dessen dunklen Klamotten mal keine Zeichentrickfigur gedruckt war.

"Ihr seid ja überpünktlich", lächelte er uns entgegen und schaute sich dann das Geschenk an, das Juline ihm freundlich entgegenhielt. "Das wäre nicht nötig gewesen. Kommt erstmal rein."

Ich betrat als letzte die riesige Eingangshalle und fühlte mich wie in einem Palast. Überall an den weißen Wänden hingen wunderschöne Gemälde und alleine der Teppich sah aus, als hätte er mehr gekostet als mein gesamtes Hab und Gut zusammen.

"Ich zeig euch mal den Rest", meinte Cody belustigt auf unsere staunenden Gesichter und wir liefen an einer Treppe vorbei in den nächsten Raum, der einfach noch größer war.

In der rechten Ecke befand sich ein Kamin, neben dem noch mehrere Regale voller Bücher standen. Auf der anderen Seite stand ein mächtiger Esstisch, aus dunkelbraunen Holz und als wir dann zu dem Tisch liefen konnte man linksherum in die moderne offene Küche schauen.

"Du musst ja stinkreich sein", sprach Juline und schaute sich dabei den ganzen Alkohol an, der ordentlich auf dem Tisch platziert stand.

"Ich nicht, aber meine Eltern", kam es von Cody, dem es sichtlich unangenehm war wie wir staunend sein Zuhause musterten.

"Wer kommt den noch alles?", fragte ich ihn dann, denn genau wie Juline war mir nicht entgangen, wie viele Becher und Alkohol auf dem Tisch standen.

"Naja, ich hab eine Rundmail gemacht. Meine Eltern haben mir wohl das erste Mal zugetraut, zwei Wochen alleine zu bleiben", lächelte er und sofort lachte Juline los.

"Und du beweist ihnen ihr Vertrauen erstmal mit einer fetten Party."

"Was meinst du mit Rundmail?", fragte ich dann nochmal nach und er zeigte mir irgendwas auf seinem Handy.

"Ich hab von jedem aus der Schule die Email-Adresse, da ich ja immer fürs Jahrbuch zuständig bin, aber ich denke nicht das viele kommen werden."

Ich riss ungläubig die Augen auf und bereitete mich innerlich schon auf eine Eskalation vor. Wenn auch nur einer unserer Mitschüler wusste, wie Cody lebte, dann würde diese Villa heute noch abgerissen werden.

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1369 Wörter

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