~•°Geisteskrank°•~
Als ich langsam aufwachte und die Sonne hell in mein Zimmer schien, hätte ich sofort voller Verzweiflung wieder weinen können, doch ich hatte keine einzige Träne mehr übrig. Die tiefe Trauer um den Verlust meines Vaters, gehörte von nun an wohl einfach zu meinem Leben, auch wenn ein kleiner Teil von mir es immernoch nicht wahrhaben wollte.
Kiyan schlief immernoch und eigentlich wollte ich ohne ihn dieses Zimmer nicht mehr verlassen, doch er sah so süß und friedlich aus, wie er ruhig vor sich hindöste, dass ich mich niemals gewagt hätte, ihn zu wecken, auch wenn Durst und Hunger mich zum Aufstehen drängten.
Langsam und vorsichtig stieg ich aus dem Bett, schloss meine Tür auf und tapste dann auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer, wo zu meinem Glück niemand anwesend war und ich beruhigt durchatmete.
Bedacht darauf, so schnell es geht etwas zum Trinken und Essen zu finden, öffnete ich den Kühlschrank und spürte dann plötzlich eine Hand fest auf meinem Mund, was mir einen Schock versetzte.
Hysterisch wollte ich schreien, doch es kam kein Ton unter dieser warmen Hand heraus, die immer fester auf meine vor Angst bebenden Lippen gedrückt wurde.
"Halt deinen süßen Mund oder ich bring dich für immer zum Schweigen", flüsterte mir Thomas ins Ohr und brachte mich damit am ganzen Körper zum Zittern.
Während er mich mit einer Hand zum Schweigen brachte, fuhr seine andere über meine Seite und als er dann leicht über meine heftig atmende Brust fuhr, zuckte ich heftig zusammen und hörte daraufhin einen widerlichen Laut aus seinem Mund.
"Es ist wirklich zu bedauern, dass Kiyan dich zuerst hatte", flüsterte er erregt und fuhr mit seiner Hand bis zu dem Bund meiner Jogginghose herunter, um sie dort kurz verweilen zu lassen. Ich stand einfach nur da, war aber nicht mehr im Stande mich zu wehren. Wie betäubt spürte ich seine Berührungen und schaute dann neben mich auf die Küchenzeile, wo ich nicht weit weg unsere Küchenschere liegen sah.
"Und das mit deinem Vater, dass war nicht zu vermeiden. Er wusste zu viel, dass konnte ich nicht riskieren", hauchte er dann und sofort schoss das Adrenanlin nur so durch meinen Körper. Wie von allen Sinnen verlassen griff ich nach der Schere, nahm sie fest in meine zitternde Hand und schlug sie voller Wucht in seinen Oberschenkel, sodass er mich fluchend losließ.
Mein Herz raste vor Angst und schnell rannte ich an ihm vorbei zu meinem Zimmer, wo Kiyan mir schon auf halbem Weg entgegen kam.
"Er ... Er wollte mich ..."
Mehr brachte ich nicht heraus und mit wütendem Blick ließ Kiyan mich einfach stehen und lief in die Küche.
Zitternd hörte ich nur immer wieder Geräusche eines Kampfes, lehnte mich atemlos an die Wand und sah dann meine Mutter aus dem Schlafzimmer kommen, die mich entgeistert ansah und anschließend auch in die Küche rannte. Es ging alles so schnell, dass ich drohte einen Nervenzusammenbruch zu erleiden und dann passierte es auch einfach, ohne das ich etwas dagegen tun konnte.
Mir wurde extrem heiß und schwindelig. Schwankend versuchte ich mich noch eine Weile auf den Beinen zu halten, doch ich klappte kraftlos zusammen und sah nur noch tiefes schwarz.
***
Völlig außer mir schreckte ich aus meinem Tiefschlaf hoch und sah mich in meinem dunklen Zimmer um. Ich wusste nicht mehr, ob das alles überhaupt real war und stand sofort auf, um Kiyan zu suchen. Er war weder in seinem Zimmer, noch im Badezimmer und als ich dann in der Küche ankam, saß meine Mutter mit Thomas am Tisch, was mir unvorstellbar vorkam.
"Oh Gott, Mia. Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt! Alles wird wieder gut mein Schatz. Die Polizei hat diesen Psychopathen mitgenommen", sagte sie lächelnd und stand auf, um auf mich zuzukommen, doch ich wich sofort zurück.
"Von was redest du da?", flüsterte ich ungläubig und schaute dann zu Thomas, dessen Gesicht kaum noch zu erkennen war.
"Kiyan hat Thomas mit einer Schere angegriffen und ist zum zweiten Mal ohne Grund über ihn hergefallen. Aber keine Angst, er ist weg und bleibt es sicher auch."
Ich lachte hysterisch auf und schaute zwischen ihr und Thomas hin und her.
"Bist du eigentlich blind?!", schrie ich sie dann wütend an und rüttelte an ihrer Schulter, um sie irgenwie zur Vernunft zu bringen. "Thomas hat versucht mich zu vergewaltigen und hat Papa umgebracht und du lässt Kiyan verhaften???"
Anstatt das sie mir zuhörte, schaute sie plötzlich zu Thomas, der daraufhin nur nickte und den Raum verließ, um an uns vorbei in den Flur zu laufen.
"Hörst du mir überhaupt zu!?!", rüttelte ich verzweifelt erneut an ihr, doch sie streichelte mir plötzlich seelenruhig über meine Haare.
"Es wird alles wieder gut. Thomas ist es schon früher aufgefallen", flüsterte sie und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Was ist ihm aufgefallen? Von was redest du?!", fragte ich sie völlig verwirrt, doch da klopfte es plötzlich an der Tür und unter Tränen löste sie sich von mir.
"Mia, du hast in kürzester Zeit so viel durchgemacht, da ist es normal von der Psyche her so durcheinander zu sein, aber ich werde dir helfen lassen. Alles wird wieder gut", lächelte sie milde und öffnete dann die Tür, durch die zwei Männer in weißen Klamotten kamen.
Fassungslos wurde mir gerade bewusst, dass sie mir kein Wort glaube und der Überzeugung war, ich hätte einen Sprung in der Schüssel, dabei war das alles die Wahrheit.
Mit zitternden Händen drehte ich mich um und wollte in mein Zimemr abhauen, doch ich stieß gegen Thomas Brust, der nur zu mir heruntergrinste.
"Wenn ich Kiyan im Knast besuche, richte ich ihm schöne Grüße aus", grinste er leise und sofort wich ich einen Schritt von ihm zurück, um mich meiner Mutter zuzuwenden.
"Mama", sprach ich schluchzend und sah sie eindringlich an. "Thomas ist gefährlich und er hat-"
Ich wurde davon unterbrochen, dass mich einer der Männer am Arm packte und mich mit sich ziehen wollte.
"Lass mich los!", zischte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch da kam auch schon der zweite auf meine andere Seite.
"Er hat ihn getötet!!! Raffst du das nicht!", schrie ich immer weiter, doch meine Mutter weinte nur und als ich dann auch noch dabei zusah, wie sie sich weinend an Thomas Seite schmiegte, wurde mir bewusst, das er gewonnen hatte. Ich würde wahrscheinlich für Monate in einer Anstalt festsitzen und Kiyan im Knast. Er hatte meinen Vater erfolgreich beiseite geschafft und alleine schon, da ich und Kiyan keine glaubwürdigen Zeugen mehr waren, würde er damit sogar noch durchkommen.
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1089 Wörter
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