~•°Fred Johnson°•~
Das Büro war sehr schön eingerichtet. Überall um dem großen, dunkelbraunen Schreibtisch standen Pflanzen und die Fensterscheiben reichten bis zum Boden, was den Ausblick umso schöner machte.
"Setzen Sie sich doch", forderte Mr. Johnson mich auf und da betrachtete ich ihn erstmal genauer.
Er sah genauso aus, wie in den vielen Zeitschriften, in denen ich ihn schon gesehen hatte. Seine schwarzen Haare waren etwas länger und der dunkle Bart ragte über sein halbes Gesicht.
"Danke", murmelte ich dann leise und nahm Platz, um nervös auf dem Stuhl hin und herzurutschen.
"Also, sie sind wegen des Praktikums hier. Was-"
"Um ehrlich zu sein, bin ich wegen etwas anderem hier", unterbrach ich ihn und er musterte mich stirnrunzelnd, während ich tief ein und ausamete und all meinen Mut zusammennahm.
Kiyan meinte, er wäre ein guter Freund seiner Eltern gewesen, also erzählte ich ihm alles von dem Unfall. Davon, dass Chloe gefahren war, dass Kiyan vorher geblitzt wurde und das beide betrunken waren. Zayn und Adam erwähnte ich nicht, sie wären sowieso keine glaubhaften Zeugen und ich wollte die nicht unnötig mit reinziehen, falls alles schiefgehen würde.
Nachdem ich einem mir völlig Fremden alles erzählt hatte, nickte er nur in Gedanken vertieft und schaute eine Weile stumm aus dem Fenster. Ich war so nervös und unsicher, dass das ständige Gefühl, flüchten zu müssen, sich in mir ausbreitete. Ich gab diesem Drang aber nicht nach.
"Mia, richtig?", erkundigte er sich nach dem Schweigen bei mir und ich nickte nur zustimmend.
"Ich werde sehen, was ich tun kann. Soll ich die Polizei-"
"Nein!", schrie ich sofort panisch, während er erschocken darüber die Augen aufriss und mich sofort zu beruhigen versuchte. Die Polizei würde mir niemals glauben, außerdem hatte ich eine Therapeutin mit einem Messer bedroht und auf meiner Flucht einen Mann erschossen ... Ich würde mir ja selbst nicht glauben.
"Schon gut", sagte er ruhig und nahm dann das Telefon, um seinen Techniker anzurufen.
Ich lauschte dem Gespräch nicht und schaute zu Boden, bis er aufstand, um den Tisch kam und vor mir stehenblieb.
"Mein Techniker ist an der Sache dran. Es wird sicher mehrere Stunden dauern. Möchten sie einen Kaffee, etwas zum Essen oder kann ich sonst noch was für sie tun?"
Ich schüttelte den Kopf und stand dann ebenfalls auf.
"Ich werde etwas frische Luft schnappen gehen. Danke für ihre Mühe."
Ohne irgendwas weiter zu beachten, verließ ich sein Büro und nahm die Treppen nach unten, um dann wie in Trance das Gebäude zu verlassen.
Micah saß rechts auf einer Bank und wirkte wie erstarrt. Der Anblick brachte mir Herzschmerzen und schnell lief ich zu ihm herüber, um ihm endlich alles zu erzählen. Er hatte mir vermutlich das Leben gerettet und dabei seins fast geopfert. Ich stand tief in seiner Schuld und ihm die Wahrheit über alles zu sagen, schien mir ein guter Anfang.
"Hey", ließ ich mich neben ihm auf der Bank nieder und lehnte mich mit dem Kopf an seine Schulter.
"Hey", hauchte er leise und legte seine Hand auf meine.
Während ich ihm dann jedes Detail erzählte, musste ich immer wieder Pausen einlegen, um die aufkommenden Tränen so gut es ging zurückzuhalten. Es kam mir selbst unglaublich vor, dass das alles wirklich passiert war und ich musste mich unbewusst fragen, wieso ausgerechnet mir sowas passieren musste. Es hatte mich zu Kiyan gebracht, hatte mich stärker gemacht, doch gleichzeitig wurde ich aus der Not heraus auch zu einer Kriminellen, deren Liste an Straftaten immer länger wurde. Ich erkannte mich selbst nicht wieder.
"Mein Gott, Mia", nahm Micah mich fest in seine Arme und streichelte mir dabei über den Rücken. "Es wird alles wieder gut. Ich bin da und wir finden für alles eine Lösung. Das deine Mutter dir nicht geglaubt hat ... mir fehlen die Worte."
Mir fehlten sie auch... Ich war mir nicht sicher, wie alles enden würde, aber worüber ich mir mehr als sicher war, war, dass ich nie wieder zu meiner Mutter wollte. Lieber würde ich barfuß die Hölle durchqueren, als auch nur noch einmal in ihre Augen schauen zu müssen.
"Und was machen wir hier?", fragte er dann und ich löste mich aus einer Umarmung, um zur Straße zu schauen, die um diese Uhrzeit viel befahren war.
"Der Unfall war hier und ich weiß aus einer Zeitschrift, dass Mr. Johnson dafür bekannt ist, an seinen Gebäuden immer und überall Sicherheitskameras zu befestigen. Wenn er ein Video von dem Morgen hat, aus dem richtigen Winkel, kann ich damit Kiyans Unschuld beweisen", erklärte ich Micah, der mich verwirrt ansah.
"Meinst du nicht, die Polizei hat sich vor zwei Jahren nicht schon die Videos angeschaut?", fragte er und er hatte Recht mit diesem Gedanken, doch wäre es so, hätten sie doch schon längst Chloe verhaftet.
"Nein, ich glaube nicht, sonst wäre Kiyan doch schon längst von ihnen verhaftet worden. Immerhin hätten sie den Mercedes auf dem Video sofort erkannt."
Er nickte wieder und wir beide schauten dann eine Weile zu Boden, bis ich Mr. Johnson vor mir hörte.
"Mrs. Callahan", kam er mit zwei CDs in der Hand auf mich zu. "Ich dürfte ihnen das hier eigentlich nicht geben, und es sind auch nur Kopien, aber falls sie etwas brauchbares darauf finden, melden Sie sich und ich werde das Original an die Polizei geben."
"Ich danke Ihnen", hauchte ich erleichtert und nahm die Cds entgegen, um dann mit Micah zu seinem Fahrrad zu laufen.
"Wohin sollen wir?", fragte ich ihn und er zuckte unwissend mit den Schultern.
"Wenn Thomas gefunden wurde, werden in unserem Viertel nur Polizisten unterwegs sein. Du bist sicher auf deren Schirm, da sie dir das als erste anhängen werden", meinte er und kurz überlegte ich, zu Cody zu gehen, doch seine Eltern hatten mich schon einmal verraten. Ein zweites Mal würde ich nicht zulassen.
"Ich rufe Zayn an", meinte Micah dann und sofort schnappte ich das Handy aus seiner Hand.
"Chloe weiß, dass ich bei Zayn war. Wenn sie das mit Thomas schon herausgefunden hat, stehen die Bullen schon vor seiner Tür, ehe wir überhaupt da sind."
Er verdrehte gestresst die Augen und ich rief dann mit einer Idee im Hinterkopf doch Zayn an.
"Was machst du?", fragte Micah und ich reichte ihm meine Hand, um ihn zu beruhigen.
"Ich hab eine Idee."
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1050 Wörter
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