~•°Beweise°•~
Man sah auf diesem Video ganz genau, dass Chloe am Steuer saß. Was mich so erschrak, war dabei zuzusehen, wie die Frau mit dem Kinderwagen meterweit durch die Luft flog. Es war einfach grauenvoll und ich musste mich kurz sammeln, ehe ich mir einen Stift zur Hand nahm.
Schnell schrieb ich mir auf einem kleinen Zettel auf, bei welcher Minute man den Unfall sah und holte dann die Cd wieder heraus.
Ein Blick auf die anderen drei zeigte mir, dass sie wohl immernoch dabei waren, Mandy alles zu erzählen, die sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte.
"Ihr müsst mir kurz zuhören", stand ich auf und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf mich.
"Ich werde mit diesem Video zur Polizei fahren und hoffen, dass sie mir auch den Rest meiner Geschichte glauben. Micah, würdest du mich bitte begleiten, um auszusagen, dass die Situation mit Thomas Notwehr war?"
Ich schaute ihn flehend an und sofort nickte er zustimmend.
"Aber natürlich", sagte er und nahm dabei meine Hand, was mir ein gutes Gefühl gab. Endlich hatte ich wieder Hoffnung, dass wir wenigstens Kiyan rausholen könnten.
"Und Zayn, ich weiß nicht, was passieren wird. Immerhin bin ich minderjährig und aus einer Klapse abgehauen. Falls Kiyan schneller als gedacht frei kommt, dann kümmere dich um ihn", bat ich unter Tränen und er kam auf mich zu, um mich flüchtig in den Arm zu nehmen.
"Ich hab mich immer um ihn gekümmert", lächelte er und schaute dann zu Mandy, die in dieser schhweren Situation seine Hand nahm.
"Meinst du wirklich, dass du eingesperrt wirst?", fragte Mandy und ich zuckte nur unwissend mit den Schultern.
"Ich habe keine Ahnung, was passieren wird, ich weiß nur, dass ich Kiyans Unschuld beweisen will. Was dann passiert ... keine Ahnung."
Es entstand eine kurze Stille, in der wir uns alle gegenseitig mitfühlend ansahen.
"Wir begleiten euch zum Revier", meinte dann Mandy, doch ich wollte Zayn nicht belasten. Man erkannte ihn auf dem Video zwar nur schlecht, doch ich wollte kein Risiko eingehen. Mitgehangen, mitgefangen. Ich hatte zwar keine genaue Ahnung von den Gesetzen, aber sicher hatte auch er sich strafbar gemacht.
"Nein, wir schaffen das schon, oder?", wandt ich mich Micah zu, der immernoch meine Hand fest in seiner hielt.
"Wie immer", lächelte er und dann brachten Zayn und Mandy uns noch zur Haustür, durch welche wir dann raus in die anbrechende Dunkelheit verschwanden.
Wir schwiegen die meiste Zeit, doch dann war es Micah, der plötzlich tief Luft holte.
"Wieso liebst du ihn? Also ich meine ..."
Er schaute mich flüchtig an und wandt seinen Blick dann wieder ab, um nach vorne zu sehen.
"Ich kann es nicht erklären", zuckte ich mit den Schultern. "Aber es ist, als würde ich ohne ihn nicht komplett sein und irgendwie, war das von Anfang an so. Dazu das Gefühl, das mir sein Wohlergehen wichtiger ist als meins", hauchte ich dann noch und unterdrückte meine Tränen, beim Gedanken daran, dass er alleine in einer kleinen, kalten Zelle saß und das sogar noch unschuldig.
"Das Gefühl kenne ich", kam es dann geknickt von Micah, was mir unendlich leidtat. Er meinte sicher mich und wenn ich darüber nachdachte, das Kiyan nicht das selbe fühlen würde, wie ich, zog sich alles in mir unangenehm zusammen. Ich wünschte mir für Micah, dass er einfach nur glücklich werden würde. Er hatte so viel gutes verdient, weil er einfach ein viel zu guter Mensch für diese Welt war.
Wir setzten unseren Weg schweigend fort und standen dann auch schon vor dem Polizeirevier.
Mittlerweile war es so dunkel, dass einzig die vielen Straßenlaternen uns Licht in die Dunkelheit brachten.
"Mia?", wandt Micah sich schweratmend zu mir und drückte meine Hand. Als ich ihn anschaute, wurde sein Blick weicher. "Ich werde nicht zulassen, dass sie dich nochmal in eine Klapse stecken. Du bist alles andere als verrückt und wenn sie es versuchen sollten, wende ich mich an meinen Vater und mache diese ganze Geschichte öffentlich."
Ein kurzes Lächeln, eine feste Umarmung und ein flüchtiger Gedanke an seinen Vater, der bei einer Zeitung arbeitete, hielt die Zeit kurz an, doch viel zu schnell lösten wir uns wieder voneinander, schauten auf das beleuchtete Revier und liefen dann Hand in Hand ins Ungewisse.
"Guten Abend, wie können wir Ihnen helfen?", saß ein Polizist hinter einer Scheibe an seinem Schreibtisch und musterte uns neugierig. Bei Micahs immernoch vom Kampf gezeichneten Gesicht blieb der rothaarige, blasse Kerl kurz stehen, ehe er sich wieder mir zuwandt.
"Wir würden gerne mit jemanden sprechen, der mit dem Fall von Kiyan Rivers vertraut ist", erklärte ich und er tippte etwas in seinen Pc ein, um dann wieder aufzuschauen.
"Um was genau geht es denn?"
Ich hatte irgendwie Angst, genau ihm jetzt alles zu erklären. Er würde mir sicher nicht glauben, keiner würde mir glauben und bei diesem Gedanken fing ich an zu zittern und hielt die Luft panisch an.
"Mia", kam Micah vor mein Gesicht und nahm es vorsichtig in seine Hände, als er bemerkte, dass ich Panik hatte. "Ich bin da, alles wird gut", flüsterte er und nahm dann die CD. "Ich mach das schon, setz dich hin."
Er nahm mich am Arm mit zur anderen Seite des Raumes, wo mehrere dunkelgrüne Stühle nebeneinander an der Wand standen. Ich ließ mich auf einem nieder und versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen. Mir war in dem Moment alle zu viel, jetzt, wo wir es anscheinend bald geschafft hätten. Doch nun trafen mich meine Taten plötzlich wie ein Schlag ins Gesicht.
Die Tränen fingen an über meine Wangen zu laufen und völlig überfordert ließ ich mein Gesicht in meine Hände fallen, um mich voll und ganz meinem Gefühlschaos hinzugeben.
"So", kam Micah nach einer Weile zurück und ging vor mir in die Hocke, um meine Hände zu nehmen. "Sie schauen sich das Video an und haben gebeten, dass wir hier solange warten."
Ich nickte und warf ich mich dann in seine Arme, um die Geborgenheit seiner Nähe zu spüren. Sein Geruch, der mir schon durch die Klapsmühle geholfen hatte, beruhigte mich und ließ endlich zu, das meine Atmung sich wieder normalisierte und die Tränen aufhörten.
Was würde ich nur ohne ihn tun ....
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1030 Wörter
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