~•°Außer Kontrolle°•~
Juline trank sich schonmal gute Laune an, während Micah mit seinem Handy beschäftigt war und wohl noch andere Leute mobilisierte. Ich stand irgendwie verloren an der riesigen Fensterfront gegenüber des Esstisches, lauschte der 80er Jahre Musik und schaute verträumt auf den beleuchteten Pool. Es sah einfach traumhaft schön aus im Dunklen und am liebsten wäre ich alleine hier und würde mich einfach im Wasser treiben lassen.
"Und du machst neuerdings also Kraftsport?", kam Cody neben mich und hielt mir schmunzelnd einen roten Becher entgegen.
"Was meinst du damit?", fragte ich verwirrt und nahm den Becher entgegen, um erstmal vorsichtig daran zu riechen.
"Tequila, wie immer. Du trinkst das ja anscheinend ohne Salz und Zitrone und zu deiner Frage, auf deinem Pullover hinten steht Kraftsport Mitglied, oder so ähnlich."
"Der ist von Micah", gab ich zu und lachte über die Vorstellung, mich mit Hanteln in irgendwelchen Kellern aufzuhalten. Auch Cody lachte kurz auf, doch ein Klingeln an der Tür ließ ihn dann neugierig wieder in den Flur verschwinden.
"Alles gut bei dir?", kam sofort Micah an meine Seite und steckte dabei sein Handy weg, um sich neben mir ans Fenster zu lehnen und mich intensiv zu mustern.
"Ja, bei dir auch?", fragte ich zurück und nahm einen großen Schluck, um mich kurz angewidert zu schütteln. Keine Ahnung wieso ich das Zeug immer wieder trank. Juline hatte damit angefangen und mich irgendwie angesteckt.
"Ja", sagte er nur kurz und lächelte mich dann übertrieben glücklich an, sodass ein mulmiges Gefühl in meinem Magen entstand.
"Du siehst echt süß aus in meinem Pullover", fügte er dann noch hinzu und hielt mich für eine kurze Zeit in seinem Blick gefangen, was mir dann so unangenehm wurde, dass ich mich neben ihn stellte und Richtung Juline schaute. Sie stand immernoch am Esstisch, mischte sich Drinks und wippte fröhlich zur Musik, was von hier aus ziemlich witzig aussah, doch auch dieser Anblick nahm mir nicht das seltsame Gefühl, das ich wegen Micah nun in mir hatte.
Cody kam zu meinem Glück zurück und hinter ihm betraten mehrere Mädchen und Jungs das offene Wohnzimmer, die ich allesamt noch nie gesehen hatte. Waren die überhaupt von unserer Schule? Ein wenig ärgerte mich der Gedanke, dass sie nur wegen des kostenlosen Alkohols hier waren, aber Cody strahlte und zeigte ihnen alles so stolz, dass ich meine negativen Gedanken beiseite schob. Hauptsache er hatte einen schönen Geburtstag.
Während Micah uns neue Getränke holte, füllte sich das Wohnzimmer immer mehr und umso öfter Micahs Augen vom Tisch aus auf meine trafen, umso eingeengter kam ich mir vor und leider trank ich aus diesem überforderten Gefühl heraus auch einen Becher nach dem anderen.
Als ich dann die Toilette aufsuchen wollte, da Micah beim Nachschub holen in ein Gespräch mit Juline vertieft war, drängte ich mich durch die vielen unbekannten Gesichter und stolperte dann ausversehen über einen kleinen Treppenabsatz zum Flur und flog direkt in Zayns Arme.
Er hielt mich an meinem Arm fest, löste sich dann von mir und musterte mich belustigt von oben bis unten.
"Mensch Babsi, so stürmisch? Lass mich erstmal ankommen", zwinkerte er.
"Das ist Codys Geburtstag. Ich glaube kaum, dass du eingeladen bist", zischte ich ihn genervt an und richtete meinen Pullover wieder.
"Aber ich bin eingeladen. Ich hoffe es war okay das ich die Jungs mitbringe", erklang plötzlich eine weibliche Stimme hinter Zayn und ich erkannte sofort dieses billige, schwarzhaarige Miststück und zu meinem Entsetzen, standen auch Adam und Kiyan bei ihr. Ich musste mir das einbilden. Entsetzt starrte ich Kiyan an, der seine Lederjacke und einen dunklen Pullover anhatte und meinem Blick sofort auswich und zusammen mit ihr einfach an mir vorbei ins volle Wohnzimmer lief. Adam tat es ihnen gleich, zurück blieb nur Zyan, der mir plötzlich viel zu nah kam.
"Was Kiyan nie bekommen hat, aber mehr braucht als Luft zum Atmen, ist jemand, der ihm das Gefühl gibt, der Einzige zu sein, verstehst du...", flüsterte er mir ins Ohr, schaute mich kurz intensiv an und folgte dann auch den anderen.
Ich stand da wie betäubt. Es ging weder vorwärts, noch rückwärts. Er hatte ja irgendwie recht und ich ging den Tag in meinem Kopf nochmal durch. Angefangen damit, das er mir Frühstück ans Bett brachte, was zwar wirklich widerlich schmeckte, aber zuckersüß gemeint war und ich haute danach ohne ein Wort zu sagen ab zu meinem besten Freund. Zwar war das ja ganz normal, aber Kiyan äußerte mir seine Ängste gegenüber Micah und dann sah ich an mir herunter und betrachtete den schwarzen Pullover.
Was musste er nur denken? Ich bekam ja schon einen innerlichen Wutanfall, nur weil er mit Chloe hier auftauchte, aber tat ich nicht den ganzen Tag schon Schlimmeres? Durfte ich überhaupt eifersüchtig sein? Wir waren ja nichtmal zusammen... oder doch? Wie lange kannte ich ihn? Eine Woche? Nichtmal!
Mir wurde von den ganzen Gedanken so schwindelig und heiß, das ich umdrehte und mich durch die Masse kämpfte, um an Micah vorbei durch die Glastür nach draußen zu verschwinden.
Ich atmete tief durch und freute mich alleine zu sein. Kein Mensch war hier draußen und als ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich auch die Stimmen und die Musik nur noch ganz leise im Hintergrund.
Absolut durcheinander lief ich auf den so schönen blauen Pool zu uns schaute sicher mehrere Minuten wie eine Erstarrte ins Wasser. Es war so klar, so rein, so unberührt. Ich wusste nichtmal wieso es mich so anzog, aber es war vermutlich die Sehnsucht nach Stille in meinem Kopf, die mich hierher trieb, die dann leider unterbrochen wurde.
"Wow", hörte ich die ersten Stimmen hinter mir und kaum drehte ich mich aufgelöst um, sah ich immer mehr Leute nach draußen kommen.
Hatten die drinnen keinen Platz mehr?
Als ich dann wieder rein und zu Juline wollte, kam sie mir schon lachend mit Micah entgegen.
"Was machst du denn hier draußen?", fragte sie lallend und hielt mir einen neuen Becher hin.
"Luft schnappen", sagte ich leise und nahm einfach nur wie ferngesteuert den Becher entgegen.
Wir standen zu dritt da, beobachteten die Leute um uns herum und ich erwischte mich dabei, wie ich immer wieder durch die Fensterfront nach drinnen schaute, doch ich sah Kiyan leider nicht.
"Du, du und du, mitkommen!", kam plötzlich Cody zu uns und lief dann aufgeregt wieder nach drinnen. Ich wusste überhaupt nicht was los war, folgte ihm aber dann zusammen mit Micah und Juline.
Wir liefen durchs volle Wohnzimmer raus in den Flur und dann durch eine Tür neben der Treppe nach unten in einen Keller. Was sollte das alles? Wollte er das wir den Strom ausstellen, damit alle nach Hause gehen? Da wäre ich sofort dabei!
Wir kamen unten in einem Raum an, der überhaupt nicht nach Keller aussah, eher nach einer Shishabar, nur ohne Shishas. Es gab eine Theke mit einem kleinen Kühlschrank, mehrere Sitzsäcke und das einzige Licht waren diese komischen bunten Ledlichter.
"Was machen wir hier?", fragte Micah und neugierig starrte auch ich sofort Cody an.
"Wir spielen Flaschendrehen. Verderbt mir das nicht", zwinkerte er und sofort lachte ich hysterisch und bemerkte dabei, das Cody, sowieso auch Micah mich beide mit komischen Blicken musterten.
Mein Lachen verstummte und ich schaute hilfesuchend nach rechts zu Juline, die plötzlich an mir vorbeilächelte.
"Ich bin dabei", sagte sie und völlig entsetzt über ihre Worte folgte ich ihrem Blick zur Tür und sah dann Zayn reinkommen, natürlich mit Adam, Chloe und Kiyan die nach und nach auch dem Raum betraten.
Das war mein ganz persönliches Fegefeuer...
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1206 Wörter
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