~•°Abendstund°•~

"Kann ich deine Dusche benutzen?", fragte Adam noch schnell, als ich schon auf dem Weg zur Tür war und ich drehte mich halb zu ihm herum, um ihm mit einem Nicken die Erlaubnis zu erteilen.

Er verschwand im Bad und ich zog die weiße Haustür auf, um Micah in der Sonne stehen zu sehen. Sein Blick war voller Bedauern und nervös steckte  er seine Hände in die Taschen der hellen Jeans, während auf seinem grauen Tshirt das Logo von Nike zu sehen war.

"Hey", flüsterte er und wich meinem Blick sofort aus. Auch ich wusste überhaupt nicht, wo ich hinschauen sollte. Irgendwie befand ich mich in einer Art Zaitkapsel, denn seit meine Mum mit dem Idioten gestern aufgebrochen war und nur Zayn, Adam und Kiyan mir Gesellschaft leisteten, vergaß ich alles was da draußen vor sich ging und damit auch irgenwie meinen besten Freund.

"Hi", gab ich ihm dann mit Blick auf seine schwarzen Sneaker zurück und öffnete die Tür ein Stückchen weiter. "Komm rein."

Er schaute mich dankbar an, nahm seine Hände aus den Taschen und lief an mir vorbei ins Haus, um sich auf einem der Stühle des Glastisches niederzulassen.

Ich schloss die Tür, atmete einmal beruhigend durch  und wandt mich dann ihm zu, um gegenüber von ihm Platz zu nehmen.

Er sah müde aus, gleichzeitig auch besorgt und nervös und ergriff dann auch zügig das Wort.

"Es tut mir so so leid, Mia. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Juline so mit dir umgeht und noch weniger, hätte ich ihr danach folgen sollen. Es war nur so, dass das mit Zayn mich wirklich überrascht hat und-"

"Da war nichts mit Zayn", unterbrach ich ihn sofort und verdrehte dabei die Augen.
"Du kennst mich so gut Micah, denkst du ernsthaft, ich würde betrunken im Wald mit ihm rummachen? Wir waren auf der Suche nach Kiyan und sind unglücklich gestürzt."

Er schaute mir die ganze Zeit in die Augen und ich sah in seinen am Ende meiner Worte irgendwie Erleichterung.

"Natürlich kenne ich dich, aber ich war angetrunken und mir war einfach alles zu viel", erklärte er und lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten, um sich im offenen Wohnzimmer umzuschauen.

Wo ich ihn jetzt wieder vor mir sah, bemerkte ich erst, wie sehr er mir gefehlt hatte, auch wenn es nur wenige Tage her war. Er war hier... und er hatte sich entschuldigt... er war wirklich mein bester Freund, nur hatte ich  ihn nicht verdient. Ich hatte ihn angelogen, ihm immer wieder Hoffnungen gemacht und dann einfach vor den Kopf gestoßen. Es tat mir einfach nur leid und voller Schuldgefühle lehnte ich mich nach vorne und griff nach einer seiner Hände, die auf dem Tisch lagen. Sofort schaute er mich fragend an und lehnte sich auch wieder nach vorne.

"Micah, ich bin nicht fair zu dir gewesen. Seit unserem ersten Kuss hatte ich nur den egoistischen Gedanken, dich nicht  als Freund verlieren  zu wollen und als ich dann Gefühle für Kiyan entwickelt habe, dachte ich, dass es dir zu verschweigen der einzige Weg wäre, dich als Freund nicht zu verlieren."

Meine Worte waren ehrlich und ich hatte überhaupt kein Problem damit, ihm endlich ehrlich von meinen Ängsten und Gefühlen zu erzählen. Ich wollte nicht mehr, dass irgendetwas zwischen uns steht, und als er dann lächelte, fiel mir die ganze Anspannung auch erleichtert von meinen Schultern.

"Mia, ich mag dich sehr, aber ich würde unsere Freundschaft niemals beenden, nur weil du nicht das Gleiche für mich empfindest. Ich bin glücklich, wenn du es bist", sagte er und streichelte dabei sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken.

"Wusste gar nicht, das du weise sein kannst", scherzte  ich verlegen, woraufhin er kurz, aber auch herzlich auflachte.

"Aber auch nur weil ich seit der Party nichts mehr getrunken habe", zwinkerte er und verharrte kurz mit seinen Augen in meinen.

Ich war mir sicher, unsere Freundschaft würde das schaffen, denn wir kannten uns viel zu lange und viel zu gut, um das alles wegen Gefühlen wegzuschmeißen. Das hoffte ich zumindest aus tiefstem Herzen und ich gab mir in diesem Augenblick selbst das Versprechen, immer ehrlich zu ihm zu sein, egal wie viel Angst vor dem Verlust unserer Freundschaft mir im Kopf herumschwirren würde.

Vorsichtig zog ich dann meine Hand aus seiner und stand auf, um hinter die Kücheninsel zu laufen.
"Möchstest du etwas trinken?"

"Wasser", sagte er kurz und knapp und streckte sich dann ausgiebig, um ebenfalls aufzustehen. "Oder vielleicht doch einem Kaffe, wenn's keine Umstände macht."

"Macht es sicher nicht", gab ich grinsend von mir und bereitete dann seinen Kaffe zu, um mir selbst auch nochmal einen zu machen.

Ich reichte ihm die Tasse, schaute ihm kurz in die Augen und hörte dann die Badezimmertür, ehe Adam nur mit einem Handtuch um die Hüften in die Küche kam.

"Sollte ich wissen wollen, was hier los ist?", sah Micah zu mir herüber, doch ich schüttelte nur den Kopf, denn im gleichen Augenblick ging die Haustür auf und Kiyan kam mit einem Kasten Bier, gefolgt von Zayn zurück.

"Da lässt man sie mal ein paar Stunden alleine", lachte Zayn und haute Kiyan dabei freundschaftlich auf die Schulter, der mich mit seinem Blick fixierte, dessen Wirkung mich wieder  mal ziemlich nervös werden ließ.

"Hey Micah", begrüßten sie meinen besten Freund und sofort wurde der Kaffe gegen Bier getauscht und sie unterhielten sich so durcheinander, dass man kaum noch ein Wort verstehen konnte.

"Hi", trat Kiyan dann neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter, das mir ein Gefühl der Zugehörigkeit bescherte. Einfach alles fühlte sich richtig und gut an.

"Hey", gab ich ihm zurück und grinste ihn zufrieden an. Es war einfach schön, dass Micah hier war und sich für kurze Zeit alle verstanden.  Am liebsten hätte ich diesen Moment festhalten, denn was ich nicht wusste, war, das alles bald nur noch bergab gehen würde und solche Abende in Vergessenheit geraten würden.

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