66: Promise
"Du hast Recht.", meinte Mom überrascht und auch mir wurde klar, dass Elijah damit Recht hatte. Ich hatte mir noch nie Gedanken darüber gemacht, dass es sein könnte, dass Zoë wieder zurückkommen könnte, wenn wir sie töten. So weit hatte wohl nur Elijah gedacht. Wenigstens er denkt noch vernünftig mit.
"Natürlich habe ich das. Du musst mir etwas versprechen, Marianne.", forderte mein Onkel ernst.
"Und was?"
"Ich will, dass du mir versprichst, nichts Dummes zu unternehmen."
"Als ob ich jemals etwas Dummes getan hätte.", antwortete Mom ihm leicht lachend, doch er schien das alles andere als witzig zu finden.
"Ich meine es ernst, Mary. Tu nichts Unüberlegtes. Ich kenne dich, ich weiß, dass du mit Sicherheit schon ein paar Mal darüber nachgedacht hast, deinen kleinen Zauber von vor zwölf Jahren einfach zu wiederholen. Das ist keine Alternative, hörst du? Du bist endlich wieder am Leben, und wir beide wissen, wie sehr du das genießt. Komm nicht auf die Idee, dich wieder zu opfern."
"Werde ich schon nicht. Ich will euch doch eh nicht verlassen, unter keinen Umständen."
"Natürlich willst du das nicht. Aber das wolltest du vor zwölf Jahren auch nicht und dennoch hast du es gemacht. Es liegt nicht immer daran, was wir wollen, manchmal muss man Opfer bringen. Aber das hier ist kein Opfer, das du für die Familie bringen musst. Du bist hier niemandem etwas schuldig. Wir wissen nicht einmal, ob das funktionieren würde. Vermutlich nicht. Außerdem würdest du Phelipe wieder das Herz brechen, wenn du noch einmal stirbst."
"Wieder?", wiederholte Mom leise. "Hat es ihn damals wirklich so mitgenommen?"
"Selbstverständlich. Er war sieben Jahre alt, Marianne, und du warst seine einzige Bezugsperson. Die einzige, der er vollkommen vertraut hat. Ich weiß, dass das niemals deine Absicht war und dass du das alles nur getan hast, um ihn zu beschützen, aber als du gestorben ist, ist auch etwas in ihm zerbrochen. Kein Kind verkraftet es, seine Mutter in so jungen Jahren zu verlieren. In der Sekunde, in der du gestorben bist, ist er erwachsen geworden. Er war viel ernster als vorher, noch schlimmer als ich. Ich habe ihn jahrelang nicht mehr lachen hören. Er ist jetzt natürlich schon sehr viel älter, aber wenn er dich noch einmal verliert... Ich will gar nicht daran denken, was dann alles passieren könnte."
Aufmerksam höre ich meinem Onkel zu. Er hatte tatsächlich Recht mit seiner Erzählung, nach Moms Tod war ich nie wieder der kleine, unbeschwerte, lebensfrohe Junge, der ich vorher war. Die einzige, die mich in dieser Zeit wirklich hatte ablenken können, war Hope gewesen. Nur sie hatte es geschafft, mich einige Monate nach Moms Tod das erste Mal wieder zum Lachen zu bringen und nur bei ihr hatte ich keine Albträume, die mich sonst jede Nacht wach hielten.
"Ich verspreche es.", riss mich Moms Stimme aus meinen Gedanken. "Ich verspreche dir, dass ich nichts absichtlich tun werde, das mich töten könnte. Ich werde nicht aufgeben, wir werden einen Weg finden, bei dem niemand sterben muss."
Beruhigt schloss ich wieder die Augen und hörte auf, die beiden zu belauschen. Es tut gut, das zu hören. Und trotzdem wusste ich, dass das nur ein kleiner Anfang war. Wir würden uns beeilen müssen, einen Weg zu finden, denn sonst würde Zoë am Ende doch noch gewinnen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top