63: Calm

Wow, das hätte ich wirklich nicht erwartet.
Zoë hätte wirklich auch auf diese mentale Folter verzichten können. Denn nichts anderes war das. Miststück. Aber immerhin hatten wir dadurch gerade noch genug Zeit, Hope zu retten. Wie oft sie wohl... "Wie oft dachtest du, dass du stirbst?", fragte ich sie einfach leise.

"Keine Ahnung. Bei dem sechsten Mal habe ich aufgehört zu zählen. Ich weiß nur noch, dass sie wirklich sehr kreativ war. Von naheliegenden Dingen wie verbluten über abgetrennte Körperteile bis hin zu den absurdesten Ideen wie das Ersticken an etwa hundert Murmeln war wirklich alles dabei."

"Krankes, widerwärtiges Miststück.",urteilte ich wütend. Wie konnte man nur so furchtbar grausam sein? Wer kam denn bitte auf solche kranken Ideen?

Hope ging jedoch nicht großartig auf meinen Kommentar ein. "Deswegen habe ich erst auch nicht reagiert, als ihr reingekommen seid. Ich hielt das alles für eine weitere Halluzination, eine besonders grausame. Ich dachte, sie würde euch jetzt auch alle töten oder zumindest dazu zwingen, bei meinem Tod hilflos zuzusehen. Umso überraschter war ich dann schließlich als ihr es tatsächlich geschafft habt, mich zu retten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich war."

"Doch, das kann ich mir. Vermutlich warst du etwa so erleichtert wie ich. Ich hätte es doch nie ertragen, wenn du gestorben wärst."

"Ich weiß... Ich dachte ja auch, ich wäre vorbereitet.", murmelte meine Cousine schuldbewusst und ich nehme sie kurzerhand einfach in den Arm.

"Es tut mir leid.", flüsterte sie und zu meinem Entsetzen fing sie plötzlich an zu zittern.

"Shh, ich bin da. Du solltest etwas schlafen.", versuchte ich, sie zu beruhigen und strich ihr etwas unbeholfen über den Rücken. Ich wollte nicht, dass sie so leiden muss.

"Ich kann nicht. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie. Wie sie mich umbringt oder, noch viel schlimmer, euch. Ich will das nicht alles noch einmal erleben müssen."

Ich konnte mir gut vorstellen, dass das ein traumatisches Erlebnis für sie gewesen sein muss. Sie ist schließlich auch erst 19 Jahre alt, und unser Leben war schon immer alles andere als entspannend gewesen. So oft gab es schon irgendwelche Feinde, die sie töten wollten. Dass sie das jetzt auch noch hatte erleben müssen, war einfach nicht fair.

"Es ist schon in Ordnung. Ich bin da, und ich bleibe bei dir. Du bist nicht alleine, und solange ich da bin, kann dir nichts Schlimmes mehr passieren."

Wir beide wussten, dass das eine Lüge war, dass auch ich sie nicht beschützen könnte, aber dennoch schien es sie zu beruhigen, denn sie schloss endlich langsam die Augen und nur ein paar Minuten später lag sie regelmäßig atmend in meinen Armen. Gerade, als auch ich kurz davor war, einzuschlagen, hörte ich die Stimme meiner Mutter aus dem Nebenzimmer. Und was sie da sagte, schockierte mich zutiefst.

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