49: Gone

"Außer ihr selbst?", wiederholte Nik leise. "Was meinst du damit?"

"Kam es dir etwa nicht merkwürdig vor, dass sie einfach so ohne Protest nach oben gegangen ist? Das ist doch sonst auch nicht ihre Art, und das weißt du. Sie will sich selbst ausliefern, Nik!"

"Nein. So dumm wird sie doch wohl nicht sein. Das ist gar nicht möglich.", widersprach er sofort, doch ich sah in seinen Augen, dass er langsam anfing, mir zu glauben.

"Seit Moms Tod hat sie sich Vorwürfe gemacht, dass das alles ihre Schuld sei. Und jetzt wiederholt sich das ganze. Ich bin mir sicher, dass sie alles tun wird, damit es nicht wieder so endet wie damals. Um zu verhindern, dass einer von uns verletzt wird oder sogar stirbt. Auch wenn sie sich dafür einer verrückten Hexe ausliefern muss, sie würde alles tun, damit ihrer Familie nichts geschieht. Für sie ist das gerade die einzige Möglichkeit, uns zu beschützen. Also entweder gehst du jetzt nach oben und passt auf, dass sie nichts Unüberlegtes tut oder ich werde es tun."

Für ein paar Sekunden sah er mich nachdenklich an, bis er sich wortlos umdrehte und so schnell wie möglich nach oben rannte, während er besorgt den Namen seiner Tochter rief.

Sobald er jedoch weg war, hatte ich das Gefühl, dass es schon zu spät war. Hope war ziemlich lange alleine oben gewesen, wenn sie überhaupt in ihr Zimmer gegangen war. Wenn ich wirklich Recht hatte und sie diese Entscheidung schon im Wohnzimmer getroffen hatte, war sie mit Sicherheit schon längst losgelaufen. Und wenn das wirklich der Fall sein sollte, würden wir sie nicht mehr einholen können, wenn wir jetzt nicht sofort losliefen. Also beschloss ich, einfach meinem Gefühl zu folgen und verließ ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer und dann das Anwesen. Ich sah mich überall in der Umgebung um, ob ich sie entdecken konnte, aber ich entdeckte nur die Bäume und Büsche des Waldes. Entweder war Hope also noch in ihrem Zimmer oder sie war schon lange fort. Auch wenn ich hoffte, dass das Erste zutraf.

Frustriert raufte ich mir meine Haare und ging dann wieder ins Haus zurück. Dort kam mein Onkel gerade die Treppe wieder runter und sein Blick versprach wirklich nichts Gutes.

"Bitte sag mir, dass sie oben ist.", meinte ich leise, doch er schüttelte nur mit dem Kopf und lief an mir vorbei ins Wohnzimmer, wo die anderen uns beide fragend und besorgt musterten, bis Nik das Wort ergriff: "Sie ist weg."

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