145: Neues Zuhause

Nach einigen Minuten erreichten wir das Mikaelson-Anwesen und ich hielt Aubrey schwach lächelnd die Tür auf. Sie sah jedoch nicht einmal auf, während sie eintrat und ich folgte ihr mit besorgtem Blick. Sie war ganz in ihre Gedanken versunken und ich befürchtete, dass ihre Gedanken nicht gerade angenehm waren. Ich würde sie gerne irgendwie davor beschützen, aber ich wusste nicht, wie. Wie soll ich auch jemand anderen vor Gedanken beschützen? Ich könnte noch einmal versuchen, ihr einzureden, dass Christine sich falsch verhalten hatte. Nichts von allem war Aubreys Schuld. Das war offensichtlich, auch wenn ihr selbst das nicht wirklich klar war. Aber wenn ich mit dem Thema anfangen würde, dann würde sie mir wahrscheinlich eh nicht zuhören. Und selbst wenn, sie glaubte mir ja nicht. Sie gab sich selbst die Schuld für alles, sie fühlte sich zu verantwortlich für ihre Mutter. Sie würde sich mit Sicherheit nicht beruhigen, nur weil ich ihr noch einmal sagte, dass Christine sich falsch verhalten hatte. Vermutlich würde sie sie nur wieder verteidigen und es würde damit enden, dass Aubrey sich noch mehr Gedanken machte. Und das war schließlich genau das, was ich verhindern wollte.

"Habt ihr zufällig ein Zimmer für mich?", fragte sie irgendwann leise und riss mich so aus meinen Gedanken. "Es ist nicht schlimm, wenn nicht. Ich kann auch auf dem Sofa schlafen, das ist kein Problem. Ich will keine Anstrengungen machen."

"Das tust du auch gar nicht. Natürlich haben wir ein Zimmer, das Haus ist ja groß genug.", beruhigte ich sie und lächelte sie schwach an. "Komm mit, ich zeige es dir."

Langsam führte ich sie nach oben und zeigte ihr eines unser Gästezimmer, das glücklicherweise auch direkt neben meinem lag. Es war zwar ein wenig altmodisch eingerichtet mit diesen hässlichen weißen Spitzenvorhängen, aber sehr viel größer als ihr altes Zimmer. Und ich vermutete, dass auch das Bett bequemer sein würde als ihres, schließlich war wenigstens das so gut wie neu.

"Danke. Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass du das tust.", flüsterte Aubrey leise, als wir im Zimmer standen und sah sich um. Ich hatte das Gefühl, dass ihr das Zimmer gefiel, aber trotzdem brachte sie kein Lächeln zustande. Die ganze Situation gerade hatte sie wohl doch mehr mitgenommen als ich ursprünglich dachte.

"Doch, das ist es. Ich habe dir doch versprochen, dass ich auf dich aufpasse. Ich werdealles mir Mögliche tun, damit du nicht verletzt wirst. Und das gilt immer noch.", wiederholte ich sanft mein Versprechen, das ich ihr gegeben hatte, als klar wurde, dass sie ihre Stimme zurückbekommen wird.

Unsicher lächelte sie mich an und ich entspannte mich sofort ein wenig. Sie konnte wieder lächeln, das war doch erst mal ein gutes Zeichen. Zumindest beruhigte es mich ein wenig. Vielleicht war Ablenkung gerade das Beste für sie. Wenn sie nicht mehr die Zeit hatte, über ihre Mutter nachzudenken, hatte sie auch keine Zeit, sich Schuldgefühle zu machen. Und außerdem müsste sie dann nicht immer daran denken, dass sie in großer Gefahr schwebte, weil ihre Mutter höchstwahrscheinlich schon bald versuchen würde, sie umzubringen.

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