140: Geheimnisse


Bevor ich sie jedoch küssen konnte, was ich mir heimlich schon seit Tagen wünschte, wurde unsere Tür aufgerissen und Mom kam herein. Das war wirklich der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.

"Habe ich das richtig gehört? Aubrey, du hast deine Stimme wieder?", fragte sie überrascht, ohne zu bemerken, wie sehr sie gerade störte.

"Ähm... ja.", antwortete sie etwas überfordert und sah mich hilfesuchend an.

"Das ist ja wunderbar! Ich freue mich so für dich. Christine wird durchdrehen vor Freude, wenn sie das hört!", rief meine Mutter begeistert, bis sie unsere bedrückten Gesichter sah. "Oder etwa nicht?"

"Oh, durchdrehen wird sie bestimmt...", murmelte ich leise, was Mom natürlich trotzdem hörte.

"Was meinst du damit?"

Aubrey schüttelte neben mir leicht den Kopf, damit ich schwieg, und antwortete dann: "Ich will nicht, dass Mom es herausfindet. Ich möchte es ihr selber sagen, es... Es soll eine Überraschung sein."

Nachdenklich musterte meine Mutter sie. Sie merkte, dass irgendetwas nicht stimmte, das konnte ich an ihrem Gesicht ablesen, aber glücklicherweise fragte sie nicht weiter nach und nickte nur. "Wie du meinst."

"Ja. Dann... ähm... Gehe ich gleich zu ihr.", murmelte Aubrey unsicher.

"Ich begleite dich noch.", sagte ich sofort und ging mit Aubrey nach draußen.

"Das war knapp.", atmete sie erleichtert aus, als wir weit genug entfernt waren, damit man uns vom Haus aus nicht mehr hören konnte.

"Ja, das war es. Aber Mom hat trotzdem gemerkt, dass du nicht die Wahrheit gesagt hast. Wenn ich wieder zu Hause bin, wird sie nicht aufhören, mich zu fragen, was wirklich los ist. Was soll ich ihr denn dann erzählen?"

Ratlos zuckte Aubrey mit den Schultern. "Keine Ahnung. Kannst du nicht einfach sagen, dass du nicht darüber reden kannst, weil es ein Geheimnis ist?"

"Ja, theoretisch könnte ich das. Aber ich habe schon ein paar Mal versucht, etwas vor ihr geheim zu halten, und es hat bis jetzt kein einziges Mal funktioniert.", antwortete ich nur.

"Bitte, versuch es einfach. Meine Mutter darf auf keinen Fall herausfinden, dass meine Stimme wieder da ist. Sie müsste mich dann umbringen, sie hätte keine Wahl.", bat Aubrey mich ängstlich und ich sah sie nachdenklich an.

"Man hat immer eine Wahl. Das weißt du doch, oder? Du kannst auch einfach nicht wieder nach Hause gehen und bei uns bleiben. Ich würde aufpassen, dass deine Mutter dir dann nichts tut."

"Das ist wirklich lieb von dir, Phil. Aber ich will mich nicht vor ihr verstecken. Und wenn unser Zirkel herausfindet, dass Mom sie mein ganzes Leben lang belogen hat, werden sie... Keine Ahnung, was sie tun würden. Aber es würde auf jeden Fall Moms Leben zerstören und ich will nicht der Grund dafür sein."

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