125: Schrei
Tatsächlich begann der nächste Morgen mit einem lauten Schrei aus Hopes Zimmer. Sofort stand ich auf und rannte zu ihr. Als ich bei ihr stand, bemerkte ich, dass ich nicht der erste war, der ihren Schrei gehört hatte, da Onkel Nik auch schon bei seiner Tochter war.
"Was ist los, Prinzessin?", fragte er sie besorgt und ich musste bei seinem Kosenamen für sie unwillkürlich ein wenig lächeln.
"Ich weiß es nicht. Ich habe ganz normal geschlafen, als mich plötzlich irgendetwas... keine Ahnung, was passiert ist. Es hat sich so angefühlt als hätte ich Eisenkraut getrunken, aber das ist ja nicht einmal hier in der Nähe."
"Ist in der letzten Zeit denn irgendetwas Ungewöhnliches passiert?", fragte ich meine Cousine besorgt.
"Nein. Na ja, ich habe Halsschmerzen seit einigen Tagen, aber ansonsten nichts."
"Halsschmerzen?", wiederholte Nik überrascht und auch ich musterte sie nachdenklich, als sie bejahte. Normalerweise wäre das jetzt nicht sonderlich ungewöhnlich, aber unsere Familie war nun einmal nicht normal. Hope war, wie ich auch, in ihrem ganzen Leben noch nie krank gewesen. Wir waren unsterblich, wir bekamen nicht einfach plötzlich Schnupfen oder auch nur Halsschmerzen.
"Wieso hast du denn nicht eher etwas gesagt?", wollte ich von ihr wissen, doch sie antwortete nur mit einem Schulterzucken.
"Ich dachte nicht, dass es wichtig wäre. Es ist ja jetzt nicht so außergewöhnlich, dass man mal ein paar Halsschmerzen hat."
"Hope, hörst du dir eigentlich selber zu? Wir haben nicht einfach plötzlich irgendeine Krankheit. Wann hast du das das erste Mal bemerkt?"
"Das war wohl kurz nach... Aubreys Verwandlung."
"Aubrey?", wiederholte Nik und ich spürte schon, wie er sich anspannte, während er anfing, die falschen Schlüsse zu ziehen. "Ist das nicht dieses Mädchen, das nie etwas gesagt hat? Wenn sie etwas damit zu tun hat..."
"Sie hat nichts damit zu tun!", unterbrachen Hope und ich ihn gleichzeitig. Wir sahen uns kurz an und ich redete dann weiter. "Ganz bestimmt nicht. Sie würde Hope nie etwas Böses wollen. Sie hat schließlich ihr Leben riskiert und ihre Menschlichkeit aufgegeben, um uns zu helfen. Außerdem hat sie nicht geredet, weil sie stumm ist, Nik."
"Stumm oder nicht, wenn sie etwas damit zu tun hat, dass es meiner Tochter schlecht geht, dann wird sie das bereuen."
"Sie hat nichts damit zu tun! Also lass sie einfach in Ruhe. Ich werde mit ihr reden, aber du hältst dich von ihr fern, solange du so wütend bist!"
Kurz musterte mein Onkel mich, nickte dann aber. "In Ordnung. Rede mit ihr. Aber finde wenigstens heraus, was dann der Grund ist."
"Das werde ich, Nik. Das werde ich ganz sicher."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top