122: Kleine Schwester
Verwirrt sah Aubrey bei dieser Aussage zu mir, aber ich sah nur genervt zu ihrer Mutter. Sie störte gerade, merkte sie das denn gar nicht?
"Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen, das wollte ich gerade eben tun. Aber das ist ja jetzt wohl überflüssig." Danke dafür, dachte ich schnippisch, sprach das aber nicht aus. Dann würde meine plötzliche Ablehnung ihr gegenüber wohl doch zu auffällig sein.
"Na ja, dann kann ich das ja jetzt auch tun.", antwortete Christine nur grinsend, ohne näher auf meinen Tonfall einzugehen.
"Hey, wenn ihr das jemand erzählt, dann werde ich das sein!", mischte sich Rose ein und sie und Christine fingen tatsächlich an, darüber zu diskutieren, wer es ihr als erstes sagen durfte. Dabei hatten sie es doch schon längst ausgesprochen.
In der Zwischenzeit hielt Aubrey mir einen Zettel unter die Nase und sah mich aufgeregt an. Ich habe eine Schwester?! Wen?
Ich deutete mit einem Kopfnicken auf Rose und ihre Augen weiteten sich merklich. Wie ist das möglich?
"Ihr Vater war erst 18, als sie gezeugt wurde und ist danach sofort abgehauen. Mom hatte so ein Gefühl und ist auf die Idee gekommen, einen Zauber zu sprechen. Und der hat ergeben, dass ihr beide tatsächlich den gleichen Vater habt.", erklärte ich ihr leise.
"Hey!", beschwerte sich Rose sofort, als sie das bemerkte und sah mich schmollend mit verschränkten Armen an. "Ich wollte ihr das doch sagen! Aber okay, dann eben so." Lächelnd wendete sie ihren Blick von mir ab und sah Aubrey freundlich an. "Hi, ich bin deine neue große Schwester. Freut mich, dich endlich kennenlernen zu dürfen. Auch wenn ich genau genommen erst seit ein paar Minuten von dir weiß."
Überfordert sah Aubrey zu ihrer Mutter, dann zu mir und wieder zurück zu der eigentlich vollkommen fremden Frau, die jetzt plötzlich zu ihrer Familie gehörte. Zögernd hob sie einfach nur leicht die Hand und winkte ihr schüchtern zu. Ich konnte mir vorstellen, wie verwirrt sie gerade war. Es war mit Sicherheit schon schwer für sie, mir überhaupt die Wahrheit über sich und ihre Mutter zu sagen und nun wurde sie auch noch mit so einer Nachricht konfrontiert.
"Ach, komm schon her, wir sind ja jetzt verwandt.", grinste Rose, ging auf sie zu und umarmte sie einfach.
Ich hatte ein wenig Mitleid mit Aubrey, schließlich kannte sie die Frau kaum, die sie gerade so stürmisch begrüßte, als hätte sie jahrelang nach ihr gesucht.
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