104: Entscheidungen
"Aubrey?", wiederholte ich fassungslos. Nein. Nein, das konnte doch nicht wahr sein. Sie war doch fast noch ein Kind, und so unglaublich nett und freundlich. Ich hatte es bislang noch nicht wirklich zugegeben, noch nicht einmal vor mir selbst, aber ich mochte sie. Sehr. Mom schien das allerdings schon längst bemerkt zu haben, wenn ich ihren Blick richtig deutete.
"Es tut mir leid, Phil.", entschuldigte sie sich. Dabei hatte sie doch keinen Grund dazu, schließlich war es nicht ihre Schuld, dass Aubreys Verwandlung anscheinend der einzige Weg war, Hope zu retten.
"Es muss jemand anderen geben...", flüsterte ich leise. "Irgendjemand anderen. Das kann doch nicht der einzige Weg sein."
"Wir können nach jemanden suchen. Aber das würde im besten Fall Wochen dauern und selbst dann müssten wir einfach irgendjemand Unschuldigen verwandeln, wobei wir im schlimmsten Fall eine ganze Hexen- und Werwolffamilie gegen uns aufbringen.", antwortete Mom mir leise.
"Aber nichts gibt uns das Recht, Aubrey zu verwandeln! Wir können ihr doch nicht einfach ihre Menschlichkeit nehmen!", rief ich aufgebracht und Hope legte beruhigend ihre Hand auf meine Schulter.
"Das werde ich auch nicht einfach tun, Phil. Aber wir können sie doch wenigstens fragen, ob sie bereit wäre, sich verwandeln zu lassen. Wenn sie nein sagt, dann ist das in Ordnung, und ich werde sie nicht verwandeln. Ich werde nicht einmal nachfragen, ob sie sich sicher ist, ich werde es einfach akzeptiert und wir finden jemand anderen, der wie sie ist. Aber vielleicht hat Aubrey ja auch gar kein Problem damit. Ich meine ja nur, viele Menschen würden sich sogar freuen, zu einem Vampir zu werden und sie könnte darüber hinaus trotzdem genau das bleiben, was sie vorher auch schon war. Außerdem hat sie ihre Stimme doch durch einen Unfall verloren, es ist gut möglich, dass ihre Verletzungen, was auch immer sie für welche hat, wieder heilen, sobald sie so ist wie ich. Diese Verwandlung könnte ihr ihre Stimme wiedergeben. Du hast recht, wir dürfen sie nicht einfach verwandeln, aber es ist ihre Entscheidung. Und die müssen wir ihr lassen, okay? Also lass mich wenigstens mit ihr reden."
Ich sah meiner Cousine kurz nachdenklich in die Augen und nickte dann leicht. Sie hatte recht, ich sollte mich nicht so aufregen. Letztendlich kannte ich Aubrey ja kaum und sie konnte sich bislang auch gut selbst verteidigen. Es war ihre Entscheidung, ob sie zu einem Vampir werden will, um uns zu helfen, oder nicht, und ich durfte sie ihr nicht abnehmen. Auch wenn ich aus irgendeinem Grund den Wunsch verspürte, sie zu beschützen. Sie würde selbst die Entscheidung treffen, die für sie am besten war.
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