123: Bereuen und bezahlen

Ich weiß nicht, seit wann ich jetzt schon hier in meiner Zelle saß, aber eines Tages - vielleicht war es auch Nacht - öffnete sich die Tür wieder. Ich schreckte auf, doch bevor ich weiter reagieren konnte, drückte mich irgendetwas, oder vielmehr irgendjemand, am Hals gegen die Wand.

Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis ich die Person vor mir erkennen konnte. "Nik...", brachte ich trotz seiner Hand an meiner Kehle hervor.

"Nenn mich nicht so!", schrie er mich an und ich roch den Alkohol, den er schon getrunken haben musste. "Du hast kein Recht mehr, mich so zu nennen!"

Ich sah an ihm vorbei auf die geschlossene Tür, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Er hatte ja Recht...

"Antworte mir!", brüllte er und ich zuckte leicht zusammen.

"Du... hast Recht. Ich bitte dich auch nicht um Verzeihung, aber... es tut mir leid.", krächzte ich.

"Das reicht aber nicht!", schrie er und schmiss mich mit all seiner Kraft gegen die gegenüberliegende Wand.

Schmerz schoss durch meinen Rücken, als ich auf die harte Steinwand traf und dann auf den Boden fiel, doch ich blieb reglos liegen. Ich würde mich nicht wehren. Egal, was Nik mit mir vorhatte, ich würde mich nicht gegen ihn verteidigen. Nicht nur weil ich es verdient hatte, sondern auch weil es ihn nur noch wütender machen würde. Wenn er jetzt seine Wut an mir auslassen würde, hätte ich wenigstens die Chance, dass er mich nicht erdolchen würde.

"Steh auf.", knurrte er und zerrte mich hoch. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie er mit seiner Hand weit ausholte. Ich ließ ihn einfach machen und sah ihm wortlos in die Augen, um ihm wenigstens ein wenig zu zeigen, wie sehr ich meinen Fehler bereute.

Plötzlich hielt er inne und ließ seine Hand wieder sinken. "Warum hast du das getan?", knurrte er wieder leise.

"Ich... ich weiß es nicht. Ich wollte das nicht, aber... es war als ob all meine negativen Gefühle sich auf sie konzentrieren würden und ich habe diese... unnatürliche Wut in mir gespürt. Beinahe schon Hass. Ich habe komplett die Kontrolle über mich verloren. Und ich weiß selbst nicht, warum das passiert ist...", sage ich leise.

"Bereust du es?", wollte er zu wissen.

"Mehr als alles andere bisher. Ich hasse mich dafür.", antwortete ich ohne zu zögern.

"Weißt du, vor langer Zeit habe ich mal etwas zu Rebekah gesagt, was immer noch zutrifft. Ich bin durchaus fähig, jemandem, den ich liebe, seine Fehler zu verzeihen. Aber zuerst muss er sie bereuen. Was du ja offensichtlich tust. Doch dann... muss er sie erst noch bezahlen. Und für deinen Fehler, meine Tochter töten zu wollen... Du kannst froh sein, dass ich dich nicht umbringe. Aber deine Bezahlung wird hoch sein...", sprach er bedrohlich.

Wortlos schloss ich die Augen. Ich war bereit, für was auch immer er mit mir vorhatte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, ich hatte furchtbare Angst vor der Rache meines Bruders.

Zu Recht, wie ich gleich schon bemerken sollte, denn nur ein paar Sekunden später stach er mir irgendein Messer in den Bauch und ich fiel mit einem qualvollen Schrei zu Boden.

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