63: Im Wald
Wir fuhren jetzt schon seit Stunden diesen verlassenen Waldweg entlang und wussten trotzdem noch nicht, was gerade bei Alaric und Elena passierte. Damon schaute hin und wieder auf sein Handy, das ständig das GPS-Signal von Rics Handy angab. Irgendwann hielt er am Straßenrand an und stieg aus. Ich folgte ihm und fragte: "Wohin jetzt?"
Wortlos zeigte er in Richtung Wald. Es war kein Pfad zu erkennen. Gut, dass ich bequeme Schuhe anhatte. Ich wollte gerade vorgehen, als er mich am Arm zurückzog.
"Jetzt ist die letzte Möglichkeit, um auszusteigen. Keiner würde es dir übel nehmen, wenn du jetzt umdrehst und dich zurück ins Auto setzt. Es wird gefährlich werden, sehr sogar."
"Ich werde nicht umdrehen."
"Hab ich mir gedacht. Dann lass mich wenigstens vorgehen."
Ich ließ ihn vor und folgte ihm dann leise. Doch obwohl ich so leise auftrat wie nur möglich, weil ich wusste, dass Elena und Alaric hier irgendwo in der Nähe waren, kam es mir so vor, als seien meine Schritte die einzigen Geräusche in der Umgebung. Damon konnte man gar nicht hören. Nach ein paar Minuten hörte ich Elenas Stimme und sah Damon an. Sein Verhalten änderte sich nicht. Hörte er sie denn nicht? Da fiel es mir wieder ein. Er hatte ihre Stimme bestimmt schon vor Minuten gehört, deshalb wusste er genau, wie nah wir waren. Vorsichtig gingen wir näher an die Stimmen heran, bis ich verstehen konnte, was genau sie sagten.
"Elena, wir sollten uns wirklich wieder auf den Rückweg machen. Es wird bald dunkel."
"Ich werde nicht aufgeben! Ich lasse Stefan nicht im Stich!"
"Das tun wir ja auch nicht. Wir verschieben unsere Suche doch nur. Im Dunkeln finden wir ihn bestimmt nicht."
"Wir müssen weitersuchen!"
"Elena..."
"Nein! Ich darf nicht aufgeben! Ich weiß, dass er hier irgendwo in der Nähe ist, ich spüre es!"
"Elena, das hat doch keinen Sinn!"
"Psst! Hier ist jemand!"
"Woher..."
"Ich weiß es halt, ich kann es fühlen."
"Werden wir beobachtet?", fragte Ric leise. Da trat Damon aus dem Schatten hervor: "Schuldig im Sinne der Anklage." Elena schrie auf und warf irgendetwas nach ihm, aber bevor ich sehen konnte, was es war, warf er es zurück. Sie fing es auf und wurde sich dann offenbar bewusst, was sie da in der Hand hielt, denn sie warf es so weit von sich weg wie möglich. Keine Sekunde später explodierte es und eine gelbliche Flüssigkeit spritzte durch die Gegend.
"Ganz ruhig, Elena! Ich hab mir ja gedacht, dass du uns nicht freudig begrüßen wirst, aber dass du gleich eine Eisenkrautgranate nach mir wirfst, hätte ich nicht von dir gedacht. Das verletzt mich wirklich zutiefst." Damon machte natürlich nur Spaß, aber Elena schien das nicht zu verstehen, denn sie entschuldigte sich schnell: "Tut mir leid, ich habe dich nicht erkannt. Warte, wieso uns?"
Jetzt kam auch ich hervor und meinte lächelnd: "Hi. Ich krieg jetzt aber keine Bombe an den Kopf geworfen, oder?"
"Mary! Was machst du hier?"
"Ja, Damon. Was macht sie hier?", schaltete sich Ric jetzt auch ein.
"Ric, wusstest du, dass er kommen würde?", fragte Elena vorwurfsvoll.
"Diese Suche war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Stefan will nicht gefunden werden, versteh doch."
"Du hast es Damon erzählt? Damit er meinen Babysitter spielt?!"
"Ich dachte nur, wir könnten seine Hilfe gebrauchen."
"Es gab einen Grund, warum ich ihm nichts davon erzählt habe."
"Ja, weil ich es dir ausgeredet hätte. Weil ich weiß, dass diese Aktion vollkommen überflüssig und sinnfrei ist.", meinte Damon.
"Das ist nicht wahr!"
Jetzt schaltete auch ich mich wieder ein: "Du weißt, dass es wahr ist, Elena. Stefan möchte nicht gefunden werden, warum auch immer. Er hätte genug Möglichkeiten gehabt, sich finden zu lassen."
"Was willst du überhaupt hier?", fragte meine Schwester mich patzig.
"Gute Frage.", sagte Alaric mit einem Seitenblick auf Damon, der sich sofort verteidigte:
"Ich hatte keine Wahl."
"Hat sie dich manipuliert?"
"Nein!!", kam es zeitgleich von uns beiden.
"Dann hattest du eine Wahl, Damon."
"Nein, hatte er nicht. Ich habe mich entschlossen, mitzukommen, weil meine Schwester mir wichtig ist. Und Damon hätte mich auch nicht aufhalten können."
"Lange Rede, kurzer Sinn: Sie ist da, aber das ist jetzt unwichtig, weil wir eh gehen.", beschloss Damon.
"Okay. Auf Wiedersehen.", kam es von Elena.
"Oh nein, vergiss es. Wir gehen alle zusammen. Alle vier. Ohne Ausnahme."
Erwartungsvoll starrten Damon, Ric und ich sie an, bis sie schließlich einknickte. "Okay, ist ja gut."
Wir gingen zurück zum Auto von Ric, weil das einfach näher dran war. Damon würde seinen Wagen später abholen. Gerade als wir beim Auto waren, hörten wir ein Geräusch hinter uns. Es klang wie eine Mischung aus Knurren und Husten. Damon befahl uns, einzusteigen, während er nachsehen wollte, was das war. Weil wir alle Angst hatten, taten wir, was er wollte und er ging zurück in den Wald. Als er aber nach 20 Minuten immer noch nicht wieder da war, machte ich mir ernsthafte Sorgen und stieg aus. Bevor mich Elena oder Alaric aufhalten konnten, war ich auch schon in die Richtung verschwunden, in die Damon gegangen war. Ich würde ihn finden, koste es, was es wolle.
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