52: ...oder vielleicht doch?
"Tja, das war dann wohl ein Reinfall.", meinte ich. Damon trank einfach nur weiter. "Was werden wir jetzt tun?", fragte ich.
"Keine Ahnung."
"Du meinst, dass dein einziger Plan war, Klaus darum zu bitten, er möge doch bitte das Ritual verschieben?"
"Es war nicht einmal ein Plan, Mary. Es ist vorbei." Verbittert wandte er sich wieder seinem Glas zu.
"Oh nein, vergiss es. Du wirst hier jetzt nicht im Selbstmitleid baden, während Elena sich auf dich verlässt. Sich darauf verlässt, dass du mit mir einen Ausweg findest. Wo ist der Damon geblieben, der niemals aufgeben würde, wenn es darum geht, seine Freunde zu beschützen?"
"Hat bald keine Freunde mehr, die er beschützen muss."
"Du weißt, dass das nicht wahr ist."
"Mary, ich weiß, wieso du wirklich hier bist. Du willst wissen, warum ich Elena das angetan habe. Und weißt du was, ich werds dir sogar sagen: Das war der einzige Weg, wie wir wirklich sicher gehen konnten, dass Elena zurückkommt. Zwar als Vampir, aber immerhin lebt sie noch!"
"Deswegen bin ich nicht hier. Ich bin hier, um einen Ausweg zu suchen und du wirst mir dabei helfen. Elena ist furchtbar wütend auf dich, aber ich bin mir sicher, dass sie das irgendwann vergessen kann, wenn du mir jetzt hilfst."
"Na und, dann hasst sie mich vielleicht. Aber das wird sich ändern, irgendwann. Sie hat ja jetzt eine Ewigkeit, um mir zu vergeben."
"Du kannst mir nicht sagen, dass dir das alles nichts ausmacht, Damon."
"Ach nein? Was willst du denn hören? Dass ich einen furchtbaren Fehler gemacht habe? Dass ich es bereue, Elena gerettet zu haben, statt zuzulassen, dass sie stirbt, so wie mein verweichlichter Bruder?"
"Ich möchte, dass du mir sagst, was du wirklich darüber denkst."
"Versuchst du gerade, mich zu manipulieren?", schrie Damon mich an, aber ich wich nicht zurück.
"Wenn ich das versuchen würde, würdest du diese Frage nicht einmal stellen können, sondern mir deine gesamte Lebensgeschichte erzählen. Aber ich möchte dich nicht manipulieren, ich will, dass du mir vertraust. So, wie ich dir vertraue." Ich murmelte den letzten Teil nur und sah dabei auf den Boden, aber er bekam es natürlich trotzdem mit.
"Mary, ich...", fing er sanft an, aber mir war diese Situation gerade irgendwie peinlich, also unterbrach ich ihn.
"Schon gut, du musst mir nichts erzählen. Hilf mir einfach, ja?" Die letzten Worte kamen leider etwas schwächlicher raus als ich mir gewünscht hätte.
"Das werde ich. Aber ich glaube, ich sollte dir wirklich mehr vertrauen. Frag mich, was du willst, ich werde dir ehrlich antworten."
Wow, ich meine...WOW! Hatte er das gerade wirklich gesagt? Und jetzt, wo ich ihn alles fragen konnte, wusste ich nicht, was ich ihn fragen sollte. Ich meine, es gab so viele Fragen, die ich an ihn hatte, aber keine schien gerade passend zu sein.
Leise fing ich an zu sprechen: "An dem Abend, als ich dir gesagt habe, dass ich dich manipuliert habe... Da hast du mich vor meiner Wohnung gerettet. Du wolltest mich selber tot sehen, aber du hast mich davor gerettet, ein Vampir zu werden. Wieso?"
"Ich habe Elena versprochen, dir nichts zu tun." Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich sah schnell zu Boden, damit er es nicht mitbekam. Natürlich, was hatte ich mir nur gedacht. Elena war der Grund, sie war immer der Grund, wenn Damon etwas Richtiges tat. Wie konnte ich mir nur einbilden..."Aber das war nicht der einzige Grund.", meinte er und ich sah zu ihm auf. "Ich habe gesehen, wie verzweifelt du warst, wie du mit deinem Leben abgeschlossen hattest, ohne Hoffnung. Eigentlich hatte ich vor, ihn einfach machen zu lassen. Das wäre die perfekte Rache gewesen. Du wärst ein Vampir, todtraurig, und ich müsste mich trotzdem nicht vor Elena verantworten, weil ich dir ja nichts getan habe. Aber als ich dich da so sah, wie du da so hilflos standest, in den Armen von diesem furchtbaren Kerl... Da hat irgendetwas in mir reagiert. Dieser Teil von mir wollte dich um jeden Preis beschützen, egal, was ich dafür tun musste. Dieser Teil von mir hätte es nicht ertragen, wenn dir etwas zugestoßen wäre. Dieser Teil von mir hat die Kontrolle übernommen und in deiner Nähe gibt es nicht nur diesen Teil. In deiner Nähe bin ich dieser Teil."
Fassungslos sah ich ihn an. Mein Herz klopfte vor Freude wie wild. Ich konnte gar nicht richtig realisieren, was er da gerade gesagt hatte. Ich war einfach nur glücklich. "Damon, ich..." In diesem Moment kam Alaric wieder. Na toll. Damon gesteht mir, dass er mich... was eigentlich? Dass er mich mag, dass er mich liebt, dass er mich beschützen will? Auf jeden Fall etwas sehr, sehr Schönes und bevor ich etwas sagen konnte, kommt mein Geschichtslehrer und zerstört alles. Wirklich klasse.
"Und, was ist jetzt mit Elena? Was wollte Klaus?", fragte er.
"Du hast echt ein Spitzentiming, Ric.", meinte Damon sarkastisch, der von Rics Störung ungefähr so erfreut war wie ich.
"Nicht der richtige Zeitpunkt, Damon. Was wollte Klaus?"
"Klaus wollte gar nichts. Ich habe ihn gefragt, ob er das Ritual verschieben könnte."
"Und, was hat er gesagt?"
"Na, was denkst du wohl? Er hat es für einen Witz gehalten und als er merkte, dass ich es ernst meinte, wurde er wütend und hat klargestellt, dass er das Ritual unter keinen Umständen verschiebt."
"Und was ist, wenn Mary ihn fragen würde? Ich meine, sie ist schließlich seine Schwester."
Ich traute meinen Ohren nicht, und meinte: "Ehrlich? Du denkst, dass ausgerechnet ich einen verrückten, mordlustigen Urvampir dazu bringen kann, etwas zu verschieben, was er seit Jahrhunderten versucht zu erreichen?! Ich glaube, du vergisst, dass er mich umbringen wollte. Mehrmals. Auch nachdem er wusste, dass ich seine Schwester war, hat er darüber nachgedacht. Nur Elijah hat ihn davon abgehalten. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich ihn zu soetwas überreden kann, nur weil wir zufällig die gleiche Mutter haben. Ich meine, der Mann hat die Angewohnheit, seine andere Schwester in einem Sarg mit sich herumzutragen!"
"Okay, war ne Scheißidee. Irgendwelche anderen Pläne?"
"Wir müssen verhindern, dass Klaus das Ritual überhaupt durchführen kann. Wir müssen ihm irgendetwas stehlen, was er dafür braucht und was er sich nicht so schnell wiederbeschaffen kann."
"Der Mondstein?"
"Den trägt er bestimmt mit sich rum, da kommen wir nie dran."
"Seine Hexe?"
"Wir wissen nicht, wer sie ist und außerdem... na ja, sie ist eine Hexe. Und vermutlich hilft sie Klaus freiwillig oder wird dazu gezwungen, sie wird sich nicht einfach stehlen lassen."
"Der Vampir?"
"Kann er zuschnell ersetzen. Er muss doch nur irgendeinen Spaziergänger verwandeln."
"Elena?"
"Dann bringt er uns alle um."
"Dann bleibt also nurnoch der Werwolf."
"Scheint so, oder?"
"Und wissen wir, wer der Werwolf ist?"
"Wie viele Werwölfe kennst du, die sich zufällig in Mystic Falls aufhalten?"
"Tyler?"
"Das wäre die nächsliegende Möglichkeit, oder?"
"Ok, und wie finden wir ihn?"
"Naja, Klaus muss dafür sorgen, dass es keine Probleme gibt, wenn er sich früher verwandelt als geplant. Wie viele Orte gibt es, wo man einen Werwolf und einen Vampir zusammen einsperren kann, ohne dass sie sich gegenseitig zerfleischen, wenn sich der Wolf verwandelt?"
"Der alte Lockwood-Keller!"
"Na bitte."
"Okay Mary, du und Ric, ihr geht schon einmal vor zu Elena, sie braucht euch beide jetzt. Ich werde zum Lockwood-Keller gehen und unseren Wolf befreien. Würd mich nicht wundern, wenn Klaus' Ersatzvampir Tylers große Liebe ist. Außer einer von euch vermisst sonst noch irgendeinen Vampir? Na also, dann geht ihr jetzt zu Stefan und Elena und erklärt ihnen alles und ich komm dann später mit Blondie und Bello nach, okay?"
Wir nickten und machten uns auf den Weg. Vielleicht konnten wir doch noch alles zum Guten wenden.
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