24: Saviour

"Hi Mary.",sagte Damon leise.
"Du ... du hast mich gerettet!", meinte ich.
"Ja, habe ich. Wieso so überrascht? Weil ich der böse große Bruder bin, das Arschloch, das nur andere verletzen kann?"
"Nein. Es wundert mich, weil du eigentlich allen Grund hättest, mir das selber anzutun."
"Wieso? Nur weil du mir meinen freien Willen geraubt hast und uns allen verschwiegen hast, dass du von der gefährlichsten Familie der Welt abstammst?"
Bei diesem Sarkasmus in seiner Stimme musste ich unwillkürlich lächeln:"Ja, vermutlich genau deshalb."
"Na ja, vermutlich darf ich was das angeht am wenigsten urteilen." Gerade wollte ich ihn anlächeln, als er weiterredete: "Aber ich glaube dir trotzdem nicht, dass du so harmlos bist wie du tust. Ich vertraue dir kein bisschen, nur damit das klar ist."
Diese Worte versetzten mir einen Stich im Herzen, auch wenn ich versuchte, das zu ignorieren. Sobald ich meine Mimik wieder unter Kontrolle hatte, meinte ich kühl: "Du hast auch keinen Grund dazu. Genauso wenig, wie ich einen Grund habe, dir zu vertrauen." Einen kurzen Moment war es still, bis ich etwas tat, was ich aller Wahrscheinlichkeit nach sehr bereuen würde. "Hör zu, ich denke, wir haben jetzt geklärt, dass wir keinen Grund haben uns zu vertrauen. Aber ich will es trotzdem. Wenn dir das irgendwie dabei helfen kann, mir zu vergeben, dass ich dich belogen und manipuliert habe, werde ich dir jetzt beweisen, dass du mir vertrauen kannst. Denn ich will dich nicht als meinen Feind haben, Damon. Ich will dir vertrauen. Also: Komm doch rein."
Scheiße, scheiße, scheiße... Was zur Hölle hatte ich da gerade getan? Hatte ich wirklich gerade einen Vampir, der mich vermutlich hasste, in meine Wohnung gebeten, in die er sonst nie reingekommen wäre, nur weil mein einsames Herz gerne ein wenig Gesellschaft hätte? Offenbar schon, denn Damon zog überrascht eine Augenbraue hoch. Damit hatte er wohl am wenigsten gerechnet. Genauso wie ich, wenn ich es mir recht überlege. Einen Moment dachte er nach, vermutlich ob er einfach gehen sollte, weil Elena ihn sonst hassen würde, aber dann grinste er mich schief an und folgte mir durch die Tür. Als er über die Schwelle trat, meinte er:"Hoffentlich bereust du das nicht irgendwann."
"Das hoffe ich auch...", flüsterte ich kaum hörbar. Seufzend schloss ich die Tür hinter ihm und sah mich um, wo er hin war. Irgendwie hatte er es geschafft, den einzigen Alkohol in diesem Haus zu finden und saß so mit irgendeinem billigen Wein in der Hand auf meinem Sofa. War das gerade sein Ernst?
"Danke.", sagte ich.
"Danke wofür?"
"Du hast mir da draußen gerade das Leben gerettet."
"Ach so, ja. Gern geschehen."
"Apropos, irgendeine Idee, wer das war?"
"Ich dachte, du könntest mir das sagen. Ich hab den Kerl noch nie vorher gesehen, aber wenn ich ihn je wiedersehe, werde ich ihm das Herz rausreißen."
"Nein, wirst du nicht."
Empört sah Damon mich an: "Er hat versucht, dich zu töten, und du verteidigst ihn?! Man merkt, dass du Elenas Schwester bist, immer nur das Gute im Sinn."
Okay, ich mochte Elena und sie hatte eine unglaublich liebenswürdige Art an sich, aber ich war nicht so, ich wollte nicht so sein wie jemand anderes und das sollten ruhig alle merken, also erwiderte ich mit einem, vielleicht etwas teuflischen, Lächeln: "Von Verteidigen war nie die Rede. Wenn du diesem Kerl wieder begegnest, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du ihn nicht umbringst, jedenfalls nicht sofort. Ich will vorher mit ihm reden, ihn manipulieren, damit er mir sagt, wieso er versucht hat mich zu verwandeln. Und vielleicht will ich ihm auch ein paar ähnliche Schmerzen bereiten. Danach gehört er dir."
Erstaunt sah Damon mich an: "Dass du wie Elena bist, nehme ich zurück. Langsam fängst du an, mir immer besser zu gefallen."
Da ich keine Lust hatte, ihm weiter nur beim Trinken zuzusehen meinte ich:"Lust auf nen Drink? Ich meine, einen richtigen, keinen Billigwein."
Lächelnd sah Damon zu mir auf. Ein Lächeln, das mein Herz höher schlagen ließ, auch wenn ich versuchte, das so gut wie möglich zu unterdrücken.
"Einverstanden."
Und so gingen wir in den Grill, weil das neben dem Salvatore-Anwesen der einzige Ort war, an dem es Damons Lieblingsgetränk gab. Okay, schlecht ausgedrückt, Zweitlieblingsgetränk. Sprich: nicht Blut, sondern Bourbon. Eigentlich wollte ich gar nichts trinken, ich habe noch nie viel von Alkohol gehalten, aber für Damon machte ich eine Ausnahme. Keine Ahnung, wieso, vielleicht, weil ich ihm unbedingt gefallen wollte, vielleicht aber auch, weil ich mich nach dem letzten Schreckensmoment etwas abreagieren musste. Also trank ich mit ihm, zwar nicht so viel, dass ich betrunken wurde, aber dass ich mir nicht mehr solche Sorgen machte. Ich wusste, dass es am nächsten Morgen nur noch schlimmer werden würde und ich vergaß auch nie, dass ich in den nächsten  24 Stunden auf keinen Fall sterben durfte, wenn ich ein Mensch bleiben wollte, aber für einen ganz kurzen Moment seit langem war ich wieder glücklich. Und dass ich das in der Nähe eines Vampirs war, der angeblich das größte Macho-Arschloch der Welt war, war doch schon erstaunlich, oder?


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