138: Manipulationen aufheben
Als ich das Zimmer betrat, das übrigens genauso schlecht beleuchtet war wie der Innenhof, entdeckte ich sofort eine Gestalt, die gedankenverloren aus dem Fenster starrte.
"Marcel?", fragte ich zögerlich.
"Was ist?", fragte er genervt. Als er sich allerdings umdrehte und mich sah, schien er das schon wieder zu bereuen.
"Was machst du hier?"
"Einen Fehler wieder gut. Es war nie geplant, dass du so wirst."
"Wie bin ich denn?"
"Jedenfalls nicht engagiert. Du kümmerst dich überhaupt nicht. Weder um deine Leute noch um deine Stadt. Aber du warst anscheinend nicht immer so. Cian meinte, du wärst erst so geworden, als ich... ach, was soll's, als ich dich manipuliert habe. Wenn gleich alles klappt, findest du sowieso raus, dass ich das kann. Ich bitte dich nur jetzt schonmal, es niemandem weiterzuerzählen."
"Du redest wirres, unverständliches Zeug, das ist dir doch klar, oder?"
"Ja. Gleich wirst du es verstehen."
Langsam ging ich auf ihn zu und sah ihm in die Augen. Dieses Mal durfte ich nichts mehr falsch machen. Doch ich war im Moment auch sehr viel konzentrierter als damals in der Gasse, wo ich einfach nur verwirrt war, dass ich überhaupt noch lebte, deshalb war ich zuversichtlich, dass ich Marcel ohne Probleme manipulieren würde.
"Du wirst all meinen vergangenen Manipulationen nicht mehr folgen. Du wirst dir selbst eine Meinung bilden, ob ich eine Gefahr für die Stadt bin oder nicht und du wirst auch selbst entscheiden, ob ihr mich in Ruhe lasst oder nicht. Sprich, ich hebe meine Manipulation auf."
Einige Sekunden musterte Marcel mich verwirrt. Dann meinte er: "Du... hast mich manipuliert!"
"Sag ich doch. Aber bitte erzähle das niemandem weiter."
"Aber... das können doch nur Urvampire! Das heißt, du bist..."
"Ein Urvampir, ja. Denk lieber mal darüber nach, wie du dich in letzter Zeit verhalten hast."
"Ich habe meine Stadt im Stich gelassen."
Wütend sah er mich an: "Du hast mich manipuliert, dass ich meine Männer im Stich lasse! Du bist Schuld, dass dieser Psychovampir die halbe Stadt ermordet! Ich werde dir..."
"... auf ewig dankbar sein, dass ich dich aus dieser Manipulation, die übrigens ein Unfall war, befreit habe, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Außerdem solltest du dich im Moment vielleicht eher um andere, näherliegende Probleme zu kümmern. Wie zum Beispiel deine kleinen Vampirfreunde, die versuchen, deinen uralten Freund Cian umzubringen."
"Warte, sie tun was?!"
Er verschwand mit Vampirspeed und ich folgte ihm auf den kleinen Balkon, von dem man wirklich einen guten Überblick hatte. Cian war gerade in die Ecke gedrängt worden. Es sah nicht so aus, als ob schon irgendjemand gestorben wäre. Einige Vampire lagen jedoch reglos am Boden, vermutlich durch einen Genickbruch. Nichts Schlimmes also.
"Was zur Hölle tut ihr da?", schrie Marcel. Alle hielten sofort inne und sahen nach oben. Naja, fast alle. Denn irgendein Vampir, der auch nach Thierry als erstes angegriffen hatte, beschloss den Moment zu nutzen, in dem Cian abgelenkt war, und sich auf ihn zu stürzen. Bevor Cian reagieren konnte, stand er schon vor ihm, bereit, ihm ein Stück Holz von einem abgebrochenen Stuhlbein ins Herz zu rammen.
Bevor ich nachdenken konnte, stand ich hinter ihm und brach ihm das Genick. Bewusstlos sank er vor mir zu Boden und ich grinste Cian an. Dann drehte ich mich zu Marcel und seinen Freunden um: "Was ist los? Marcel, wolltest du nicht irgendetwas sagen?"
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