134: Cian, "Bob" und seine fünf Freunde
Wir folgten Cian und da ich ihn neuerdings quasi "wittern " konnte, fanden wir ihn auch bald. Er war gerade in einer Kneipe in einer Seitenstraße und wurde von irgendeinem Schläger-Typen angemacht. Ob ich mit ihm Mitleid hatte? Nein. Nicht im geringsten. Er konnte sich ja zur Not gut verteidigen. Statt dazwischen zu gehen, belauschte ich einfach nur ihre Unterhaltung und sprach sie leise nach, damit Rose sie auch hören konnte.
" Ey, Miss! Das hier ist eine Kneipe für Männer, Frauen sind hier nicht erwünscht!"
Lachend drehte er sich zu seinen vier Kumpeln um, die wie besoffene Leibwächter hinter ihm standen, um ihm den nötigen Mut zu geben, sich mit einem geschminkten Mann anzulegen. Typische Kneipenschläger halt.
"Ich bin ein Mann!"
"Jaja, schon klar. Aber wir meinten auch eher, dass diese Männer auch... tja, wie soll ich sagen... männlich sind!"
Seine Affenbande brüllte wieder los und der Schlägertyp Nr. 1, nennen wir ihn einfach mal Bob, lachte genauso laut.
"Ich bin männlich! Männlicher als ihr alle zusammen!"
Oh-Oh, da war wohl jemand in seiner Männerehre gekränkt. Tja, Pech gehabt. Da hat er sich wohl mit der Falschen angelegt.
Die sechs Vollidioten lachten jetzt nur lauter. "Bestimmt! Weil es so männlich ist, sich zu schminken! Sag mal, ist das etwa ein... ein LIDSTRICH?!"
Oh ja. Und was für ein guter. Zufrieden grinsten Rose und ich uns an.
"Das habe doch nicht ich gemacht!"
"Ach ja, und wer dann? Etwa dein rosa Plüsch-Einhorn?"
"Was?! Nein, ich... kann es euch nicht sagen!"
"Na, wenn das so ist. Dann entschuldigen wir uns bei dir.", meinte Bob gespielt freundlich. Sobald Cian sich allerdings wegdrehte, schlug er mit voller Wucht zu. Normalerweise hätte so ein Schlag Cian außer Gefecht setzen müssen. Allerdings war Cian nun mal nicht normal. Pech für Bob und seine Freunde. Das würde Ärger geben.
Bedrohlich langsam drehte er sich zu den sechs Freunden um. "Hast du es gerade gewagt, mich zu schlagen?"
Ups, da war wohl jemand wütend. Das schienen Bob und Co. auch zu bemerken, denn statt wieder einen dummen Spruch abzulassen, wichen sie ein Stück vor ihm zurück.
Auf eine Kneipenschlägerei hatte ich jetzt aber mal so überhaupt keine Lust. Vor allem nicht, wenn Cian daran beteiligt war, das hieß nämlich, dass alle anderen Beteiligten vermutlich sterben würden. Blutig. Und bitte, wer wollte seinen Abend denn schon mit ausgebluteten Schläger-Leichen verbringen? Na bitte, niemand. Also ging ich rüber zu ihnen und zog Cian fort. Er wehrte sich zwar, aber ich war stärker, also zog ich ihn einfach mit nach draußen. Dort drückte ich ihn an eine Wand und manipulierte ihn: "Mann, hör mal auf zu zappeln!" Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Rose nachkam.
"Okay, es gibt noch etwas, was ich gerade vergessen habe zu sagen: Du bringt heute niemanden um oder denkst auch nur daran jemanden zu verletzen, nur weil er dich beleidigt hat. Und außerdem wirst du uns nicht bemerken, wenn wir dir folgen. Rose, fällt dir noch was ein, was wir vergessen haben?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Gut. Dann, Cian, gehst du jetzt in mindestens drei weitere Bars und zum Schluss ins Rousseau's, ja? Danke."
Ich ließ ihn wieder los und er ging mit wütendem Blick davon. Wir folgten ihm wieder in die nächste Bar.
Das ganze wiederholte sich ein paar Mal. In der zweiten Bar weigerte sich der Barkeeper, ihm etwas zu trinken zu geben, weil er laut ihm "eindeutig schon genug hatte". In der dritten wurde er von allen Seiten schräg angeguckt, besonders von den Frauen. Und in der vierten pfiff ihm sogar irgendein betrunkener kurzsichtiger Depp hinterher und meinte, ob sich das "scharfe Püppchen nicht zu ihm setzen wollte". Rose und ich kriegten uns gar nicht mehr ein vor lauter Lachen. Das war mit der witzigste Abend meines Lebens. Und auch Schuldgefühle, dass wir Cian so bloßstellten, hatte ich keine, wenn ich daran dachte, wie unverschämt er immer war, und dass er in mein Haus eingebrochen war. Er hatte es verdient. Trotzdem war ich unschlüssig, ob er wirklich noch ins Rousseau's gehen sollte. Er war dort, wie ich, Stammkunde und kannte dort auch jede Menge Leute. Vielleicht war das doch ein bisschen viel. Außerdem hatten wir schon jede Menge getrunken. Mir machte das zwar kaum noch was aus, Rose war aber völlig betrunken. Möglicherweise war es das Beste, einfach nach Hause zu gehen. Rose zerstreute meine Zweifel jedoch und meinte, dass das in Ordnung ginge. Und ich Idiotin hörte auf sie. Hätte ich das nur nicht getan, denn im Rousseau's begegnete ich den beiden Menschen, die ich jetzt mit am wenigsten sehen wollte: ...
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