132: Privatsphäre
Ich bedeutete Rose, dass sie leise sein sollte, indem ich mir einen Finger an meine Lippen legte. Außerdem bedeutete ich ihr, still im Zimmer zu bleiben, während ich in der Küche nachsehen wollte. Glücklicherweise verstand sie mich und blieb ruhig stehen, als ich mich in die Küche schlich. Dort stand jemand am Fenster, ein Mann. Groß, breite Schultern, eine Lederjacke... Kurz: Cian. Mittlerweile erkannte ich ihn schon von hinten. Hatte der Mann denn gar keinen Respekt vor meiner Privatsphäre? Ich konnte ihm so ein Verhalten nicht einfach durchgehen lassen, also beschloss ich, ihm eine Lektion zu erteilen. Er musste auch mal lernen, dass er nicht einfach so in meine Wohnung kommen konnte, wie er wollte. Also schlich ich mich näher an ihn heran. Dank meiner neuen Vampirfähigkeiten hörte er mich nicht, bis ich direkt hinter ihm stand. Blitzschnell hatte ich meine Hände so an seinen Hals gelegt, dass ich ihm zur Not das Genick brechen konnte, wenn er etwas Dummes tat oder sagte. Ich hatte da keine Hemmungen mehr, er würde dann schon nach ein paar Stunden sowieso wieder aufwachen.
Als er bemerkte, dass es keinen Ausweg gab, spannte er sich an. Denn es gab wirklich keinen Ausweg, schließlich hatte ich diesen Griff von Rebekah gelernt und ich hatte ihn solange geübt, bis ich ihn genauso gut konnte wie sie.
"Also, entweder bist du irgendein Einbrecher mit bösen Absichten oder die Eigentümerin der Wohnung."
"Naja, im Gegensatz zu anderen gewissen Personen habe ich gelernt, dass man die Privatsphäre anderer Leute akzeptieren sollte und somit nicht einbricht. Also bin ich dann wohl Eigentümerin der Wohnung, was aber nicht heißt, dass ich keine bösen Absichten habe."
Darauf fiel ihm anscheinend auch nichts mehr ein. Besser gesagt, es fiel ihm bestimmt wieder irgendein dummer Kommentar ein, den er aber von seinem momentanem Standpunkt besser nicht aussprach.
Hinter uns hörte ich leise Schritte und ich drehte mich um, ohne meine Hände von Cians Hals zu nehmen. Rose war mir in die Küche gefolgt. Irgendwie war das zu erwarten, sie war nicht gerade der Typ Mädchen, das gerne Befehle entgegennahm. So wie ich.
"Wer ist denn deine neue Freundin?", fragte Cian und zwinkerte Rose zu. Schon erstaunlich, wie ruhig er angesichts der Umstände blieb, das musste man ihm lassen. Ich verdrehte die Augen.
"Sie ist nicht meine neue Freundin. Sie ist eine alte Freundin. Die ich sehr gut kenne. Die jetzt hier einziehen wird. Der du nie auch nur ein Haar krümmen wirst."
"In Ordnung. Ich bin nicht der Böse, Marianne."
Er betonte extra meinen vollen Namen, weil er wusste, wie sehr ich ihn hasste. Anscheinend war er mir doch weiter gefolgt und hatte so herausgefunden, wie ich hieß. Auch wenn ich im Moment sauer auf Nik war, zitierte ich ihn, mit einigen Änderungen: "Marianne ist der Name, den meine Mutter mir gab. Ich heiße Mary."
"Okay, Mary. Lässt du mich jetzt los? Bitte?"
Ich zögerte. "Komm schon, ich weiß doch, dass es schwer ist, die Finger von mir zu lassen, aber du übertreibst es gerade."
Okay, das hatte den Ausschlag gegeben. Ich hatte mich entschieden. Fies grinste ich Rose zu und sagte: "Weißt du, ich steh nicht so auf körperliche Folter. Das ganze Blut, die Schreie... das ist nichts für mich. Aber langsam muss Cian lernen, dass er aus meiner Wohnung rausbleiben soll. Nenn mich von mir aus kindisch und dämlich, aber... holst du bitte deinen Schminkkasten?"
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