127: Nicht nur Vorteile

Am Nachmittag wollte ich unbedingt noch meine anderen Bekannten in Mystic Falls besuchen. Sprich: Elena, Rose und Caroline.

Als erstes wollte ich zu Elena. Das kam mir nur gerecht vor, schließlich war sie nicht nur meine Freundin, sondern auch noch meine Schwester. Ich klopfte an ihrer Tür. Nach einigen Sekunden wurde sie geöffnet und ich sah in das Gesicht von Caroline. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich erkannte und sie umarmte mich stürmisch.

"Oh mein Gott, Mary! Wir haben dich so vermisst!"

"Ich euch auch."

"Komm rein, Elena ist oben in ihrem Zimmer."

Ich wollte rein, aber irgendetwas hielt mich auf. Es war wie damals, als Esthers Zauber uns daran gehindert hatte, das Highschool-Gelände zu verlassen. Ich dachte nach. Seit ich als vollwertiger Halb-Urvampir aufgewacht war, war ich noch nicht einmal in eine fremde Wohnung gegangen. Meine Wohnung in New Orleans gehörte mir und die Mikaelson-Villa hatte keine lebendigen Besitzer, also musste ich auch nicht reingebeten werden. Dieses Haus aber gehörte Jeremy, der immer noch ziemlich menschlich war. Anscheinend hatte ich doch einen Nachteil als Vampir abbekommen.

"Was ist? Wieso kommst du nicht?", fragte Caroline mich.

"Ähm, also... in New Orleans ist viel passiert und ... ähm... ist Jeremy vielleicht da, damit er mit reinbitten kann?"

"Du bist ein...? Oh mein Gott, du bist ein Vampir!"

"Wenn du noch ein wenig lauter schreist, weiß es gleich ganz Amerika.", gab ich gereizt von mir.

"Jaja, schon gut. Warte, ich hole ihn. Er spielt gerade irgendein Videospiel."

Sie verschwand und ich trat ungeduldig von einem Bein aufs andere, bis ich von drinnen Jeremys Stimme hörte, die rief: "Komm doch rein, Mary."

Ich versuchte nochmals, die Türschwelle zu übertreten und dieses Mal war die nervige Barriere verschwunden. Erleichtert atmete ich auf.

"Komm, Mary. Elena ist oben."

Das hatte sie bereits erwähnt, aber ich verzichtete darauf, sie darauf aufmerksam zu machen. Stattdessen folgte ich ihr nach oben, wo sie ohne anzuklopfen in Elenas Zimmer stürmte und rief: "Hey, Elena, genug in Selbstmitleid gebadet! Ich habe Besuch für dich!"

"Nicht schon wieder. Du hast mir schon alle möglichen Leute hierher geholt, um mich aufzubauen. Einige von denen kannte ich nichtmal richtig!", hörte ich vom drinnen die Antwort.

"Glaub mir, dieser Besuch wird dir gefallen!"

Lächelnd betrat ich das Zimmer. "Hey, Elena!"

"Mary?! Du bist zurück!"

Sie fiel mir um den Hals, wie Care auch vorhin. Diese verabschiedete sich mit einem leisen: "Ich lass euch mal alleine. Wenn ihr mich sucht, ich bin in der Küche."

Als Care weg war, löste sich Elena von mir.

"Ich habe dich so vermisst."

"Ich dich auch."

"Aber du solltest nicht hier sein. Es hat sich vieles verändert. Es ist gefährlich hier. Ich bin gefährlich. Schlimm genug, dass Jeremy darauf besteht, hier zu bleiben. Du solltest gehen."

"Wieso? Nur weil du ein Vampir bist? Rebekah hat es mir erzählt. Und es macht mir nichts aus. Denn bei mir in New Orleans ist auch viel passiert."

"Dann weißt du, dass du hier nicht sicher bist. Noch habe ich keine Probleme, aber du musst dich nur irgendwo dran schneiden oder dich ungünstig stoßen und dann... wer weiß, ob ich mich dann noch kontrollieren kann."

"Ich habe keine Angst vor dir."

"Tatsächlich? Du solltest aber Angst vor mir haben, ich bin ein Vampir! Weißt du, was das bedeutet. Das bedeutet das!"

Ihr Gesicht verwandelte sich in ihr Vampirgesicht, aber ich hatte keine Angst. Denn heute Mittag hatte ich vor unserem Badezimmerspiegel etwas ausprobiert, was mich gleichermaßen erschrocken wie fasziniert hat. Ich brauchte zwar kein Blut, um zu überleben, aber wenn ich nur an Blut dachte...

Ich spürte, wie die kleinen Adern unter meinen Augen hervortraten und sich schwarz färben. Meine Zähne wuchsen, bis ich an meiner Lippe die typischen Vampirzähne fühlen konnte. Traurig lächelnd, sah ich meine Schwester an, die mich schockiert beobachtete und meinte: "Glaub mir, Elena, ich weiß genau, wie du dich gerade fühlst. Aber das ist kein Grund, gleich alle Leute von dir wegzustoßen. Außerdem kann ich mich vermutlich ganz gut selbst verteidigen."

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