110: Der Weißeichenpfahl
Bei den Salvatores kam uns sofort Stefan entgegen.
"Was wollt ihr hier?"
"Nana, nicht so unfreundlich. Schließlich bin ich im Moment nicht derjenige, der sich nicht an unsere Abmachung hält.", meinte Nik grinsend.
"Wir wollten dir ja den Pfahl geben, Klaus, aber Alaric..."
"...weiß nicht, wo sein anderes Ich ihn versteckt hat. Ich hörte davon."
Er stieß Stefan beiseite und ging ins Haus, wo er sich einen Drink einschenkte. Ich folgte ihm, warf Stefan aber im Vorbeigehen ein entschuldigendes Lächeln zu, es war schließlich sein Haus.
Er meinte zu Nik: "Damon sollte lieber nicht erfahren, dass jemand bei seinen Getränken war."
Nik wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ich fragte: "Damon ist nicht hier? Wo ist er?"
"Keine Ahnung." Unruhig sah er von einer Ecke des Raums zur anderen. Merke: Nur weil man ein Vampir war, konnte man nicht gleich besser lügen. Er wusste, wo Damon war und was er da tat, aber wieso war das so interessant, es verheimlichen zu müssen? Doch als mir Ric wieder einfiel, meinte ich: "Wenn du meinst. Sag Bescheid, wenn du es dir anders überlegt hast. Aber wo ist Ric?"
"Im Keller."
Ich wollte gerade runter gehen, als plötzlich mein Bruder vor mir stand.
"Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Liebes?"
"Ja. Ich will ihn sehen. Und hör auf, mich Liebes zu nennen."
"Wieso?", fragte er mich verwundert.
"Liebes nennst du nur die Mädchen, auf die du stehst oder die du als Mahlzeit willst. Und da auf mich hoffentlich nichts von beidem zutrifft, fände ich es sehr freundlich von dir, wenn du mich nicht so nennen würdest. Bekah nennst du ja auch nicht so."
"Ich werde darüber nachdenken, Liebes."
Eigentlich sollte ich jetzt sauer sein, aber ich musste lächeln. "Lässt du mich jetzt vorbei?"
"Auf eigene Gefahr."
Er trat beiseite und folgte mir dann. Stefan hatte unsere Unterhaltung mit halb amüsierten, halb verwunderten Blicken verfolgt. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, wie ich so überleben konnte. Er kannte Nik halt nur als impulsiv handelnden, mordenden Urhybriden, aber seit ich da war, hatte er sich zumindest in meiner Gegenwart verändert, warum auch immer.
Als ich die Tür der Zelle sah, in der Ric eingesperrt war, kamen ungewollt alte Erinnerungen hoch. Damon hatte mich am Abend des Balls, als er und seine Freunde meinen Bruder töten wollten, auch dort eingesperrt. Ich hatte trotzdem einen Weg nach draußen gefunden. Aber das war jetzt egal.
"Ric?", fragte ich zögerlich.
"Ja, ich bin's noch. Das Ich, das euch liebend gerne helfen würde."
"Was hast du vor, dass sein anderes Ich kommt?", fragte mein Bruder an Stefan gewandt.
"Wir warten, was sonst?"
"Warten? Ich habe weder Zeit zu warten, noch die dafür nötige Geduld."
Er öffnete die schwere Tür, schloss sie aber sofort wieder, damit ich ihm nicht nachkommen konnte.
"Nik!", schrie ich ihm hinterher. "Was hast du vor?"
Ich hörte ein Knacken, und folgte ihm so schnell wie möglich...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top