Wie soll's gehn?
13:15, das hieß Schulschluss für Tommy, das lang ersehnte Klingeln riss den Teenager aus seinen Gedanken.
„Und als Hausaufgabe macht ihr Seite 175 Nummer 4" hörte er Herr Wild nuscheln.
Innerlich grinsend und sich auf den Nachmittag freuend ignorierte der Teenager seinen Chemielehrer, packte seinen Rucksack und verließ die Schule.
In Gedanken versunken schlenderte er rauchend und Musik hörend nach Hause als ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter gelegt wurde.
„Hey wollen wir noch gemeinsam heimlaufen?" fragte Lea ihn.
Erschrocken zuckte Tommy zusammen und drehte sich mit vor Schrecken geweiteten Augen um: „O-oh h-hey du bists"
Lea, der es extrem peinlich war ihn so erschreckt zu haben, zog ihre Hand zurück: „Tschuldige i-ich...also..ähm ich wollte nur fragen ob du mitmir zusammen heimlaufen willst da wir uns ewig nicht mehr gesehn haben."
Tommy, der mit Lea, während seiner krankheitsbedingten Abwesenheit sehr viel geschrieben hatte, bejahte freudig lächelnd.
„Liebend gerne, ich hab dir soo viel zu erzählen." meinte der Junge und drückte seine Zigarette aus.
„Na dann schieß mal los" meinte Lea gespannt, während ein neugieriges glitzern in ihren Augen zu sehen war.
„Also, in vier Tagen kommen meine Fäden raus, danach darf ich nochmal zwei Wochen keinen Sport machen und dann endlich wieder Goalball spielen." Sein Sport war Tommys größte Sorge, jetzt, da er bald erste Bundesliga spielen konnte, erstrecht.
Grinsend nickte Lea: „Jaa das glaub ich dir echt, aber du sag mal, wie oft können wir uns dann noch sehen...i-ich meine wenn du dann öfter weg bist dann..."
Die Teenagerin berndete ihren Satz nicht, stattdessen traten Tränen in ihre Augen, worauf sie sich beschämt wegdrehte, wollte sie doch nicht dass Tommy sie weinen sah.
Dieser registrierte es jedoch sofort und drehte das junge Mädchen vorsichtig wieder zu sich und gab ihr ein Taschentuch, strich ihr anschließend sanft und vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht.
„Heyy shhh was ist denn?" fragte er sie mit leiser Stimme.
„I-ich..h-hab e-einfa-fach Angst da-dass wir wenn du jetzt wegen Goalball so oft weg bist, den Kontakt verlieren." schluchzte Lea verzweifelt und sah ihn panisch an.
Vorsichtig um sie nicht noch mehr zu beunruhigen drückte Tommy das weinende Mädchen an sich und streichelte beruhigend ihren Rücken um dann mit leiser Stimme fortzufahren: „Aber das wirst du doch nicht, wir können wenn ich weg bin schreiben, telefonieren und wenn ich wieder da bin uns treffen. Einverstanden?"
„Mhh ja" nuschelte Lea mit tränenerstickter Stimme und presste sich Schutz suchend an Tommy.
Dieser nahm nun vorsichtig ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Lea ließ es geschehen, insgeheim war sie froh dass er bei ihr war.
Vorsichtig schaute sie zu ihm hoch, immer noch leicht schluchzend. Als Tommy das bemerkte drückte er ihre Hand ein klein wenig fester ohne ihr wehzutun, als wolle er ihr zeigen „ich bin da"
Sanft flüsterte er: „Shhtt heyy Süße es wird alles gut, versprochen."
Nach einer Weile beruhigte sich Lea wieder, verblieb aber in dieser Position.
Tommy genoss das ganze auch sehr, bekam er diese Form der Zuneigung doch viel zu wenig bis garnicht.
Er vergaß vollkommen die Zeit, so sehr versank er in den Berührungen des jungen Mädchens als er plötzlich ein gleichmäßiges atmen ihrerseits wahrnahm, sie war in seinen Armen eingeschlafen.
Glücklich lächelnd beschloss der Junge noch eine Weile so zu bleiben um das Mädchen, in welches er seit einiger Zeit unsterblich verliebt war, nicht zu wecken.
Plötzlich bewegte sich Lea unruhig: „N-nein...geh weg...bitte, lass mich..."
Tommy war verwirrt, meinte sie ihn? Aber wieso sollte sie...??
In diesem Moment schlug Lea die Augen auf und gähnte.
„Wa-was war das?!" wollte Tommy verwirrt von ihr wissen.
„Was war was?" antwortete Lea genauso verwirrt und legte ihren Kopf auf seine Brust.
„Najaa, du hast gesagt irgendjemand soll weggehen und dich in Ruhe lassen."
Das Mädchen erstarrte, ihr Blick wurde traurig als sie anfing zu erzählen.
„Na-naja weißt du..,i-ich war neun als..."
Ihre Stimme brach und Tränen traten in ihre Augen.
„Du musst es nicht erzählen wenn dir das unangenehm ist" versuchte der Teenager sie von einem erneuten Nervenzusammenbruch zu bewahren, doch Lea redete bereits weiter.
„Mein Stiefvater hat mich oft geschlagen und sogar zweimal vergewaltigt."
Erschrocken sah Tommy sie an, in seinen Augen konnte Lea tiefes Entsetzen und Traurigkeit ablesen.
„A-aber...oh mein Gott das tut mir so Leid." meinte der Junge geschockt.
„Naja dafür kannst du ja nichts, es ist nur so dass ich wenn ich träume manchmal alles nochmal erlebe."
Traurig nickte der Teenager, es verletzte und verunsicherte ihn zutiefst das Mädchen seiner Träume so traurig zu sehen und nichts dagegen tun zu können.
Vorsichtig drückte er Lea an sich und hoffte sie mit dieser Form der Zärtlichkeit ein wenig beruhigen zu können.
Scheinbar funktionierte das ganz gut, denn nach einer Weile lag Lea eng an ihn gedrückt, wieder ruhig da und flüsterte ein leises „Danke Süßer"
„Nicht dafür" gab der Junge zurück als plötzlich sein Handy klingelte.
Leise fluchend, da es die Stimmung zerstört hatte, zog er es aus seiner Tasche und ging hin.
„Ja hey Alex...was?! Fuck das hab ich total vergessen, ok bis gleich."
Deprimiert und entschuldigend schaute er Lea an: „Ich muss jetz leider gehen, habs total verpeilt dass wir uns heute vom Goalball aus treffen..." meinte er zerknirscht und stand auf.
„Schade, schon ok, wir treffen uns ja bestimmt noch öfter" lächelte Lea.
Tommy sah sie an und nickte.
„Ja klar, spätestens in der Schule. Also dann bis morgen oder so." verabschiedete er sich und ging zu seinem Fahrrad um zur örtlichen Sporthalle zu fahren wo sie Training hatten.
Dort angekommen traf er auf Alex, welcher ihm schon frech grinsend entgegenlief.
„Na auch mal da?" zog er ihn auf, da Tommy nicht zur pünktlichsten Sorte Mensch gehörte.
Grinsend schlug er in den High Five ein mit dem sein bester Kumpel ihn begrüßte. „Ja klar, aber immer noch besser als du, jedes mal viel zu früh."
„Aber du weißt doch..." verteidigte sich Alex lautstark, doch Tommy fiel ihm ins Wort.
„Ja ja, fünf minuten vor der Zeit ist des Schülers Pünktlichkeit." beendete er den Satz seines besten Kumpels.
„Jungs kommt ihr bitte mal rüber" wurden die beiden jedoch plötzlich von ihrem Trainer unterbrochen, welcher ihnen Infos für die bevorstehende Berlinfahrt vom Goalball aus geben wollte.
Langsang trotteten die zwei zu ihm und hockten sich in den Kreis ihrer Teammitglieder.
Aufmerksam lauschten sie Toni, welcher ihnen mitteilte wann und wo sie sich treffen um gemeinsam zum Bundesfinale zu fahren.
Nach einer Stunde war ihnen alles mitgeteilt worden und die beiden befanden sich auf dem Heimweg, als Tommy plötzlich ernst wurde: „Du Alex...ich überlege mir nicht mitzufahren nach Berlin."
Entgeistert sah Alex Tommy an: „Was?! Spinnst du jetzt komplett?? Wieso das denn?!"
Fassungslos blieb er stehen und schaute Tommy irritiert an.
„Naja, es ist halt so dass..also Lea..." er räusperte sich und holte tief Luft, man sah ihm an dass er um die richtigen Worte rang.
„Nun komm schon, raus mit der Sprache" forderte Alex ihn, immer noch fassungslos, auf.
Tommy begann von neuem: „Also es ist so, dass ich und Lea uns heute ein wenig näher gekommen sind, nur kuscheln halt. Und zum Schluss meinte sie dass sie Angst hätte den Kontakt zu mir zu verlieren wenn ich so oft weg bin. Deswegen überlege ich ihr zuliebe hierzubleiben." beendete Tommy seinen Satz.
„Also du bist doch echt bescheuert..." entgegnete Alex seinem besten Kumpel „Du hast dich doch so krass auf Berlin gefreut und jetzt willst du es wegen einem Mädchen das du nicht mal zwei Monate kennst sausen lassen weil sie Angst hat dich dann nichtmehr so oft zu sehen. Ihr könnt doch schreiben und telefonieren?"
„Ja schon...a-aber es ist nur so dass...dass ich mich echt in sie verliebt hab und einfach nicht mehr ohne sie kann."
Alex nickte nur knapp: „Hmm ja, weiß sie es denn schon?"
Tommy sah ihn an und schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Nah, noch ned...ich weiß nich wie ichs ihr sagen soll." resignierte er.
„Ich hab halt Angst wieder versetzt zu werden, Angst dass sie meine Gefühle nich erwidern kann und will und alles wieder umsonst war."
Verzweifelt sah er seinen besten Kumpel hilfesuchend an, doch dieser zuckte auch nur mit den Schultern.
„Da hilft alles nix, du musst es ihr sagen, so schwer es dir fällt."
Tommy nickte nur und flüsterte ein kaum hörbares „Ja mach ich vielleicht irgendwann."
Kurze Zeit später kamen sie vor Tommys Haus an, Alex drehte sich nochmal kurz zu ihm. „Versuch nich zu sehr dran zu denken, lenk dich mit irgendwas ab, zocken oder Musik hören." empfahl Alex ihm, dem das Wohl seines besten Kumpels sehr am Herzen lag.
Tommy nickte nur und verabschiedete sich von Alex.
Doch als er zuhause war schoss er sämtliche Vorschläge seines Kumpels in den Wind und telefonierte bis tief in die Nacht mit Lea.
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