Verliebt und verzweifelt
Verwirrt schlug Tommy die Augen auf, blinzelte und fand sich im Bundeswehrkrankenhaus auf der Neurochirurgischen Station wieder, an seinem Kopf die altbekannten Pflaster nach seinen Shunt Operationen.
„Fu-fuck ich habe es gewusst..."
Deprimiert setzte er sich auf und bemerkte seine Mum und seine Schwester welche am Tisch in seinem Zimmer saßen.
„Oh, hey ihr zwei" begrüßte er sie und versuchte aufzustehen, eine Infusion am rechten Handgelenk verhinderte dies jedoch.
„Du hast uns nen ganz schönen Schreck eingejagt, bist einfach weggeklappt und hast uns alles vollgekotzt..." redeten seine Schwester Amy und seine Mutter beide gleichzeitig auf ihn ein.
„Ja, Leute ist ja gut...ihr wisst dass ich es am liebsten anders hätte." beschwerte sich ein sichtlich geschwächter Teenager.
„Ist ok, tut uns Leid." entschuldigte sich seine Schwester und ging zu ihm als es an der Tür klopfte und Lea eintrat.
„H-hey, w-wie gehts dir?" stammelte sie schüchtern, begrüßte erst seine Mum und Schwester, anschließend ihn mit einer langen und innigen Umarmung.
„Ganz ok soweit, man isses ja nach ner Zeit gewohnt." antwortete Tommy grinsend.
„Ja aber ich wünschte du hättest das alles nicht. Die ganzen Operationen, die Angst, die Schmerzen."
Der 17 jährigen traten Tränen in die Augen, Tränen der Verzweiflung und der Machtlosigkeit.
Die Machtlosigkeit einen Menschen der ihr wichtig ist, leiden zu sehen und nichts dagegen tun zu können.
„Heyy was ist denn los?" wurde sie von Tommy mit sanfter Stimme wieder zurück in die Wirklichkeit geholt.
„Nichts...ich...e-es ist nur..." Sie brach ab und schaute ihn verzweifelt an.
„...es ist nur?" fragte der Junge vorsichtig nach und wischte ihr sanft ihre Tränen aus dem Gesicht die ihr mittlerweile über die Wange liefen.
Stockend fuhr Lea fort: „E-es ist nur diese Angst...d-du bist mir so verdammt wichtig geworden, ich will nicht dass dir was passiert. E-es bricht mir das Herz dich hier so leiden zu sehen und nichts dagegen tun zu können."
Vorsichtig tastete Lea nach Tommys Hand und streichelte sie sanft, er flüsterte leise „Heyy shhhtt ich weiß das klingt jetzt hart aber für mich ist das alles zur Normalität geworden, ich hatte das jetzt so oft dass man sich dran gewöhnt. Klar, es ist nicht schön, aber man kommt irgendwie klar."
Das Mädchen nickte stumm, noch immer liefen ihr vereinzelt Tränen die Wange herunter.
Tommy nahm sie tröstend in den Arm und streichelte ihr sanft die Tränenweg und versicherte ihr dabei dass alles gut werden würde.
Beruhigt kuschelte sich Lea auf einmal an ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust, Tommy genoss diese Art der Zuneigung, bekam er sie doch viel zu selten.
Sanft streichelte er über Lea's Rücken was diese sehr zu genießen schien, schlief sie doch bald ein.
Bestimmt über eine Stunde blieben beiden so, jeder in seiner eigenen rosa Welt versunken, bis auf einmal die Tür aufging und die diensthabende Pföegerin das Abendessen brachte.
Erschrocken warf Tommy einen Blick auf die Uhr, es war bereits sechs Uhr abends, er hatte, genauso wie Lea, welche langsam wach wurde, geschlafen und somit nicht mitbekommen wie seine Mutter mit seiner Schwester sein Zimmer verlassen hatten.
„Na du Schlafmütze" begrüßte er sie grinsend.
Lea gähnte und schlang ihre Arme um ihn: „Ich will nicht gehen..." jammerte sie leise.
„Du musst aber leider, morgen kannst du ja wiederkommen wenn du magst." redete Tommy auf sie ein, dabei immer noch ihre Hand haltend.
Traurig stand Lea auf und wandte sich zum gehen.
„Warte noch, bleib kurz hier." rief er ihr hinterher.
Er zog sein T Shirt aus, was aufgrund der Infusion ein wenig schwierig war und gab es ihr.
„Nimm das hier mit, dann hast du etwas das nach mir riecht, damit bist du nicht ganz so allein."
Wieder glücklich lächelnd verließ Lea sein Zimmer, nun war Tommy wieder alleine.
Er fing an zu abend zu essen und ging danach duschen, wenig später schlief Tommy erschöpft über seiner Lieblingsserie ein.
4:34... Schweißgebadet wachte er nach einem heftigen Albtraum auf, zitternd versuchte er seine Gedanken zu ordnen.
Zu gut kannte er die nächtlichen Albträume, gefolgt von heftigen Selbstzweifeln, die nicht selten in Selbstverletzung endeten, der verzweifelte Versuch den Druck loszuwerden der sich dadurch anstaute.
Meistens brachte jedoch all das nicht viel, den 18 jährigen plagten heftige Depressionen, Selbstmordgedanken und Minderwertigkeitsgefühle.
Warum musste es ausgerechnet ihn erwischen? Konnte er nicht einfach normal sein, ohne die ganzen Einschränkungen?
Deprimiert sank Tommy in sein Kissen zurück als er spürte wie ihm etwas warmes den Arm hinterlief.
Er schaltete das Licht an und registrierte frustriert dass er sich erneut im Schlaf den ganzen Arm aufgekratzt hatte, wie so oft, denn kontrollieren konnte er es nicht.
Leise schluchzend drückte er auf den Knopf für die Rufbereitschaft im Pflegerzimmer.
Kurz darauf kam die junge Pflegerin die Nachtdienst hatte.
„Was hast du denn gemacht?" meinte sie besorgt, begann aber sofort seine Wunden zu verbinden.
Traurig schüttelte Tommy den Kopf: „Ist egal." meinte er traurig.
Die blonde sah jedoch sofort dass etwas nicht stimmte.
Jasmin zog sich einen Stuhl heran und schaute Tommy ernst an: „So und jetzt erzähl, was ist los, ich merk doch dass etwas nicht stimmt."
Vom Schluchzern geschüttelt erzählte der Junge ihr von Lea und seiner Angst wieder nur verletzt zu werden.
„W-weißt du, e-es fühlt sich auf der einen Seite total schön an, auf der anderen Seite ist da wieder die unsägliche Angst dass wieder nur mit
mir und meinen Gefühlen gespielt wird."
Jasmin nickte zustimmend und gab ihm fürsorglich ein Taschentuch.
„Ich kenne das zu gut, mein Freund hat auch vor drei Tagen Schluss gemacht, ich weiß also wie du dich fühlst."
Tröstend drückte Jasmin noch ein letztes Mal seine Hand bevor sie aufstand und zur Tür ging, jedoch drehte sie sich noch einmal um.
„Ich bin da falls du etwas brauchst, einfach klingeln. Soll ich dir was geben damit du schlafen kannst?"
Tommy nickte geschwächt und dankbar, Schlaf konnte er nach diesem anstrengenden Tag wirklich gut gebrauchen.
Jasmin kam nach kurzer Zeit wieder und spritzte ihm eine Ampulle Midazolam.
Tommy merkte wie sein Kopf immer schwerer, sein Körper aber immer leichter wurde bis er entspannt einschlief und die Nacht in einem traumlosen Schlaf verbrachte.
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