The struggle is real...
„Tommy, nach der Schule bitte zu Frau Schneider in den vierten."
Er schrak hoch, entsetzt schaute er direkt in das Gesicht von Herr Wild, seinem Chemielehrer.
Hatte er wirklich geschlafen?
Gut, damit hätte Herr Wild seinem einschläfernden Unterricht alle Ehre gemacht.
Aber die empfindlichen Strafen die drohten wenn man bei ihm einschlief machten es nicht besser, es war paradox.
Auf der einen Seite wusste er genau welche Wirkung er verbreitete, auf der anderen Seite sanktionierte er Schüler aufs härteste die bei ihm einschliefen.
Doch alles sinnieren über Sinn und Unsinn dieser Maßnahmen half nichts, Tommy musste sich dem Chemielehrer widerwillig geschlagen geben und bei der Schuldirektorin erscheinen.
Trotzig folgte er unkonzentriert dem Rest des Unterrichts bis es zum Schulende klingelte.
Missmutig trottete er auf den Gang, in Gedanken versunken über den gesamten Tag und begab sich, über einen kleinen Umweg über den Raucherplatz, zum Direktorat.
Wütend und enttäuscht über die, seiner Meinung nach unverdiente, Strafe klopfte er an die Türe.
Ohne auf ein „Herein" vonseiten der Direktorin betrat er den Raum, welcher von einer unheimlich bedrückenden Atmosphäre erfüllt.
Trotz den Umständen selbstsicher, setzte er sich vor Frau Schneider auf einen Stuhl und musterte sie ohne mit der Wimper zu zucken.
„Mir kam vermehrt zu Ohren dass du im Unterricht bei Herr Wild eingeschlafen bist. Wie kommt es dazu?" durchbohrte sie ihn mit ihrem Blick.
Tommy grinste innerlich und erwiderte „Naja, Chemie ist halt einfach langweilig und nicht mein Fach" meinte er trocken.
Insgeheim war der Schüler froh über die Maske die sie dank der immer noch vorherrschenden Coronapandemie tragen mussten, denn so war sichergestellt, dass Frau Schneider sein grinsen nicht sehen konnte welches sich unter seiner Maske verbarg.
„Und er macht es uns auch nicht gerade leicht" setzte der Teenager nach. Fragend sah die Schuldirektorin ihn an.
„Wie meinst du das?" meinte sie mit stechendem Blick der normalerweise allen das Blut in den Adern gefrieren ließ, Tommy jedoch blieb entspannt.
„Naja, seine Aufgaben sind viel zu schwer, er bombt uns mit Aufgaben zu, verteilt Zusatzaufgaben ohne Ende, wir..."
Mit einer Handbewegung bedeutete Frau Schneider dem Schüler zu schweigen, doch dieser beachtete die Rektorin nicht, wollte seinem Redefluss freien Lauf lassen.
„...bekommen andauernd Zusatzaufgaben die aber unlösbar sind, wenn wir sie nicht hochladen bekommen wir noch mehr auf." Resigniert senkte Tommy den Kopf, wartete auf eine Reaktion seiner Rektorin.
Diese holte scharf Luft: "Ich weiß dass du in den anderen Fächern relativ gut bist, aber dieses Verhalten, im Unterricht mehrmals einzuschlafen, ist einfach nur respektlos und wird Konsequenzen in Form eines Schulverweises nach sich ziehen."
Der Schüler nickte, komplett tiefenentspannt, er wusste dass er en Verweis selbst unterschreiben konnte, das Problem war also erledigt.
Mit ziemlich mieser Laune stand er auf, sein Tag war sowieso schon gelaufen, doch die Direktorin hatte scheinbar noch etwas mit ihm vor, harsch forderte sie ihn auf, sitzen zu bleiben.
"Du wirst ab jetzt jeden Montag und Mittwoch nach der Schule noch für zwei Stunden nachsitzen." forderte sie den Schüler auf.
Tommy nickte verärgert, grummelte ein kaum verständliches "Alles gut"
Gereizt stand er auf und verließ den Raum, jetzt nichts wie weg hier.
Mit schnellen Schritten durchquerte er zügig das verhasste Schulhaus, verließ das Gebäude und begab sich auf den Heimweg.
Kurz vor seinem Abitur noch so eine unnötige Strafe, das wurmte den mittlerweile 21 jährigen ziemlich, hatte er hier doch nichts mehr zu verlieren.
Sichtlich gereizt begab er sich zurück ins Internatsgebäude wo er während seiner Schulzeit wohnte.
„Hey, ich bin wieder da." meldete er sich bei einem seiner drei Betreuer an.
„Dein Essen steht auf der Anrichte." wurde er von Martin, den alle nur Maddy nannten, begrüßt.
Grinsend erwärmte er den Teller in der Mikrowelle und setzte sich zu den anderen an den Tisch, sogleich wurde er von allen begrüßt.
Der aufgedrehte aber doch liebenswürdige Haufen aus Betreuern und Jugendlichen war ihm in den letzten drei Jahren die er im Sehbehinderteninternat verbrachte sehr ans Herz gewachsen.
Umso schwerer fiel ihm der Abschied aus der Gemeinschaft, er war aber auf der anderen Seite auch froh seine Schullaufbahn nach 15 langen entbehrungsreichen Jahren endlich beenden zu können.
Nach dem essen räumte er seinen Teller in die Spülmaschine, warf einen kurzen Blick auf die Aufteilung der Dienste und fluchte leise.
Grinsend kam Sammy, einer seiner Mitbewohner auf ihn zu „Na mein bester, wir haben diese Woche Küchendienst"
„Ich weiß...der Tag hätte so schön werden können, aber neeiin" gab Tommy frustriert zurück, bedeutete der Küchendienst für ihn dass er früher aufstehen musste, zudem kamen noch ein paar andere Aufgaben die erledigt werden mussten.
Sichtlich genervt von den Dingen die dieser Tag jetzt schon mit sich brachte wandte er sich an Sammy: „Heut is Montag nh?" fragte er ihn.
Dieser bejahte mit einem kurzen nicken und verzog sich dann wortlos, da er merkte wie schlecht gelaunt Tommy gerade war.
Deprimiert zog Tommy sein Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick darauf.
„Liebe Goalballer, leider muss ich euch erneut mitteilen dass..."
Weiter las der junge Nachwuchsspieler nicht mehr, er wusste bereits was die Nachricht von ihrem Trainer Peter bedeutete.
Frustriert durch die Coronabedingte Absage des lang ersehnten Trainings schnappte er sich seine Tasche und begab sich in den ersten Stock wo die Zimmer des Internats lagen.
„Willst du no..." hörte er Sammys Stimme, doch er ignorierte sie für einen kurzen Moment, bis ihn jedoch sein schlechtes Gewissen plagte ihn ignoriert zu haben.
„Ne sorry..ich brauch grad Zeit für mich." gab Tommy knapp zurück, wusste er jedoch genau wie gern der Junge mit den blau gefärbten Haaren etwas mit ihm unternommen hatte.
„Ist okay, meld dich wenn du besser drauf bist." gab dieser zurück.
Tommy verzog sich in sein Zimmer, schnürte seine Laufschuhe und begab sich nach unten, wo er auf eine andere Betreuerin traf: „ich geh eine Runde laufen, nach dem was grade so passiert is brauch ich das jetz." eröffnete Tommy ihr.
Sie nickte kurz „Nimm bitte genug zu trinken mit und sei um halb sechs wieder zurück."
Genervt warf der Teenager ihr ein „Ja Ja" hinterher, konnte er die Betreuerin doch nicht wirklich leiden.
Da er wusste was für lästige Aufgaben ihn erwarteten, kam ihm die sportliche Abwechslung gerade Recht.
Aus seinen Kopfhörern ballerte das neue Album von Ad Nemori, einer lokalen Metal Band, als er anfing zu laufen und langsam alles um ihn herum zu einer Einheit verschmolz, ihn in einen Tunnel brachte der ihn von den Belangen des Alltags ein kleines bisschen ablenkte
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