Alles zu viel

Deprimiert saß Tommy auf seinem Bett, sein Trikot in den Händen.
Seit Beginn der Pandemie Anfang des Jahres hatten sie kein Training mehr gehabt.
Tommy vermisste die gemeinsamen Stunden mit seinen Jungs wahnsinnig, das gemeinsame Training, die blöden Sprüche der Jungs wenn etwas nicht so lief wie es sollte.
So gelaufen wie es sollte war es auch mit Lea nicht. Die beiden waren einfach zu verschieden gewesen, trotz der anfänglichen schweren Verliebtheit der beiden zeigten sich schon bald deutliche Unterschiede zwischen den beiden, die schlussendlich zum Ende der Beziehung führten.
Das ganze war jetzt einige Wochen her und Tommy war relativ gut über sie hinweggekommen.
In letzter Zeit verdrehte ihm jedoch ein anderes Mädchen gehörig den Kopf.
Sahra, eine langjährige Freundin von ihm.
Sie hatten sich schon öfter in München getroffen, jedoch gestaltete sich dies als eher schwierig, da sie aus Thüringen kam.
Doch Tommy pflegte eine intensive Beziehung zu ihr, sie schrieben sich Briefe, telefonierten nächtelang durch, waren einfach füreinander da.
Mittlerweile war er sogar soweit, dass er Gefühle für sie entwickelt hatte, auch wenn er es nicht zugeben wollte.
Er hatte schlechte Erfahrungen mit Fernbeziehungen gemacht, würde er mit Sahra zusammenkommen.
Doch über das alles machte er sich momentan noch keine Gedanken, er war gerade einfach nur glücklich.
Doch dass das ganze noch eine unerwartete Wendung nehmen würde ahnte Tommy bis jetzt noch nicht
Wie aus heiterem Himmel meldete sich sein Laptop mit leisem Klingeln.
Schimpfend stand Tommy auf und lief zu seinem Schreibtisch, klappte seinen Laptop auf und schaute nach wer ihm gerade dabei war gehörig die Stimmung zu versauen.
Es war Mathe, Tommys sbsolutes Hassfach.
Er war jetzt schon seit gut 11 Wochen zuhause, hatte seit mehreren Wochen Onlineunterricht über Teams.
Dies funktionierte mehr schlecht als recht, wurden ihnen doch von den Lehrern viel zu viele Aufgaben aufgegeben.
Nach zwei Stunden Unterricht klappte der Teenager frustriert und unglaublich genervt seinen Laptop zu, als sein Handy klingelte und Sahra ihn anrief.
„Hey, was gibts?" meldete er sich freudig.
„H-hey...ich...also, wir müssen reden.." kam es vom anderen Ende der Leitung leise.
Tommy erschrak, ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
„Um was gehts denn?" fragte er mit leichtem zittern in seiner Stimme, insgeheim hoffte er dass Sahra ihm seine Nervosität nicht anmerken würde.
„Ich...also...ich habe..."
Sie brach ab, man hörte wie das junge Mädchen mit sich und ihren Gefühlen kämpfte.
„I-ich habe Gefühle für dich e-..."
Weiter jedoch kam sie nicht mehr, wurde sie doch stürmisch von Tommy unterbrochen: „O-oh mein Gott ich wollte es dir schon lang sagen...ich nämlich auch für dich."
Von Sahra kam für eine gefühlte Ewigkeit keine Antwort mehr.
„A-aber ich glaube da-dass..."
meinte sie unsicher.
Tommy war das was kam egal, er war grade einfach nur glücklich, antwortete euphorisiert und wie auf Drogen.
„Egal was passiert, egal was kommt, wir werden das alles schaffen."
Wären die beiden sich gegenüber gesessen hätte man gesehen wie Sahra ihren Kopf gesenkt und leicht geschüttelt hätte.
„N-nein da-das...es geht mir darum dass..." sie brach unvermittelt ab, man hörte nur ein leises Schluchzen.
„E-es geht mir darum dass ich nicht mit jemand zusammensein kann der psychisch kaputt ist, dafür hab ichs selbst zu weit raus geschafft..."
Tommy schluckte, ihm traten Tränen in die Augen.
Das saß.
Er wurde wieder einmal an einer seiner empfindlichsten Stellen getroffen.
Zu hören dass man jemand psychisch zu anstrengend ist tat weh.
Sahra war eine der wenigen Personen gewesen die wusste was in ihm vorging.
Er hatte ihr alles erzählt, sie ihm im Gegenzug versprochen ihn aus diesem Loch herauszuzuziehen.
Tommy spürte auch dass er mit ihr einen bedeutenden Fortschritt gemacht hatte.
Dies jedoch jetzt von ihr zu hören brach ihm das Herz.
„I-ist schon gut, du hattest bestimmt deine Gründe." meinte er emotionslos und beendete den Anruf.
Ganz und garnicht emotionslos brach Tommy danach weinend zusammen.
Warum konnte er nicht einfach mal Glück haben?
Wieso wurde er immer auf brutale Weise verletzt und mit seinen Gefühlen gespielt?
Schluchzend brach er zitternd zusaammen und rollte sich ein.
In letzter Zeit war einfach alles zu viel.
Nach geschätzt einer halben Ewigkeit wachte er auf und schaute auf seinen Handy.
5.40 Uhr, das hieß also in einer halben Stunde aufstehen.
Zum schlafen war es jetzt auch zu spät, Tommy beschloss wach zu bleiben und noch Musik zu hören bis er wieder aufstehen und zur Schule gehen musste.

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