Ⅶ
Flammen der Dunkelheit
Seonghwa zog an Hongjoong's Handgelenk, sein Griff wie eine eisige Kette, die sich unnachgiebig um die zarte Haut des Omegas schloss. Hongjoong wehrte sich nicht mehr – es war sinnlos. Der Alpha war stärker, seine Entschlossenheit und Grausamkeit unerschütterlich. Sie durchquerten die langen, kalten Flure des Herrenhauses, bis sie vor einer unscheinbaren Tür anhielten. Seonghwa öffnete sie mit einem leisen Knarren, und der muffige Geruch von Staub und abgestandener Luft schlug ihnen entgegen.
„Rein da", befahl Seonghwa, seine Stimme kalt und emotionslos.
Hongjoong zögerte, seine Atmung wurde schneller, und ein Funke Panik flackerte in seinen Augen auf. „Bitte... nicht", flüsterte er, seine Stimme kaum hörbar.
Seonghwa packte ihn an den Schultern und schob ihn mit einem brutalen Stoß in den Raum. Hongjoong stolperte und fiel zu Boden. Bevor er sich aufrichten konnte, fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss.
„Du wirst hierbleiben, bis du gelernt hast, dich zu benehmen", rief Seonghwa durch die geschlossene Tür. „Vielleicht hilft dir die Dunkelheit, zu verstehen, wo dein Platz ist."
Er hörte das leise Schluchzen, das durch die dicken Wände drang, und ein sadistisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er wusste, dass Hongjoong Klaustrophobie hatte, wusste, dass die Dunkelheit ihn in den Wahnsinn treiben würde. Und genau das wollte er.
Stunden vergingen. Hongjoong's Schreie waren irgendwann zu einem schwachen Wimmern verstummt, und Seonghwa stand draußen, lehnte sich an die Wand und genoss den Gedanken, dass er die völlige Kontrolle hatte. Das Gefühl der Macht war berauschend, wie ein Gift, das er immer wieder in sich aufnahm, ohne nach den Konsequenzen zu fragen.
Als er die Tür schließlich wieder öffnete, lag Hongjoong zusammengerollt auf dem Boden. Sein Körper zitterte unkontrolliert, seine Augen waren weit aufgerissen, aber ohne jegliches Leben darin. Seonghwa trat näher und beugte sich über ihn.
„Siehst du, wie einfach es sein könnte, wenn du nicht so viel Widerstand leisten würdest?" murmelte er, während er Hongjoong's Gesicht anhob, um ihn zu zwingen, ihn anzusehen. Doch die Augen des Omegas blieben leer, als hätte er seine Seele irgendwo auf dem kalten Boden dieses Raumes zurückgelassen.
Seonghwa ließ ihn los und richtete sich auf. Er packte Hongjoong's schlaffen Körper und zog ihn ohne Anstrengung aus dem Raum. Die Beine des Omegas schleiften über den Boden, hinterließen eine schwache Spur auf den alten Holzdielen, während Seonghwa ihn in sein Büro brachte.
Dort angekommen warf er Hongjoong auf die Couch, als wäre er nichts weiter als ein lebloser Gegenstand. Seonghwa setzte sich in seinen großen Ledersessel und sah auf den reglosen Omega hinunter. Ein Funkeln von Zufriedenheit spiegelte sich in seinen Augen wider, als er Hongjoong's Zustand betrachtete.
Er griff nach dem Telefon auf seinem Schreibtisch und wählte eine Nummer. „Bring ihn her", sagte er knapp, bevor er auflegte.
Es dauerte nicht lange, bis die Tür aufging und ein junger Mann eintrat. Seonghwa musterte ihn kurz, nickte und bedeutete ihm, näherzukommen. Der Junge wirkte nervös, doch er gehorchte, setzte sich auf Seonghwa's Schreibtisch und wartete darauf, was von ihm verlangt wurde.
Seonghwa lehnte sich zurück und begann, sich mit dem Jungen zu vergnügen, während er immer wieder zu Hongjoong hinübersah. Der Omega zuckte gelegentlich, sein Atem war unregelmäßig, und Seonghwa wusste, dass die Matebindung ihm Höllenqualen bereitete. Jedes Mal, wenn Seonghwa einen anderen berührte, litt Hongjoong, sein Körper rebellierte gegen den Verrat, den sein Alpha ihm zufügte.
Doch Seonghwa genoss es. Es war ein weiterer Beweis für die Macht, die er über Hongjoong hatte.
Die Tage vergingen, und Hongjoong wurde immer stiller, immer unsichtbarer. Doch Seonghwa kümmerte sich nicht darum. Er hatte, was er wollte: einen Omega, der keinen Widerstand mehr leistete.
Dann, zwei Wochen später, geschah es.
Es war mitten in der Nacht, als Seonghwa vom Geruch von Rauch geweckt wurde. Er sprang aus dem Bett und eilte zum Fenster. Flammen leckten an den Wänden des Herrenhauses, der Himmel war von einem unheilvollen Orange erfüllt.
„Was zum Teufel...?" murmelte er, bevor er die Tür aufriss und durch den Flur rannte.
„Feuer!" rief jemand. Es war Yunho, der ebenfalls aus seinem Zimmer gestürmt war. „Wir müssen hier raus!"
Seonghwa ignorierte ihn und rannte in die Richtung der Zimmer der Omegare. Doch als er die Tür öffnete, war der Raum leer. Ein Moment der Panik durchfuhr ihn – nicht wegen der Omegare, sondern wegen des Kontrollverlusts, den er fühlte.
Er schaffte es nach draußen, wo San und Jongho bereits warteten. Ihre Gesichter waren von Rauch geschwärzt, ihre Augen weit vor Schock.
„Die Omegare wurden ins Krankenhaus gebracht", sagte San, seine Stimme rau.
Seonghwa starrte ihn an. „Wie...? Wer...?"
„Keine Ahnung", antwortete San. „Aber wir haben das Herrenhaus verloren."
Zwei Tage später saß Seonghwa in einem sterilen Krankenhauszimmer. Hongjoong lag auf einem Bett, angeschlossen an Maschinen, die leise piepten. Sein Gesicht war blass, fast durchsichtig, und sein Körper wirkte zerbrechlicher denn je.
Seonghwa wusste nicht, warum er hier war. Er wusste nicht, warum er gekommen war, warum er sich die Mühe gemacht hatte, nach Hongjoong zu sehen. Es war, als hätte der Verlust des Herrenhauses und die Hilflosigkeit, die er dabei empfunden hatte, etwas in ihm ausgelöst.
Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und starrte Hongjoong an. Der Omega regte sich nicht, sein Atem war flach, aber konstant.
San, Yunho und Jongho standen in der Tür, beobachteten ihn schweigend. Niemand sagte ein Wort. Sie alle hatten ihre eigenen Omegare besucht, hatten die Zerstörung ihres Lebenswerks gesehen.
Doch für Seonghwa war es mehr als das. Es war ein kleiner Riss in der makellosen Fassade seiner Macht. Und er wusste nicht, ob er ihn jemals wieder kitten konnte.
Youna
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