Ein neuer Anfang?

Hwayoung stand wie unter Schock, als sie sah, wie Wooyoung von dem Alpha namens Choi San aus dem Haus gezerrt wurde. Sie wollte schreien, wollte ihm nachlaufen, aber ihre Füße schienen am Boden festgeklebt zu sein. Die Tränen brannten ihr in den Augen, doch bevor sie überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, spürte sie eine sanfte Hand auf ihrer Schulter.

„Hwayoung, es wird alles gut. Ich verspreche es dir."

Die sanfte Stimme von Eunhyuk ließ sie aufsehen. Sein Gesichtsausdruck war beruhigend, fast liebevoll, und sie merkte, dass er versuchte, ihr die Angst zu nehmen. Doch wie konnte alles gut sein, wenn ihr Bruder fort war?

„Wooyoung..." Ihre Stimme zitterte, während sie den Namen ihres Bruders flüsterte.

„Er wird seinen Weg finden", sagte Eunhyuk ruhig. „Jetzt kümmere ich mich um dich."

Hwayoung wollte widersprechen, wollte sagen, dass sie lieber bei ihrem Bruder bleiben würde, doch irgendetwas in Eunhyuks Stimme ließ sie innehalten. Er wirkte anders als die Alphas, die sie bisher gekannt hatte. Sanft, geduldig und – was am meisten überraschte – freundlich.

Eunhyuk führte sie zum Auto, ein elegantes schwarzes Fahrzeug, das in der Abenddämmerung beinahe unsichtbar wirkte. „Setz dich", forderte er sie auf und öffnete die Beifahrertür.

Hwayoung zögerte einen Moment, bevor sie sich schließlich hineinsetzte. Der Geruch von Leder und einem Hauch von Zitrone erfüllte den Innenraum. Kaum hatte Eunhyuk Platz genommen, startete er den Motor und fuhr los.

Die Straßen wurden dunkler, je weiter sie fuhren. Der Mond warf sein silbernes Licht auf die Bäume, die den Weg säumten, doch Hwayoung konnte sich kaum darauf konzentrieren. Ihre Gedanken kreisten nur um Wooyoung.

„Wohin fahren wir?" fragte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Zu meinem Haus", antwortete Eunhyuk. „Es ist etwas außerhalb der Stadt. Ich dachte, du würdest dich dort wohler fühlen."

Hwayoung nickte stumm und lehnte ihren Kopf gegen die Fensterscheibe. Der Rhythmus der Reifen auf dem Asphalt und das leise Brummen des Motors wirkten beruhigend, doch ihre Gedanken ließen sie nicht los.

Was war mit Wooyoung? War er in Sicherheit? War der Alpha, der ihn mitgenommen hatte, so grausam, wie er wirkte? Ihr Herz zog sich bei der Vorstellung zusammen, dass ihr Bruder leiden könnte.

„Du musst dir keine Sorgen machen", sagte Eunhyuk plötzlich, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Ich weiß, dass es schwer ist, aber du bist jetzt in Sicherheit. Und ich werde sicherstellen, dass es dir gut geht."

Hwayoung konnte nicht antworten. Die Müdigkeit und die emotionale Erschöpfung überwältigten sie schließlich, und sie schlief ein, während die Welt draußen an ihr vorbeizog.

Als sie wieder aufwachte, spürte sie eine sanfte Hand auf ihrer Schulter. „Hwayoung, wir sind da."

Sie blinzelte verschlafen, rieb sich die Augen und sah aus dem Fenster. Vor ihr stand ein großes, modernes Haus, umgeben von einem gepflegten Garten. Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens tauchten alles in ein goldenes Licht, und für einen Moment fühlte sich die Szene wie aus einem Traum an.

„Das... ist dein Haus?" fragte sie ungläubig.

Eunhyuk nickte und öffnete die Autotür für sie. „Ja, und ab jetzt auch deins."

Hwayoung stieg aus, noch immer überwältigt von der Größe und Schönheit des Hauses. Sie konnte kaum glauben, dass dies ihr neues Zuhause sein sollte.

Eunhyuk holte ihren Koffer aus dem Kofferraum und trug ihn zur Tür. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer."

Das Innere des Hauses war genauso beeindruckend wie das Äußere. Helle Farben, offene Räume und eine gemütliche Atmosphäre ließen Hwayoung zum ersten Mal seit langem ein Gefühl von Ruhe spüren. Eunhyuk führte sie die Treppe hinauf und öffnete eine Tür am Ende des Flurs.

„Das ist dein Zimmer", sagte er und trat zur Seite, damit sie eintreten konnte.

Hwayoungs Augen weiteten sich, als sie das Zimmer sah. Es war groß und lichtdurchflutet, mit einem weichen Teppich, einem großen Bett und einem Schreibtisch am Fenster. Die Wände waren in sanften Pastelltönen gestrichen, und auf dem Bett lag eine flauschige Decke.

„Das... das ist alles für mich?" fragte sie ungläubig.

„Natürlich", sagte Eunhyuk mit einem sanften Lächeln. „Ich möchte, dass du dich hier wohlfühlst."

Hwayoung drehte sich zu ihm um. „Warum bist du so nett zu mir? Ich bin nur ein Omega."

Eunhyuk hielt inne, als hätte ihn ihre Frage überrascht. „Du bist nicht ‚nur' ein Omega, Hwayoung. Du bist ein Mensch, genau wie ich. Und ich glaube, jeder verdient es, mit Respekt behandelt zu werden."

Seine Worte berührten sie tief, und für einen Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Schließlich nickte sie nur und murmelte ein leises „Danke".

„Ruh dich ein bisschen aus", sagte Eunhyuk und ließ ihren Koffer neben dem Bett stehen. „Ich werde dir später das Haus zeigen. Und wenn du Hunger hast, sag einfach Bescheid."

Als Eunhyuk gegangen war, ließ sich Hwayoung auf das Bett fallen. Die weiche Matratze und die flauschige Decke fühlten sich wie ein Luxus an, den sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Sie konnte kaum glauben, dass dies ihr Leben sein sollte.

Ein paar Stunden später zeigte Eunhyuk ihr den Rest des Hauses. Es gab eine große Küche, ein Wohnzimmer mit einem Kamin und sogar einen kleinen Wintergarten. Doch was Hwayoung am meisten überraschte, war das Esszimmer.

„Das hier ist der Speisesaal", sagte Eunhyuk. „Hier essen wir alle zusammen. Du bist jederzeit willkommen."

Hwayoung blinzelte überrascht. „Zusammen? Du meinst, ich darf mit dir essen?"

Eunhyuk runzelte die Stirn. „Natürlich. Warum fragst du?"

Hwayoung senkte den Blick. „Zu Hause... durften wir nie mit unseren Eltern essen. Wir mussten warten, bis sie fertig waren."

Eunhyuks Gesichtsausdruck verhärtete sich, und für einen Moment sah er wütend aus. Doch dann schüttelte er den Kopf und sagte sanft: „Das wird hier nicht passieren. Du bist Teil dieses Hauses, und das bedeutet, dass du genauso wichtig bist wie jeder andere."

Später bereitete Eunhyuk ein Abendessen zu, das aus warmem Eintopf, frisch gebackenem Brot und verschiedenen Beilagen bestand. Hwayoung hatte schon lange keine so reichhaltige Mahlzeit mehr gesehen, geschweige denn gegessen.

„Iss, so viel du möchtest", sagte Eunhyuk, als er ihr einen Teller vorstellte.

Hwayoung nahm einen kleinen Bissen, dann noch einen, und bald konnte sie nicht mehr aufhören. Die warme Mahlzeit erfüllte sie mit einem Gefühl von Zufriedenheit, das sie seit Jahren nicht mehr gekannt hatte.

Spät am Abend, als sie in ihrem Zimmer lag, konnte Hwayoung endlich durchatmen. Doch trotz der neuen Umgebung und Eunhyuks Freundlichkeit konnte sie ihren Bruder nicht vergessen.

„Wooyoung", flüsterte sie in die Dunkelheit. „Ich hoffe, du bist sicher."

Mit diesem Gedanken schlief sie schließlich ein, während draußen der Mond über dem neuen Kapitel ihres Lebens wachte.

Youna

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