Kapitel 5 ~ Rettung
Mit schnellen Schritten lief ich über den Parkplatz meiner Schule. Ich hatte doch tatsächlich verschlafen und der Unterricht hatte bereits angefangen.
Der Schulhof war wie leer gefegt, alle Schüler saßen brav in ihren Klassenzimmern. Außer ich natürlich. Wenn bloß Ethan heute morgen das Badezimmer nicht blockiert hätte!
Mit dem Blick auf die Stufen der Treppe gerichtet, rannte ich zum Haupteingang hoch, immer zwei Stufen aufeinmal nehmend.
Ich war gerade am Rande der letzten Stufe angekommen, da knallte ich gegen etwas.
"Seit wann ist die Tür so dicht an der-", fing ich an zu fluchen und hob meinen Blick. Mitten im Satz unterbrach ich mich selbst und sah in die grünen Augen von Aiden, welcher sichtlich amüsiert davon war, dass ich ihn für die Tür hielt.
"Aiden was-", fing ich an, jedoch unterbrach er mich.
"Ich dachte schon du tauchst heute gar nicht mehr auf", sagte Aiden und grinste mich an.
Dann drehte er sich um, öffnete die Tür zur Schule und hielt sie offen.
Augenrollend ging ich an ihm vorbei, ins Innere der Schule.
"Wieso wartest du auf mich, Aiden?", fragte ich, während ich voraus ging.
"Hast du schon über die Chance nachgedacht?", fragte er und griff nach meinem Arm, um mich zu stoppen.
"Nein und falls du es vergessen hast, es ist grad mal ein Tag vergangen. Du hast mir mehrere Tage Ruhe versprochen, wovon ich gerade nichts sehe"
"Komm schon Rose, ich will nicht mehr von dir getrennt sein", sagte er und zog mich dicht an sich ran.
"Versteh es endlich Aiden oder muss ich es dir auf deine Stirn schreiben? Ich will nicht mehr mit dir zusammen sein. Bitte hör auf mich zu belästigen und widme dich stattdessen den Mädchen, die dir regelrecht am Arsch kleben!", antwortete ich und riss meinen Arm aus seinem Griff, ehe ich mich umdrehte und zu meinem Klassenraum ging.
"Du wirst deine Meinung noch ändern", war das letzte was ich noch von ihm hörte.
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Endlich hatte ich die 8 Stunden Unterricht hinter mich gebracht, sowie das Nachsitzen.
Dadurch, dass ich heute morgen zu spät gekommen war und mein Geschichtslehrer alles andere als nett und verständnisvoll ist, durfte ich weitere 2 Stunden in der Schule verbringen. Eine Stunde, um den versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen und eine Stunde damit ich aus meinem Fehlverhalten lernte.
Müde und kaputt, von diesem anstrengenden Schultag, verließ ich das Schulgebäude. Ich hatte jetzt noch einen gut 20 minütigen Nachhauseweg auf den ich wirklich keine Lust hatte.
Allerdings kannte ich eine Weg, mit dem ich 10 Minuten schneller Zuhause wäre. Jedoch verlief die Abkürzung durch einen Teil des Black Reviers.
Oh, wenn meine Eltern mich sehen könnten, wie ich in Richtung Abkürzung ging. Aber das war nunmal der schnellere Weg...
Als ich bereits mehrere Minuten den Weg vor mir entlang ging, beschlich mich ein unruhiges Gefühl. Irgendwie hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden.
Schnell schüttelte ich den Gedanken ab. Ich war einfach nur müde und meine Sinne litten eindeutig darunter. Sicher bildete ich mir dieses Gefühl aufgrund der Müdigkeit ein.
Ich ging also unbeirrt weiter, bis ich Schritte hinter mir hörte.
"Hey Süße!", rief jemand.
Verwirrt drehte ich mich um und sah zwei Männer einige Meter hinter mir gehen. Meinten die mich?
Ich sah mich um, konnte allerdings niemand anderen erkennen. Trotzdem drehte ich mich wieder um und ging weiter.
"Warte doch mal!", rief jetzt wahrscheinlich der andere. Was wollten die von mir?
Ich dachte gar nicht daran stehen zu bleiben und ging weiter, als hätte ich nichts gehört.
Eine Zeit lang hörte ich keine weiteren Rufe, dafür aber schnelle und schwere Schritte, die mir näher kamen.
"Du sollst stehen bleiben", sagte jemand, griff nach meinem Arm und riss mich gewaltsam zu sich um.
Vor mir standen die beiden Männer, einer schmieriger als der andere.
Sofort versuchte ich meinen Arm aus dem Griff des einen Mannes zu lösen und dieser gab glücklicherweise auch nach.
"Was wollen Sie von mir?", fragte ich verwirrt.
"Ich hab dich noch nie hier gesehen", sagte der andere und betrachtete mich von oben bis unten.
"Das liegt daran, dass ich nicht wirklich oft hier lang gehe", sagte ich genervt und wand mich zum weitergehen.
"Du solltest aufpassen, hier ist es gefährlich. Nicht vorzustellen was einer jungen Frau wie dir hier alles passieren könnte, wer dir hier alles begegnen könnte", antwortete der Mann und grinste mich an.
"Vielen Dank für Ihre Warnung, aber ich kann gut auf mich selber aufpassen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss nachhause", sagte ich betont höflich und drehte mich nun wirklich um.
Allerdings stand nun der zweite Typ direkt vor mir und der andere hinter mir. Wieso hab ich nicht bemerkt, dass sich der andere bewegt hat?
Verwirrt sah ich den Mann, mit den straßenköterblonden Haaren an. Da er allerdings nichts sagte, versuchte ich an ihm vorbei zu gehen, jedoch ohne Erfolg. Er hielt mich am Arm fest und zog mich zurück.
"Na na na, schön hiergeblieben", sagte er und grinste mich dreckig an.
"Was wollen Sie von mir? Und lassen Sie mich los", protestierte ich, allerdings verstärkte der Mann nur seinen Griff um meinen Arm.
Kurz darauf spürte ich wie sich der andere Mann mir von hinten näherte.
"So eine Schönheit wie du möchte doch wohl nicht schon gehen, gerade jetzt wo wir uns kennen gelernt haben", flüsterte er mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr und schlang seine Arme um meine Hüfte.
Bei dem Klang seiner Stimme lief es mir eiskalt den Rücken runter.
Ich schüttelte meinen Kopf, griff mit meiner rechten Hand zu seinen Händen, meine linke hielt der Mann vor mir immer noch fest, und versuchte seine Hände von meiner Hüfte zu schieben.
"Nehmen Sie ihre Finger von mir", sagte ich empört.
"Aber aber Schätzchen, du wirst meine Finger gleich noch an ganz anderen Stellen haben", hauchte er wieder in mein Ohr und sein dreckiges Grinsen konnte ich mir nur zu gut vorstellen.
Ich zog meinen linken Arm aus dem Griff des Blonden und löste dann gewaltsam den Griff des anderen um meine Hüfte.
"Das werden Sie sicherlich nicht und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe", antwortete ich und versuchte von den beiden Männern wegzukommen.
Jedoch hinderten mich zwei Hände daran, die mich gewaltsam festhielten und dann zurück zogen.
"Lassen Sie mich los!", schrie ich und wand mich in dem Griff des Mannes hinter mir.
Der Blonde trat wieder vor mich und grinste mich an.
"Dann wollen wir dich mal auspacken", sagte er, ehe er sich mit seinen Händen an meiner Jacke zu schaffen machte.
Ich versuchte mich zu wehren, tritt dem Mann hinter mir immer wieder auf die Füße und strampelte hin und her. Jedoch schaffte ich es nicht mich aus den Armen zu befreien oder den Händen des Blonden zu entkommen, der mittlerweile meine Jacke geöffnet hatte und nun dabei war mein Top loszuwerden.
"Hören Sie auf!", schrie ich verzweifelt und wehrte mich weiter. Leider alles ohne Erfolg.
Als der Blonde nun versuchte mein Top zu zerreißen, hatte ich eindeutig die Nase voll.
Ich riss meine Hände aus dem Griff des Hinteren, ehe ich mich darauf konzentrierte meine Wolfskrallen an die Oberfläche zu lassen. Und ehe sich der Mann hinter mir versah, rammte ich meine Krallen in seine Arme, sodass er schmerzerfüllt aufschrie und seinen Griff um mich löste.
Dann wich ich einige Meter von dem Blonden vor mir zurück, welcher versuchte mich diesmal selbst zu packen.
Plötzlich ertönte ein gefährliches Knurren hinter ihm und ein schwarzer, riesiger Wolf stürzte sich auf den Blonden.
Ich riss erschrocken meine Augen auf und wich weitere Schritte von dem Wolf zurück. Als wäre ich in einer Art Trance, sah ich zu, wie der Wolf mit dem Mann kämpfte und ihm dann mehrmals in die Kehle biss. Das eine weitere Person ängstlich die Flucht ergriff, bekam ich nicht mit, so überrascht und schockiert war ich von dem Anblick vor mir.
Als sich der blonde Mann unter ihm nicht mehr bewegte, hob der Wolf seinen Kopf und sah mich mit seinen braunen Augen mordlustig an.
Er lief auf mich zu ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Kurz bevor er bei mir war, sah er hinter mich und rannte dann an mir vorbei.
Ich weiß nicht was mich dazu bewegte mich umzudrehen, allerdings tat ich dies und sah wie der große Wolf den anderen Mann, der gerade weglaufen wollte, einholte, hochsprang und ihm mit seinem Maul ebenfalls in die Kehle biss, bis er ihm schlussendlich den Kopf abriss.
Mit großen Augen sah ich den Wolf an, der über dem kopflosen Mann stand und seinen Kopf nun wieder in meine Richtung drehte.
Ängstlich ging ich langsam rückwärts, um soviel Abstand zwischen den Wolf und mich zu bringen, wie nur irgendwie möglich. Innerlich wusste ich, dass es zwecklos war, wenn er mich töten wollen würde, würde er es tun. Aber ich handelte ohne nachzudenken, ich dachte nicht daran, dass er mich kriegen würde oder daran mich selbst zu verwandeln. Mein einziger Gedanke war es, zu fliehen, von dem Biest wegzukommen.
Der Wolf kam mittlerweile langsam auf mich zu und ich ging weiter rückwärts, den Blick nicht eine Sekunde von der Bestie vor mir nehmend.
Er fing an seine Zähne zu fletschen, sodass ich sah wie Blut aus seinem Maul auf den Boden tropfte.
Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich meine Augen noch weiter aufgerissen, als sowieso schon.
Ich beschleunigte meine Schritte um schneller wegzukommen. Allerdings stolperte ich und fiel zu Boden.
Ängstlich sah ich zu dem Wolf, der mich nun mit schnellen Schritten erreicht hatte. Knurrend schlich er auf mich zu, wodurch ich mit meinem Oberkörper immer mehr nach hinten wich.
Als ich komplett auf dem Boden lag, thronte der schwarze Wolf genau über mir. Er fletschte erneut seine Zähne und sah mit seinen stechenden braunen Augen unerbittlich in meine.
Knurrend näherte er sich mir mit seinem Maul, sodass ich widerstandslos meinen Kopf zur Seite drehte und die Augen zusammen kniff.
Gleich würde er mir ebenfalls die Kehle durchbeißen.
Ich wartete auf den Schmerz, den ich fühlen würde und hoffte, dass es schnell vorbei sein würde. Die Tatsache, dass ich mich ebenfalls verwandeln und mich gegen ihn wehren könnte, hatte ich vollkommen vergessen. Ich wusste, seit der Wolf aufgetaucht ist, nicht mehr, dass ich selbst eine Werwölfin war.
Es waren einige Sekunden vergangen und ich spürte noch immer keinen Schmerz. Verwirrt öffnete ich meine Augen und sah zu dem Wolf, der immer noch über mir gebeugt war.
Kurz darauf veränderte sich seine Erscheinung und ich blinzelte einige Male, bis ich erkannte, dass kein Wolf mehr über mir war, sondern ein junger Mann. Und nicht irgendein Mann, es war niemand geringeres als Jacob Black persönlich!
"Jacob?", sprach ich mit zitternder Stimme leise seinen Namen aus und sah ihn an.
"Hatte die kleine Jaluna etwa Angst vor dem großen bösen Wolf?", fragte er spöttisch und fing an zu lachen, während er langsam aufstand.
Sobald er aufrecht stand, hielt er mir die Hand hin. Nach kurzem Zögern ergriff ich diese und er zog mich schwungvoll auf meine Beine.
Ich sah zu ihm rauf, blickte in seine braunen Augen, die jetzt nicht mehr mordlustig funkelten und versank regelrecht in ihnen.
Ich weiß nicht wie lange wir uns einfach nur anstarrten, jedoch unterbrach ich den intensiven Augenkontakt, zog meine Hand aus seiner und ging einige Schritte zurück.
"Wie wäre es mit einem Danke?", fragte er und unterbrach die Stille zwischen uns.
Ich sah kurz zu ihm, ehe ich hinter ihn sah. Dort lag eine der Leichen, um sie herum eine Lache aus Blut.
"Du...Du hast sie getötet", stotterte ich leicht und sah dann auf meine Füße.
"Und?"
Erschrocken sah ich dann doch zu ihm hoch. Die Kälte in seiner Stimme überraschte mich. Wie konnte ihn das so kalt lassen?
"Wieso hast du dich eigentlich nicht verwandelt und dich gewehrt?", fragte er dann.
"Ich hab mich gewehrt", protestierte ich.
"Ich hab mich aus dem Griff des einen mit meinen Krallen befreit!"
"Wow. Die paar Kratzer hätten ihn auch davon abgehalten dir etwas anzutun", sagte er unbeeindruckt und ging in die Richtung aus der er gekommen war.
"Ich kann mich doch nicht einfach vor Menschen verwandeln und sie umbringen!"
Ich lief mit schnellen Schritten zu ihm, packte ihn am Arm und drehte ihn wieder zu mir um.
"Also hättest du dich lieber von den beiden Typen vergewaltigen lassen, anstatt einen Menschen zu verletzten?", fragte er wütend.
"Ich...Ich hätte...also", versuchte ich eine passende Antwort zu finden, während er eine Augenbraue hoch zog und mich skeptisch ansah.
"Die Prinzipien deines Rudels sind lächerlich", sage er dann, sah mich herablassend von oben bis unten an, ehe er sich erneut umdrehte.
"Die armen Menschen können mich ruhig missbrauchen, ich werde ihnen trotzdem kein Haar krümmen", sagte er mit verstellter Stimme.
"Schwachsinn!", dann ging er einfach weiter.
"Warte Jacob!", rief ich und zu meiner Verwunderung blieb er wirklich stehen. Abwartend sah er mich an.
"Was geschieht jetzt mit denen?", fragte ich und deutete hinter mich in die Richtung der Toten.
Genervt sah er mich an.
"Ist das alles worüber du dir Gedanken machst? Was mit den armen toten Menschen passiert?", fragte er verächtlich.
"Jacob, ich-"
"Mein Rudel wird sich schon darum kümmern, immerhin liegt der Müll ja in meinem Revier", sagte er, sah mich nochmal kurz an und ging dann weiter.
"Jacob, wa-", rief ich erneut, wurde aber von ihm unterbrochen.
"Was verdammt?!", schrie er wütend.
Mit schnellen Schritten ging er auf mich zu.
"Sei froh, dass ich dich nicht ebenfalls getötet habe! Verdammt du hast in meinem Revier immer noch nichts zu suchen", schrie er mich an.
Geschockt wich ich vor ihm zurück.
"Also sei dankbar, dass ich dir dein erbärmliches Leben gerettet habe!", knurrte er regelrecht.
Als ich ihm nicht antwortete, weil ich zu überrascht war, ging er mit geballten Fäusten erneut Richtung Wald.
"Danke!", rief ich ihm dann doch hinterher.
Er hatte schließlich Recht, er hatte mich gerettet. Wer weiß was die beiden mit mir gemacht hätten...
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