Kapitel 15

• I S A A C •

Nachdem Emma mich die letzten drei Stunden entweder eiskalt ignoriert oder mich herumgeschubst hat, stehen wir uns nun gegenüber, während Kat draußen steht und freudestrahlend mit ihrer Mutter telefoniert.

Ehrlich gesagt, habe ich so Angst wegen ihre Reaktion. Sie wird mir den Arsch aufreißen.

Vorsichtig mustere ich sie. Sie wirft mir einen ausdruckslosen Blick zu, wendet sich dann ihrer Musikanlage zu.

Seufzend mache ich einen Schritt auf sie zu. "Emma, hör mal, ich-" "Sei einfach still. Ich will nichts hören." Ich fasse sie an die Schulter, woraufhin sie sich abrupt umdreht und mir eine klatscht. "Wie kannst du ihm das nur antun, mhm? Hast du denn gar kein Gewissen?" "Man, ich wollte es euch doch noch sagen! Es...der Zeitpunkt war nur eben noch nicht gekommen."

Ich schaue auf meine Füße. "Die ganze Sache quält mich ja auch-" "Ach, und das soll ich dir glauben? Isaac, wir sind die besten Freunde. Du bist wie ein Bruder für mich, verdammt! Und es tut mir weh, dass du mir nicht anvertraust, dass du eine Freundin hast. Vor allem, dass du bereits verlobt bist!" "Bitte Emma, lass es mich doch erstmal erklären!", bitte ich sie verzweifelt.

Ihr Blick wandert zu Katherine, die immer noch telefoniert. Als sie unsere Blicke bemerkt, winkt sie und geht dann aus unseren Blickfeld.

Was sie wohl so lange mit Madison zu bereden hat?

Naja, ich werde es wohl früh genug erfahren.

Meine beste Freundin seufzt und fährt sich durch die Haare. "Warum machst du sowas nur? Ich verstehe es einfach nicht." Ich deute auf die Fensterbank hinter mir. "Willst du dich vielleicht erstmal setzen?" Sie sieht mich skeptisch an, folgt meiner Anweisung aber.

"Gut, fang an. Sie wird nicht mehr lange telefonieren." Ich fahre mir seufzend durch das Gesicht und lasse mich neben sie sinken. "Also...am besten fange ich bei dem Grund an, warum Kay und ich Schluss gemacht haben.", ich schlucke den Kloß im Hals runter, "Auf einer Party haben wir Wahrheit oder Pflicht gespielt. Und aus Spaß hat man mich eben gefragt, ob ich ihm jemals fremd gegangen wäre." Ihre Augen weiten augenblicklich.

"Es war einmal und nur ein Kuss. Danach hatte ich auch wirklich große Schuldgefühle. Ich meine, ich liebe diesen Mann abgöttisch! Niemals wollte ich ihn verletzen." "Wer war es?" "Ein...Mädchen. Sie war in meinem Wirtschaftskurs. Ich wusste nicht einmal, wie es dazu kommen konnte, da saß sie plötzlich auf meinem Schoss und knutschte mich ab." "Ach, sie hat sich mitten im Seminarraum auf deinen Schoss gesetzt?!" "Man, nein. Wir haben eine Lerngruppe gebildet und da war sie mit drinnen. Sie war so unscheinbar, ich habe sie nie bemerkt. Du kannst nicht glauben, wie überrascht ich darüber war, als sie sich plötzlich auf mich stürzte."

"Du willst mir jetzt sagen, dass sie nicht wusste, dass du mit Kayden zusammen warst? Ihr wart immer zusammen gewesen, habt Händchen gehalten oder geknutscht. Und das weiß ich, obwohl ich nicht immer bei euch war." Ich reibe mir über die Stirn. "Ich hab doch auch keine Ahnung, Emma! Du kennst mich, ich hätte ihn doch niemals betrogen. Erst recht nicht mit einem Mädchen." "Und trotzdem bist du jetzt mit einer Frau verlobt."

Sie mustert mich. "Du leidest unter dieser Sache wirklich." "Natürlich! Man, ich traue mich nicht, Kay von Kat zu erzählen, weil das dann nur die Vergangenheit wieder hochkochen lässt. Und ich will ihn doch nicht verletzen!" Sie küsst mich auf die Wange und legt ihren Kopf auf meine Schulter. "Ach Schatz, du liebst ihn eben immer noch." Seufzend schüttle ich den Kopf. "Ich bin mit Katherine zusammen und ich liebe sie." "Du hast gerade aber auch noch gesagt, dass du ihn liebst." "Bitte?!" "Du sagtest, dass du Kay abgöttisch liebst! Da war keine Spur von Vergangenheit. Verdammt, kannst du es nicht wenigstens zugeben, dass du noch immer Gefühle für ihn hast?"

"Was willst du denn hören?!", schreie ich und stehe so abrupt auf, dass sie zusammenzuckt. "Du willst, dass ich sage, dass ich ihn noch liebe? Ich vergöttere diesen Mann! Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich liege neben der Frau, die ich in wenigen Wochen heiraten werde, und denke nur an Kay! Es kommt einfach alles wieder hoch. Die Gefühle von Liebe, Freude, Schmerz, Trauer...Ich begehre ihn einfach so sehr, verdammt! Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich sein Gesicht vor mir. Und am liebsten würde ich ihn küssen. Aber es geht nicht! Verstehst du?! Es ist...zu kompliziert."

Ich weiche ihren Blicken aus und schaue zu Kat. Sie winkt mir kurz zu und verschwindet dann Richtung Umkleide.

"Ich liebe ihn.", flüstere ich, "habe nie damit aufgehört." "Aber warum-" "Ich will ihn nicht nochmal verletzen. Und das werde ich, wenn ich weiterhin in seiner Nähe bin."

"Isaac, er wird spätestens verletzt sein, wenn er von euch erfährt. Vor allem wird Kay enttäuscht sein. Du hast sie mit ihm betrogen." Ich nicke. "Das weiß ich. Deswegen geht es mir auch wirklich scheiße. Aber...Man, ich weiß einfach nicht, wem mein Herz wirklich gehört. Kat ist eine wundervolle Frau. Mit ihr kann man einfach so viel Spaß haben-" "Und Kay?" Seufzend laufe ich zum Fenster und schaue raus.

"Kayden ist etwas ganz besonderes. So einen Menschen trifft man nicht oft im Leben, vielleicht nur einmal. Und wir hatten eine so unglaublich schöne Zeit." Sie stellt sich neben mich. "Aber willst du sie denn nicht wieder aufleben lassen?", fragt sie, während sie über meinen Oberarm streicht. Ich kann regelrecht denken, wie mitleidig sie mich anguckt.

"Emma, ich kann und will Kat aber nicht einfach fallen lassen. Das gehört sich nicht. Ich bin zwar ein Arschloch, aber auch ein Gentleman. Und schließlich kann ich meine Gefühle für sie nicht auf Knopfdruck abstellen." "Die für Kayden aber genauso wenig." "Wie gesagt, es ist kompliziert."

Emma schmiegt sich an mich, woraufhin ich meine Arme um sie lege. "Du solltest ihm wenigstens von damals mit diesem Weib erzählen. Diese Sache hat schließlich alles zwischen euch kaputt gemacht." "Warum sollte ich ihm das jetzt nach all den Jahren plötzlich sagen?" Sie schaut zu mir hoch. "Isaac, ob als Paar oder nur Freunde, ihr werdet euer ganzes Leben noch zusammen verbringen. Das weiß ich ganz genau. Genauso weiß ich, wie nachtragend unsere kleine Dramaqueen sein kann. Und er hat es einfach verdient, die Wahrheit zu erfahren, findest du nicht?"

Ich nicke und küsse sie auf die Stirn. "Du hast recht. Kay muss die Wahrheit erfahren."


Ganz ehrlich, ich liebe dieses Kapitel!

Es hat richtig Spaß gemacht, Isaac aus dieser verletzlichen Sicht darzustellen.

So gefühlvoll kennt man ihn ja nicht unbedingt...

Aber er kann auch anders.

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und sonst wünsche ich euch noch einen schönen Sonntag!

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