Vom Krümelmonster überrascht

Hong Joong POV


Den Raum mit den zwei großen beigen Sofas betretend, schwenke ich das bauchige Glas mit Whiskey in meiner Hand. Die goldgelbe Farbe im Glas erinnert an flüssigen Honig, das volle Aroma steigt mir schon beim schwenken in die Nase. In der anderen Hand halte ich die dazugehörige Flasche. Ich wusste gar nicht , dass wir hier noch so was rumstehen hatten. Ein echter Glücksfall. Und Whiskey wird ja nicht alt. Ich stelle die Flasche vorsichtig auf dem Glastisch ab und nehme einen Schluck aus dem Glas in meiner Hand. Ich behalte ihn auf der Zunge und lass mich mit geschlossenen Augen auf eines der Sofas fallen, um die rauchige Note, die so sehr im Kontrast zu seiner lieblichen Farbe steht, voll auszukosten.

Viel zu schnell ist er in meinem Rachen verschwunden.

Ich nehme noch einen Schluck.

Warte.

Doch die gewünschte Entspannung will sich nicht einstellen. Alles in mir schreit nach mehr. Ich fühle mich seltsam aufgekratzt, wie als wäre es das erste Mal, das wir jemand hier her verschleppt haben. Ich stelle das Glas zurück, fahre mir mit der Hand durch die Haare, streiche sie nach hinten, aus meiner Stirn raus. Es war nicht das erste Mal. Aber alle, die wir bisher her gebracht hatten, sind hier auch nicht mehr raus gekommen.

Mein Blick bleibt an der Flasche hängen, die auf dem Tisch steht. Ich greife sie und trinke einen großen Schluck direkt aus der Flasche.

Spüre dem Geschmack erneut hinterher. Warte wieder. Doch ich werde abgelenkt.

Schritte nähern sich, begleitet von einem leicht schleifenden Geräusch. Ich muss nicht aufsehen um zu wissen, dass es Yunho ist, der mit seinem verbundenem Fuß angehumpelt kommt. Was macht der noch hier?

Ich hebe den Kopf und klopfe auf die Couch neben mir "Setz dich. Wie geht es dir?" frage ich ihn.

Er lässt sich fallen und streckt sein Bein lang aus. "Geht schon" Er verzieht dabei den Mund , es sollte wohl der Versuch eines Lächelns sein.

Mir muss er nichts vormachen.

"Hier" sage ich und reiche ihm die Flasche. Er sieht mich überrascht an. Nimmt sie aber und setzt sie an seine Lippen, nur um kurz darauf zu husten und sich mit der Hand über den Mund zu fahren. Ich lache kurz auf. "Wollte dich nur vom Schmerz ablenken" sage ich und deute auf seinen Fuß. Er aber winkt ab und lacht kurz und leise.

"Warum bist du hier und nicht in der Villa?" Frage ich ihn jetzt und mustere ihn eingehend. In der Villa hätte er es viel bequemer. "YeoSang ist doch für die Nacht eingeteilt."

Er weicht meinem Blick aus und greift stattdessen erneut zur Flasche und nimmt noch einen Schluck.

Es gibt ein unschönes Geräuch als er die Glasflasche etwas zu heftig zurück auf den Tisch stellt. Ich ziehe automatisch die Stirn kraus. Manche Geräusche törnen mich richtig an, andere stoßen mich übel ab. Das ist so ein abstoßendes, wenn Glas auf Glas trifft.

"Wie geht es ihr?" Yunho sieht mich an und bild ich mir das ein oder liegt in seinen dunklen Augen ein seltsamer Ausdruck? ein... bitten?

Ich sehe ihn interessiert an und versuche noch zu deuten, was es genau ist, als ich sage " Es ist nur ein Streifschuss. Die Wunde ist versorgt. Aber vom Betäubungsmittel musste sie sich übergeben."

Er sieht zu Boden und fährt sich mit der Hand durch die Haare. Sieht dann zu mir nur um gleich darauf wieder weg zu sehen und dann wieder zu mir zu sehen. Warum zur Hölle ist er nur so nervös? Ich fahre mir mit der Zunge über die Lippen und lasse ihn nicht aus den Augen.

"Warum hast du ihnen gesagt, sie sollen sie hier herbringen?" fragt er nun leise und sieht sich im Raum um.

Will er etwa meine Entscheidungen in Frage stellen? Bisher hatte ich nur das diffuse Gefühl einer inneren Anspannung, jetzt aber ballt sich alles in mir zusammen und wird zu einem festen Block, auch meine Hände sind zu Fäusten geballt.

Ich lehne mich bewusst zurück, öffne ganz langsam meine rechte Hand und fahre mit der Hand über die Lehne der weißbeigen Leder Couch. Ich spüre das kühle Leder unter den Fingern. "Hier wird sie keiner finden" sage ich um Gelassenheit bemüht.

"Das meine ich nicht." Er klingt jetzt aufgebracht. "Warum hast du Ihnen gesagt, dass sie sie gleich mitnehmen sollen?"

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Du wurdest angeschossen." Ich deute auf seinen Fuß "Dein Einsatz war damit beendet und du weißt genau, warum wir sie im Auge behalten wollten."

"Ja. aber Wieso? Hätte nicht einfach ein anderer meinen Platz einnehmen können?" Er lässt nicht locker, es scheint ihn ja wirklich zu kümmern. Er sieht mir nun direkt in die Augen und dieses seltsame Bitten ist immer noch in seinem Blick.

In mir wird etwas wach. Es flammt auf wie eine kleine Flamme . Sie gibt mir Energie und lässt den festen Block in mir wieder langsam schmelzen. Das ist viel besser als der Whiskey.

Ich lache rauh auf und schlage mir mit der Hand aufs Knie. "Ja klar. Der zweite Student, der mitten im Semster die Uni wechselt? Und wieder zufällig alle Kurse mit ihr zusammen hat? Wie auffällig wäre dass denn gewesen!... oder nein! Ich habs!..," ich giggel vergnügt "wir hätten jemand als Professor einschleußen können....mhm lass mich mal überlegen....." Ich fahre mir mit der Hand über das Kinn".... wer wäre da geeignet? Yeosang vielleicht?" Ich lache auf als das Bild von Yeosang als Uniprofessor vor meinen geistigen Auge erscheint. So schön im Tweet Anzug mit Harry Potter Brille auf der Nase. Die Ladys an der Uni würden ihm sicher scharenweise hinterherrennen.

Yunho verspannte sich sichtlich. Die Adern auf seinen trainierten Armen treten deutlich hervor, sein Kiefer ist aufeinander gepresst. Er kann meinen Humor anscheinend gerade nicht teilen. Schade eigentlich.

"Aber wieso..." fing Yunho erneut an. Er hatte sich da tatsächlich in etwas verbissen. Wie ein Hund in einen Knochen, den er mit Maul und Pfoten festhält und ordentlich vollsabbert. Igitt. Ich hasse sabbernde Hunde. Noch so ein ekelhaftes Geräusch.

"Weil ich es so will!" Unterbreche ihn ihn. Mein Ton ist lauter als beabsichtigt.

"Oho, schlechte Stimmung... da sollte ich wohl besser wieder gehen..."

Wir sehen beide zur Tür.

YeoSang steht mit einer Tüte Chips in der Hand etwas unschlüssig im Türrahmen, machte aber nun Anstalten auf dem Absatz kehrt zu machen.

"Hey! Lass wenigstens die Chips hier!" rufe ich.

"Bleib! " fordert Yunho. Ich seh erneut zu ihm. Der befehlsartige Tonfall war nicht seine Art. Ich schüttele leicht meinen Kopf. Er überrascht mich heute echt immer wieder.

Auch Yeosang ist verdutzt. Er fasst die Packung fester. Dann seufzt er und kommt zu uns. Er setzt sich lässig im Schneidersitz in den Sessel uns gegenüber. Wie als würden wir jetzt gleich gemeinsam einen Film schauen oder eine Runde zocken. Wo ich eigentlich auch nichts gegen hätte.

"Chips her" röffele ich und strecke meine Hand aus.

Yeo Sang nimmt sich schnell eine große Hand voll aus der Tüte und stopft sie in seinen Mund, dann legt er sich eine zweite Hand voll in seinen Schoß. Dass er dabei krümelt wie das Krümelmonster höchstpersönlich scheint ihn nicht im Geringsten zu stören. Mit einem "Aber lass mir noch was übrig" wirft er mir nun die Tüte zu. Ich bediene mich kräftig und nicke kaum merklich.

Yunho will anscheinend keine Chips. Er kommt direkt zum Punkt.

"Warum hast du auf sie geschossen?" fragt er nun Yeosang bissig.

Dieser mampft gelassen und antwortet kauend "Weißt du wie schnell sie war? Sie wäre uns sonst wahrscheinlich entwischt, außerdem sind wir ihr lange genug durch den Park hinterhergerannt, es hätten ja auch jederzeit Passanten kommen können...."

Ein großes Stück Chips bricht ihm beim im Mund stecken ab und fällt vom Sessel auf den Fußboden, er lehnt sich vor und schaut dem Stück hinterher.

"...Selbst schuld, wenn sie auf meinen Warnschuss nicht reagiert..." setzt er noch nach. Er schien zu überlegen, ob er das Stück aufheben solle, entschied sich dann aber dagegen.

Ich feixte. Nur Yeosang schaffte es beim Chips mampfen gleichzeitig zu kleckern, zu reden, und einen Schmollmund zu ziehen und dabei trotzdem noch lässig auszusehen.

Yunho war nicht zum lachen zu Mute. Er rauft sich erneut die Haare. Er ist echt aufgewühlt.

Ich neige meinen Kopf. Ein bisschen kann ich ihn verstehen. Ich greife zur Flasche und spüle die Chips mit Whiskey runter. Dann reiche ich ihm die Flasche. Er trinkt ebenfalls.

Ich fühle den Schlüssel für Y/n's Handschellen in meiner Hosentasche. Obwohl er keine 5 cm lang ist und leicht wie eine Feder, drückt er plötzlich unangenehm piekend gegen mein Bein. Zum verrückt werden.

"Yeosang, du kannst in die Villa fahren. Yunho will heute Nacht hier bleiben. Es reicht, wenn wir beide hier sind." höre ich mich nun selbst sagen und werfe Yeosang die Chipstüte wieder rüber.

Er sieht überrascht auf die Chipstüte in seinem Sch0ß und dann rüber auf Yunhos verletzten Fuß. "Sicher?" fragt er zögernd. Und ich weiß nicht, ob er die Chips meint oder dass er fahren soll.

"Ja, ganz sicher" sagt Yunho energisch bevor ich antworten kann. Mein Vorschlag gefällt ihm offensichtlich.

"OK" Yeo Sang zuckt die Schultern und steht auf. Auch er schien die Idee nicht schlecht zu finden. Die Villa war auch deutlich luxuriöser als dieses Versteck. Wenn man die Wahl hat, würde sich jeder so entscheiden. Außer Yunho anscheinend. Ich sah in Gedanken erneut zu ihm rüber.


Unser Versteck liegt in einem alten, fast baufälligem Lagerhaus in einem großen Industriegebiet im Nord Osten von Seoul. Hier soll in den nächsten Jahren ein völlig neues und modernes Inustrie- und Stadtzentrum entstehen nach dem Konzept einer intelligenten Stadt. Bis dieses Riesen Modell Projekt, bei dem sich eine Menge Leute einen Namen machen wollen, allerdings realisiert ist, wird es noch einige Jahre dauern. Gerade herrscht hier sozusagen die Ruhe vor dem großen Sturm.

Die wenigen Anwohner, die bisher hier in dem Viertel lebten, das eigentlich schon immer ein Industriegebiet war, sind in weiser Voraussicht auf die anstehenden immensen Baumaßnahmen und der Aussicht auf die steigenden Preise im Viertel weggezogen. Von den kleineren und mittelständigen Firmen, die hier ansässig waren, haben auch die meisten schon dicht gemacht. Sie konnten ihre Grundstücke mehr oder weniger gewinnbringend an die großen Konzerne verkaufen, deren Vorstände zusammen mit den Politikern gierig wie die Aasgeier auf dieses Viertel hier schielen.

Mein alter Herr hat da auch seine Hände im Spiel und mischt kräftig mit, und bis nicht genau geklärt ist, welchem dieser Machtgeier das größte Stück bei der Verteilung zu kommt, wird es wohl auch nicht losgehen.. Ich lächel grimmig. Dafür wird mein Alter Herr schon sorgen.

Unser Lagerhaus hat 13 Stockwerke. Die unteren Etagen gehören Briefkastenfirmen und stehen mittlerweile alle komplett leer. Wir nutzen vorallem die oberen beiden Stockwerke für unsere Zwecke.

Der große Aufenthaltsraum in der 13. Etage, in dem wir gerade abhingen war noch der freundlichste Raum von allen, hier bröckelte zumindest nicht der Putz von der Wand, wie überall sonst. Die blanken Ziegelwände passten ganz gut zu den zwei beigen LederSofas, die man zum schlafen auch ausziehen konnte und den zwei dazu passenden Ledersesseln. Es hatte Loft Atmospähre, auch wenn der Luxus fehlte.

Außerdem haben wir hier noch eine kleine Küche, in der wir eigentlich nur den Wasserkocher und die Mikrowelle ab und an nutzen. Und ein kleines Bad mit Dusche.

Dann gibt es noch einen Technikraum mit den Monitoren für die vielen Überwachungskameras, die wir in um um das Gebäude installiert haben.

Und natürlich die Zellen für unsere Gefangenen. Alle ohne Fenster. Aber dafür gut gesichert.

Ich stand auf, zog den kleinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und warf ihn Yunho zu.

"Hier. Und bring ihr was zu essen und zu trinken mit"

Er fing den Schlüssel mit einer Hand und nickte erleichtert.

Ich schlüpfe in meine Minion Hausschuh und schlappe ins Bad. Nach den Chips will ich jetzt Zähne putzen. Ich habe einen komischen Geschmack im Mund.

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Puh, ein langes Kapitel heute.

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