Schreck in der Nacht

Y/N POV

Plötzlich schreckte ich hoch.

Ich hatte ein Geräusch gehört.

Dunkelheit umgab mich, mein Herz klopfte schnell. Ich konnte fast nichts erkennen, doch dann wurde ich ruhiger. Meine Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt und ich erkannte die mir vertraute Umgebung: Meinen Schreibtisch, mit den Stapeln von Uni- und Bibliotheksbüchern und den ganzen Skripten der Vorlesungen die wild durcheinander lagen, meinen großen Kleiderschrank vor dem meine marineblaue Lieblingsbluse mit den langen Ärmeln auf einem Bügel hing. Die Bluse sah nun aus wie der schwarze Schatten einer Person, ich fröstelte und schlang die Arme um mich. Neben mir mein kleines Nachttischchen mit der kleinen bauchigen Nachtischlampe. Soweit alles normal.

Ich sah dorthin, von wo ich das Geräusch gehört hatte. Zur Dachterassentür. 

Dummerweise hatte ich vor dem zu Bett gehen die dicken, dunkelblauen Vorhänge zugezogen, sodass ich nicht nach draußen sehen konnte. Durch einen schmalen Spalt  zwischen den beiden bodenlangen Vorhängen kam etwas blaues Licht von draußen in mein Zimmer. In Seoul war es auch nachts nie richtig dunkel. Mein Zimmer ging nicht nach vorn zu Straße raus, dort wäre es mir nachts auch viel zu hell und zu laut, sondern nach hinten in den Innenhof. Hier war es ruhig und dunkler.

Ich hatte schon immer nur einen leichten Schlaf und wurde bei jeder Kleinigkeit wach, wenn ich von den Nachbarn Stimmen hörte, oder irgendwo ein Hund bellte. Aber diesmal war es anders.

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Ich saß im Bett und starrte zur Balkontür. Da draußen war etwas. Ich konnte zwar nichts sehen und jetzt war auch alles still aber tief in mir drin, wusste ich, dass dort draußen etwas war. Ich sah mich in meinem Bett nach Bounty um. Er lag da eingerollt am Fußende und schlief. Nur seine Schwanzspitze bewegte sich ab und an.

Er konnte es schonmal nicht gewesen sein.

Aber was war es dann?

Vielleicht ein Einbrecher?

Nein, immerhin sind wir hier im 6. Stock. Aber für einen Einbrecher wäre es vielleicht trotzdem möglich hier rauf zu kommen, oder? Vielleicht über das Nachbardach? Oder die Feuerleitern?

Keine Ahnung. Ich saß starr und aufrecht im Bett. Starrte auf den kleinen Spalt und lauschte angestrengt. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich wollte mir gerade einreden, dass ich mir wohl alles nur eingebildet habe, da hörte ich es. Ein Knacken.

Oh Gott. Versucht da jemand von der Dachterasse aus die Tür zu öffnen? Ich schrie, knipste das Nachtlicht an und schnappte mir mein Handy vom Nachtisch.

Ich wählte Yi-Kyungs Nummer.

Es klingelte und klingelte. Ich seufzte. Klar es war mitten in der Nacht.

Ich rechnete schon nicht mehr damit, dass sie noch drangeht, da hörte ich sie. "Y/N, verdammt! Weißt du eigentlich wie spät es ist?" Ich war mir sicher, dass sie mit mir schimpfen wollte, ihre Worte wurden jedoch durch einen rießen großen Gähner fast überlagert, was ihren Ton gleich viel sanfter klingen ließ.

Ich atmete erleichtert aus. "Sorry Yi, aber ich glaube, da ist jemand draußen auf meiner Dachterasse!" flüsterte ich ins Handy.

Für einen kurzen Moment blieb es still.

"Was?" Sie klang gleich viel wacher. "Hast du ihn gesehen?"

"Nein." antwortete ich wahrheitsgemäß. "Ich habe nur ein Geräusch gehört."

"Ein Geräusch?"

"Ja so ein Knacken." Ich nickte, was Yi-Kyung natürlich nicht sehen konnte.

"Ein Knacken?" wiederholte sie.

"Ja" ich nickte erneut eifrig "wie als würde jemand versuchen die Tür zu öffnen"

"Ist denn jetzt jemand an der Balkontür?" fragte sie nüchtern.

Ich kam mir augenblicklich blöd vor.

"ÄH...Jetzt ist alles ruhig" stotterte ich.

YI-Kyung seufzte "Ach, Y/N, wer weiß, was du gehört hast. Du ziehst dir jetzt den Bademantel über, lässt das Handy am Ohr und gehst raus auf die Dachterasse nachsehen, ok?" Als sie an meinem beharrlichen Schweigen merkte, wie wenig begeistert ich von dieser Idee war, setzte sie nach: "Du wirst sehen, da ist niemand."

"Sicher?" Fragte ich zögernd und nibbelte mit den Fingern an meiner Bettdecke herum.

"Ja.... Nun mach schon" Ihre Ungeduld war deutlich zu hören,  aber sie steckte ja auch nicht in meiner Haut. Aus sicherer Entfernung hatte sie leicht reden.

Aber wahrscheinlich hatte Sie trotzdem Recht. Und da war nichts.

Schlafen konnte ich erst wieder, wenn ich wirklich nachsah. Das wusste ich sicher.

Ich streifte mir also meinen Bademantel über der über dem Fußteil meines Bettes hing und ging langsam zur Terassentür. Das Handy hielt ich fest umklammert. Ich zog den Vorhang ein Stück zur Seite und spähte durch die Scheibe nach draußen.

Na toll. Dadurch, dass ich meine Nachttischlampe angeknipst hatte, war es drinnen so hell, dass ich gar nicht nach draußen sehen konnte. Ich sah nur die Spiegelung meines Zimmers in der Scheibe und mein eigenes Spiegelbild.

Ich fasste den Griff und atmete noch einmal tief durch.

Ich hielt die Luft an und zog am Griff.

Die kühle Nachtluft schlug mir entgegen.

Ich fröstelte trotz Bademantel.

Es roch leicht würzig nach den Küchenkräutern, die ich in Töpfen hier auf der Terasse stehen hatte, Majoran, Thymian, Rosmarin und Lavendel und ein bisschen auch nach Abgasen. Das war normal.

Ich sah nach links und rechts aber es war niemand zu sehen.

Den einen Arm schlang ich um meinen Bauch, der andere hielt immer noch das Handy fest umklammert.

"Und?" Fragte Yi-Kyung am anderen Ende der Leitung gespannt.

"Niemand."

"Siehst du" murmelte sie zufrieden "dann lass mich weiter schlafen"

"Sorry Yi und danke" murmelte ich leise zurück.

"Kein Problem, Y/N, Gute Nacht" gähnte sie und weg war sie. Aufgelegt.

Ich seufzte und steckte mein Handy in die Tasche des Bademantels.

Ich hätte wirklich schwören können, dass da jemand versucht hat die Tür zu öffnen. Ein leichter Windhauch ließ mich erneut frösteln.

Ich wollte mich gerade um drehen um wieder rein zu gehen, aber dann fiel mein Blick auf die Balkonbrüstung. Kann es sein...?

Ich lief schnell an die Brüstung, umfasste das Geländer mit beiden Händen und sah nach unten. Alles ruhig. Mein Blick fiel auf die Innenhöfe mit den Müllcontainern. Es war nichts besonderes zu sehen.

Bild von Tuanshun1104 auf pixabay

Ich zuckte die Schultern "Wie soll auch jemand hier hoch kommen." murmelte ich und ging zurück in die Wohnung.

Ich betrat die Wohnung und zog die Terassentür hinter mir zu.

Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf und es lief mir vor Angst eiskalt den Rücken runter.

Das Licht ist aus.

Ich hatte es doch angelassen oder? Oder?



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