Rotkäppchen und der Wolf
? POV
Ich drückte F1 und legte meinen Daumen in den Scanner. Die kleine Kontrolllampe blinkte nun grün und zeigte, dass die Tür entriegelt ist. Ich schob sie auf und stutzte. Y/N lag auf dem Boden direkt vor der Tür. Sie war blass und ihr Haare hingen ihr verklebt in die Stirn. Ihre Atmung war kaum zu sehen.
Schnell kniete ich mich zu ihr runter und fühlte ihren Puls. Er war langsam aber deutlich zu spüren. Sie atmete ganz flach.
Ich sah zu ihrem verbundenem Bein. Wir hatten Sie hierher in die Zelle gebracht und unser Arzt Dr. Kwon hatte ihre Verletzung behandelt und ihr ein Schmerzmittel mit beruhigender Wirkung verabreicht. Ich war erleichtert gewesen zu hören, dass es nur ein Streifschuss war. Trotzdem hatte er es sich nicht verkneifen können mich vorwurfsvoll anzusehen, als er aus der Zelle kam. Gesagt hatte er allerdings nichts. Das hat er sich dann doch nicht getraut.
Seufzend betrachtete ich ihr blasses Gesicht. Es war ja auch nicht geplant gewesen, dass sie verletzt wird. Aber besser so, als wenn sie uns entwischt wäre.
Ich nahm sie hoch und legte sie aufs Bett.
Ich sah mich um. Hier roch es muffig und der Putz bröckelte überall von den Wänden. Meine Villa wäre sicher besser geeignet aber dort könnte man sie finden und das wollte ich nicht.
Das hier war definitiv unser bestes Versteck für diesen Zweck. Hier würde keiner auf die Idee kommen zu suchen und von hier würde sie auch nicht entkommen können. Es war unser Geheimversteck, wenn man so will. Ich betrachtete sie eigehend und ein Grinsen schlich sich dabei auf mein Gesicht.
Y/N ist jetzt also hier. Das wird interessant. "BOSS?"
Fast zuckte ich zusammen, als ich eine Stimme hinter mir laut rufen hörte. Welcher Idiot schrie denn hier alles zusammen? Ich wusste es genau. Da gab es nur einen.
Ich drehte mich zu der Stimme um und legte dabei einen Zeigefinger auf meine Lippen. Besagter Kollege zog zwar stirnrunzelnd die Brauen hoch, verzog sich dann aber. Ich warf noch einen Blick auf Y/N die ihre Augen sanft geschlossen hatte, ihr Bustkorb hob und senkte sich nun deutlich mit jedem Atemzug. Ich drehte mich um und ging zur Tür um die Zelle zu verlassen und herauszufinden, was er von mir gewollt hat.
Ich hatte gerade den kühlen Türgriff umfasst als ich hinter mir eine leise Stimme fragen hörte:
"Wer bist du?"
Ich ließ den Griff los und drehte mich zu ihr um.
Y/N POV
Ich hörte jemanden rufen, es klang weit weg. War es ein Traum?
Meine Augenlieder fühlten sich so schwer an, alles fühlte sich schwer und träge an, aber die Kopfschmerzen waren weg.
Ich öffnete die Augen. Ich lag wieder auf der Liege, über mir die Leuchtstoffröhre. Was hatte ich auch anderes erwartet? Ich wollte schon frustriert darüber aufstöhnen, als ich in meinem Blickfeldrand eine Bewegung wahrnahm.
Schnell setzte ich mich auf.
An der Tür stand ein Typ. Er hatte mir den Rücken zugewandt und seine Hand lag schon auf dem Türgriff. Er war anscheinend im Begriff gerade rauszugehen.
War das Jungkook?
Seine Statur wirkte mir nicht vertraut. Er war ganz in schwarz gekleidet und trug ein Basecap. Lugten da auf der einen Seite blonde und auf der anderen Seite dunkle Haare aus dem Basecap hervor?
"Wer bist du?" fragte ich schnell, und erschrak selbst ein bisschen, wie schwach meine Stimme klang.
Da drehte er sich um.
Er sah mich mit einem intensiven Blick an und sein Mund verzog sich langsam zu einem Lächeln.
"Wer ich bin?" fragte er nun anscheinend amüsiert.
Ich war verwirrt und gleichzeitig fühlte ich mich wie benebelt. Mein Gehirn konnte noch nicht richtig arbeiten, es fühlte sich an, als wäre es mit dicker, weißer Watte gefüllt, durch die jeder Gedanke, jeder Reiz und jedes Gefühl erstmal durchkommen musste.
Ich versuchte die Watte zu ordnen, aber ja ich war mir sicher, den hatte ich noch nie gesehen.
Ich sah ihn also weiter an und nickte.
Er grinste wölfisch. "Ich kann alles sein, Baby."
Igitt. Ich könnte kotzen. Der Ekel kam sogar problemlos durch die Watte durch.
Ich versuchte das Gefühl zu ignorieren und sammelte meine Konzentration für die nächste Frage "Warum bin ich hier?" Jetzt klang meine Stimme schon etwas kräftiger, was ich nicht ganz ohne Stolz bemerkte.
Der Typ grinste noch wölfischer als zuvor. Sein Grinsen enthüllte seine geraden weißen Zähne.
"Weil ich es so will." sagte er bestimmt und kam auf mich zu.
Sein Ernst? Ich kam mir vor wie bei Rotkäppchen und dem Wolf. Waren meine Fragen wirklich so dämlich oder warum konnte er mir nicht einfach mal eine richtige Antwort geben? Da war ja der Wolf im Rotkäppchen noch ehrlicher als der Typ hier vor mir.
Ich hätte meinem Ärger gern Luft gemacht, aber die Übelkeit konnte ich nun nicht mehr länger ignorieren. Sie war während seiner blöden Antworten genauso in mir aufgestiegen wie mein Ärger und ich fürchtete, die Übelkeit würde das Wettrennen gewinnnen und sich zuerst einen Weg nach draußen bahnen.
Ich hastete an ihm vorbei aus dem Bett.
"Hey was..." er wollte mich festhalten aber ich hatte die Holztür zum Badezimmer schon geöffnet und hechtete ins Bad. Ich hing mich vors Klo und würgte und übergab mich.
"San! Hole ein Glas Wasser aus der Küche!" hörte ich ihn hinter mir brüllen.
Es war mir egal. Es war mir egal, dass er mich so sah.
Normalerweise waren mir solche Dinge schrecklich peinlich. Aber eh. Selbst schuld. Wer weiß, was die mir gegeben haben, als die mich hierher verschleppt haben.
Ich spürte nur Watte und Wut. Die Übelkeit hatte erstmal nachgelassen.
Ich stand auf, drückte auf den Knopf für die Spülung und ging zum Waschbecken. Ich drehte den Hahn auf. Ich brauchte ganz schön Kraft dafür. Er quietschte etwas. Und Gott ich hatte Recht, der erste Schwall Wasser, der raus kam war rostigbraun verfärbt, wurde dann aber rasch orange, dann dunkelgelb und schließlich sah es fast aus wie normales Leitungswasser. Ich unterdrückte ein Fluchen und lies es laufen und starrte dem Wasser hinterher wie es im Abfluss verschwand. Wie gerne wäre ich jetzt auch einfach durch diesen Abfluss verschwunden. Die ganze Zeit spürte ich seine Blicke in meinem Rücken. Aber es war mir egal. Sollte er doch starren.
Als ich mit der Farbe und dem Geruch des Wassers zufrieden war wusch ich mir Gesicht und Hände. Ich spülte kurz meinen Mund aus und achtetet darauf alles von diesem ekligen Wasser wieder auszuspucken, was ich im Mund hatte, obwohl ich unheimlichen Durst hatte.
Der Wolftyp lehnte immer noch im Türrahmen. Hatte der noch nie jemanden kotzen gesehen? Musste der die ganze Zeit zusehen? Ich verdrehte genervt die Augen, aber sicherheitshalber so, dass er es nicht sehen konnte.
"Geht es wieder?" Fragte er mich jetzt. Klang er etwa leicht unsicher? Ich drehte mich überrascht zu ihm um. Er lächelte leicht. Kümmerte es ihn jetzt etwa wirklich?
Ich sah ihn irritiert an. "Kommt darauf an. Wenn du mir weiterhin so blöde Antworten auf meine Fragen gibst, kotze ich dir das nächste Mal vielleicht auch direkt auf die Füße." antwortete ich und funkelte ihn angriffslustig an. Seine Unsicherheit hatte mich mutig gemacht.
Und ich war immer noch sauer.
Wie kann er mich entführen und in dieses Drecksloch stecken und dann so tun als wäre er besorgt?
Jetzt kam Bewegung in ihn. Die Unsicherheit, die er mir vor ein paar Sekunden noch gezeigt hatte, war vollends verflogen. Der Wolf war zurück. Aber diesmal grinste er nicht. Er trat auf mich zu und hob eine Hand und im selben Moment brannte es auf meiner rechten Wange und es gab ein äußerst unschönes Geräusch.
Mein Kopf wurde zur Seite geruckt und ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Diesmal zankten sich Scham und Wut um die Oberhand und die Scham gewann. Ich biss mir auf die Lippe und blickte zu Boden.
Er kam mit seinem Gesicht nah zu mir und sagte "Ich habe gesagt, ich kann alles sein. Aber Niemand, mit dem du so reden kannst. Merk dir das." Sein letzter Satz war nur noch ein Zischen.
Ich wich ein Stück zurück, nahm automatisch meine Hand an meine nun glühende Wange und schaute ihn entsetzt an "Ist das dein Ernst?" Oje, die Wut war noch da, mein Ton klang herausfordernder als im Moment wahrscheinlich gut für mich wäre.
Er kam mir hinterher und drückte mich gegen das Waschbecken. Die Kante des Waschbeckens drückte kalt und hart gegen meinen unteren Rücken.
"Mein voller Ernst" zischte er dabei leise. Und seine Augen starrten in meine. Diese leise Stimme machte mir Angst und sein Blick glich dem eines eiskalten Jägers.
Bilder aus einem Traum, in dem ich als weißes Kaninchen von Jägern und Hunden verfolgt wurde flackerten in meinem Kopf auf. Klasse, die konnte ich nun wirklich gerade gebrauchen.
Ich schluckte. 'Hallo? Wut? Wo bist du?' Das einzige, was ich fühlte, war Angst und ich konnte sie nicht länger verbergen.
Er las in meinem Gesicht. Er lächelte. "Ich sehe. Du hast es verstanden."
Ich sah in seine bernsteinfarbenen Augen. Hatten Wölfe auch bernsteinfarbene Augen? fragte ich mich unwillkürlich. Ich rührte mich nicht. Was hätte ich auch tun sollen? Ich war nicht scharf darauf noch eine gescheuert zu bekommen.
"Boss. Hier ist das Wasser" ein blond gefärbter Typ mit dunklem Haaransatz steckte seinen Kopf ins Bad und grinste schief als er uns so sah.
Der Wolf-Typ ließ sich nicht ablenken, er hatte seinen Blick weiter auf mir, zog sich nun aber etwas zurück.
Ich atmete erleichtert aus.
"Das brauchen wir nicht mehr" sagte er nun mit fester Stimme.
'was bitte? wusste der eigentlich was für einen Durst ich hatte? Sollte ich etwa tatsächlich das Wasser aus diesem ekligen Hahn hier trinken?' ich sah entsetzt zu ihm. Hielt aber meinen Mund.
Ich würde ihn nicht bitten oder betteln. Da kann er aber lange warten. Ich reckte trotzig mein Kinn vor.
Er griff mich grob am Hangelenk und zerrte mich zurück in die Zelle. Er nahm etwas aus seiner Hosentasche, aber ich konnte nicht sehen, was es war.
Er stieß mich grob aufs Bett.
"hey,,,was..."Prostierte ich alarmiert. In welchem schlechten Film war ich denn jetzt gelandet?
Da war er auch schon über mich gebeugt. Ich konnte ja viel ertragen, aber das nicht mehr. Ich schrie und trat verzweifelt um mich. Er zerrte weiter an meinem Handgelenk und riss meinen rechten Arm über meinen Kopf. Ich spürte, wie etwas metallenes mein Handgelenk streifte.
Nein, er wird doch nicht.. Klick. Was für ein unheilvolles Geräusch.
"Mach mich los!" schrie ich ihn an und strampelte wie verrückt. Ich versuchte ihn mit meiner anderen Hand zu schlagen aber er hielt sie locker fest.
"Nope" sagte er unbekümmert und grinste mich frech an. " So gefällst du mir besser."
Ich hielt jetzt still und sah in ungläubig an.
Er ließ mein Handgelenk, dass er noch umfasst hielt los und erhob sich. "Wenn du was trinken willst, solltest du dich benehmen. So wird das nix."
Ich sah zu ihm auf und hielt lieber meinen Mund.
Er sagte auch nichts mehr, drehte sich rum und ging.
An der Tür drückte er eine Taste, hielt seinen Daumen vor das Gerät und dann ertönte ein Piepen und der Knopf leuchtete grün. Er zog die Tür auf und trat hindurch. Die Tür glitt wieder zu. Es ertönte wieder ein Piep und das rote Lämpchen lachte mich wieder aus.
Ich merkte wie mir eine Träne über meine immer noch heiße Wange rann.
Ich hatte in dieser verdammten Zelle doch eh schon keine Chance zu fliehen, musste der Typ mich jezt hier auch noch tatsächlich anketten? Nur damit ich nicht zum Wasserhahn kam?
Wie sadistisch war das denn? Was sollte ich denn bitte machen wenn ich mal aufs Klo muss?
Tränen liefen mir übers Gesicht und ich lies sie einfach laufen.
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Hey, ich musste jetzt doch mal ein Bild einfügen, was mal nicht von pixabay stammt.
Ich konnte nicht anders. Ich denke ihr wisst was ich meine :)
hier nun wenigstens noch die bildquelle zu dem Bild etwas weiter oben:
https://kprofiles.com/wp-content/uploads/2018/05/Hongjoong1.jpg
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