5. Zusammenarbeit?

TITUS:

Ich versuche beinahe verzweifelt, den Drucker davon abzuhalten, die dämlichen Poster zu drucken. Wenn dieses Foto, das Onkel Kralle von mir geschossen hat, an die Öffentlichkeit kommt, bin ich erledigt.

Gleichzeitig weiß ich nicht, ob ich hoffen soll, dass Sophie hier auftaucht. Einerseits könnte sie mir sicher helfen, andererseits bestünde dann die Gefahr, dass sie das Foto doch irgendwie zu Gesicht bekommt. Man, ich hasse Dilemmas!

SOPHIE:

Ich stürme auf meinen Lieblings-MAD-Agenten zu und will ihn vom Schaltpult wegkicken, aber er hört mich und duckt sich, sodass mein Schlag ins Leere geht.

„Sophie, ich weiß, dass wir sonst nicht auf einer Seite stehen, aber hör mir mal zu!"

Ich halte aprubt inne. „Was willst du?"

Er seufzt leise. „Diesmal haben wir beide dasselbe Ziel."

Ich starre ihn ungläubig an. „Mein Ziel ist es, den Druck aufzuhalten und dein Ziel –" „Ist es auch, diesen Druck aufzuhalten!", vollendet er meinen Satz.

Ich starre ihn fassungslos an. „W-was? Aber warum?"

Er seufzt, dann sieht er mich irgendwie unsicher an. Dieser Blick ist so megasüß, dass mir kurz schwindelig wird. „Das Foto, dass Onkel Kralle von mir gemacht hat...naja, sagen wir mal so, es ist nicht das Beste."

Ich blinzle und versuche zu begreifen, dass es ein Foto von Titus gibt, auf dem er NICHT umwerfend aussieht, dann besinne ich mich darauf, dass ich ja etwas sagen muss.

„Ähm, okay. Dann arbeiten wir zusammen. Aber keine faulen Tricks, verstanden?"

Titus sieht richtig verzweifelt aus. „Versprochen Sophie. Diesmal ganz bestimmt nicht. Ich würde ALLES dafür geben, dass dieses Foto nicht an die Öffentlichkeit gelangt, verstehst du?"

Man, wenn er nicht sofort aufhört, so unwiderstehlich nett zu sein, kann ich für nichts mehr garantieren!

Also setze ich meinen Holo-Computer in Gang um die Riesen-Drucker umzuprogrammieren. Titus versucht es weiter über die Kontrollanlage. Gott sei Dank muss man den Start per Hand auslösen, sodass wir alle Zeit der Welt haben.

„Warte mal, wird der Drucker nicht von HIER aus bedient?" Ich werde wieder misstrauisch.

„Eigentlich schon", erwidert Titus. „Aber einmal in Gang gesetzt kann man es nicht mehr stoppen. Ich schlage vor, wir versuchen einfach, die Stückzahl auf null zu setzen, dann druckt er auch nicht!"

Gesagt, getan. Ich trete zu Titus an das Schaltpult und versuche krampfhaft an etwas anderes zu denken, als daran, dass uns nur ein paar Zentimeter voneinander trennen. Zum Glück ist er so beschäftigt, dass er davon nichts mitbekommt.

Dann ertönt ein lautes *Errr*. Ich zucke erschrocken zusammen. Dann sehe ich Titus an, will den Mund aufmachen, um ihn zu fragen was das war, aber er versteht mich auch ohne Worte.

„Man kann die Stückzahl nur auf eine Zahl von 1-10 000 setzten." Seine Stimme klingt jetzt richtig panisch und ich versuche mir vor zu stellen, was das für ein grauenhaftes Foto sein muss.

„Dann druck doch eins aus und wirf es dann weg", schlage ich vor.

Er sieht mich gequält an. „Mir bleibt wohl nichts anderes übrig..." Dann beginnt er wieder auf der Tastatur herumzudrücken und wenig später hören wir, wie sich eines der Druckergeräte lautstark einschaltet. Ein einzelnes A2-Poster kommt zum Vorschein, doch ehe ich es mir ansehen kann, flitzt Titus hin, schnappt es sich und knüllt es zusammen. Daraufhin wandert es in die hinterste Ecke des Raums.

„Phu, geschafft." Titus streicht sich imaginären Schweiß von der Stirn. Dann sieht er mich wieder so süß an, dass meine Knie ganz weich werden.

„Würde es dir was ausmachen, meinem Onkel nicht zu erzählen, dass ich dir geholfen habe und das Teil jetzt zerstören, damit es so aussieht, als ob Gadget und du meinen Plan vereitelt habt?"

„Kein Problem", sage ich und wende mich erleichtert von seinen Augen ab und dem Schaltpult zu. Seinen viel zu süßen Blick hätte ich nicht viel länger ausgehalten.

Kurz entschlossen rufe ich einen Kurzschluss hervor, vor der Explosion flüchten wir uns beide in die hinterste Ecke des Raums.

Titus geht sofort nachsehen, ob der Drucker auch wirklich kaputt ist. Ich sehe mich um und erstarre. Direkt hinter mir liegt das zusammengeknüllte Poster.

Soll ich...? Nein. So etwas macht man nicht! Aber es wäre nur ein ganz kurzer Blick...der kann ja wohl nicht schaden!

TITUS:

Wir haben es geschafft! Ja, WIR! Diesmal haben Sophie und ich wirklich zusammen gearbeitet! Ich spüre, wie mir ganz warm wird, bei dem Gedanken, dass wir nicht nur gegen einander kämpfen können. Wenn wir doch bloß nicht auf verschiedenen Seiten stehen würden...und wenn sie nicht diesen VOLLTROTTEL Dominik SÜß finden würde!

Plötzlich bin ich wieder wütend. Zumindest ein bisschen.

SOPHIE:

Mit zitternden Fingern knülle ich das Plakat aus einander. Den meisten Raum auf dem Bild nimmt ein Portrait von Dr Kralle und der Schriftzug: „Sei kein Loser – komm zu MAD" und kleiner darunter: „Der weltweit größten und gefürchtetsten Verbrecherorganisation".

Ich verdrehe die Augen. Das ist so schlecht, dass hat sicher Kralle geschrieben.

Dann sehe ich auf den untersten Teil des Plakats. Dort steht: „Wenn du dich uns anschließt, arbeitest du unter dem Kommando von Dr Kralle, seinem Neffen Titus und MADKatze. Darunter sind die Bilder der beiden zu sehen.

Als ich Titus' Foto sehe, bleibt mir erst einmal die Spucke weg. Noch nie in meinem ganzen Leben hab ich etwas so unglaublich liebenswertes gesehen.

Er sieht aus, als hätte man ihn um 7 Uhr morgens geweckt und direkt fotografiert. Mit zerzausten Haaren und diesem unglaublich süßen verwirrten Blick sieht er einfach – mir fällt nicht einmal ein Wort ein! Und dann auch noch ohne T-Shirt...ich gebe es ja nur äußerst ungern zu, aber heimlich habe ich mir schon öfter gewünscht, ihn mal ohne T-Shirt zu sehen. Ich kann nichts dagegen tun, aber ich muss dämlich grinsen. Mein Gesicht färbt sich tomatenrot.

Plötzlich wird mir auch klar, warum er so dringend verhindern wollte, dass dieses Foto an die Öffentlichkeit dringt. Meine Güte, die Mädchen hätten MAD die Türen eingerannt, wenn der Plan seines Onkels funktioniert hätte!

Schnell sehe ich mich um. Titus kommt bereits zurück, aber ich kann mich nicht von dem Anblick losreißen. Also reiße ich den Teil mit seinem Bild kurzerhand vom Rest des Plakats, knülle ihn zusammen und stopfe ihn ganz tief in meine Hosentasche. Dann schiebe ich den Rest zurück in die Ecke und richte mich auf.

„Was hast du da gemacht?", will Titus wissen.

„G-garnichts", stammle ich und lehne mich an einen der kaputten Drucker.

Er lehnt sich ebenfalls dagegen. „So, das heißt also, wir können nicht nur gegen einander kämpfen, sondern auch zusammen arbeiten..."

„Sieht wohl so aus..."

Für einen Moment sehen wir uns in die Augen. Ich hoffe nur, mein Gesicht behält seine natürliche Farbe bei. Man, wenn er mitbekommen hat, dass ich das Bild eingesteckt habe, bin ich erledigt.

Dann wendet er sich ab.

„Sag mal, Sophie", beginnt er und seine Stimme klingt auf einmal weniger freundlich. „Wie kommt es eigentlich, dass du mit diesem Mistkerl Dominik..." Er schlägt sich erschrocken die Hand vor den Mund.

In meinem Kopf läutet eine ganze Armada von Alarmglocken. Woher weiß er von der Sache mit Dominik?

„WOHER weißt du das?" Die beinahe entspannte Stimmung zwischen uns ist vorbei.

TITUS:

Ich stecke ganz schön in der Klemme. Man, wieso muss ich meine blöde Klappe immer so weit aufreißen? Was soll ich tun? Ihr die Wahrheit sagen?

„I-ich", beginne ich, besinne mich dann aber darauf, dass ich böse bin und mich deshalb für nichts schämen muss.

„Ich habe ein Programm entwickelt, mit dem man Telefongespräche abhören kann...und DU warst das perfekte Versuchskaninchen."

SOPHIE:

Ich starre ihn fassungslos an, während mein Hirn auf Hochtouren läuft. Titus hat also das Gespräch zwischen Karla und mir abgehört...wie konnte er nur?

Ich meine, ich weiß ja, dass er böse ist, aber so etwas geht sogar für seine Verhältnisse zu weit!

Wut kocht in mir hoch. Aber nicht nur auf ihn, auch auf mich selbst. WIESO verdammt noch mal kann er ein Programm entwickeln, dass meine Firewall überwinden kann?

Normaler weise habe ich mich selbst ganz gut im Griff, aber diese Wut ist zu stark. Ich muss irgendwo hin damit.

„Du willst also wissen, warum ich mit Dominik auf den Ball gehe?"

Alles, was ich in diesem Moment will, ist, ihm all die Dinge zu sagen, die er nicht hören will – die vielleicht nicht einmal wahr sind. Aber das ist mir egal.

„Ich sag dir warum – weil ich in ihn verliebt bin."

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