10. Ein schlechter Ersatz

TITUS:

Ich schlage die Augen auf. Es ist sicher schon nach neun. Normalerweise sitze ich um diese Zeit schon längst am Computer oder mache mich daran, die Pläne meines Onkels umzusetzen.

Aber gestern war mein freier Tag. Mein Onkel hat ausnahmsweise einen anderen MAD-Agenten geschickt, wofür ich ihm mehr als dankbar bin. Jeder muss mal Urlaub machen. Und Sophie ist sowieso die letzte, die ich jetzt sehen will.

Eine Viertelstunde später ruft mich mein Onkel. Zeit, ihm meine neue Erfindung zu präsentieren, die ich gestern fertiggestellt habe.

„Und du meinst wirklich, diese Maschine lässt die Menschen Halluzinationen von ihren schlimmsten Ängsten haben?", fragt mein Onkel und beäugt misstrauisch das Gerät, welches die Größe und Form eines kleineren Blasters hat.

„Ja Onkelchen. Wenn du willst, kann ich ihn ja an dir testen..."

„NEIIN wag es ja nicht!", ruft mein Onkel und ich höre eine Spur von Angst aus seiner Stimme heraus.

Zufrieden lächle ich. Das ist ja großartig! Vielleicht kann ich meinen Onkel sogar damit erpressen...

Doch ehe ich dazu komme, das zu testen, hat mein Onkel mir auch schon befohlen, Gadget damit abzuschießen und ihn so aus dem Verkehr zu ziehen.

„Ähm, du weißt schon dass das nur zirka eine Stunde anhält, oder?", frage ich ihn aber er würgt mich mit einer Handbewegung ab. Ich soll mich beeilen und kein dummes Zeug reden. Na der wird schon sehen, was er davon hat...

DOMINIK:

Ich stehe zusammen mit Inspector Gadget, Sophies Hund und Chef Gontier in dessen Büro. Der Chef hat mich herbestellt, weil ich als einziger Junior-Agent heute zur Verfügung stehe und mit Sophies Onkel heute MAD stoppen soll.

Das ist so cool, ich hätte in die Luft springen können, aber für mein Image wäre das wohl nicht so gut gewesen.

„Guten Tag zusammen", begrüßt Gontier uns. „Da Sophie Gadget sich drei Tage Urlaub genommen hat, aber ihr Onkel offenbar eine Begleitperson baucht, habe ich mich für Dominik Neuber entschieden, einen vielversprechenden Junior-Agenten Stufe drei."

Ich stämme die Arme in die Seiten und versuche, cool auszusehen.

„Dominik, das ist unser berühmtester Agent, Inspector Gadget. Inspector Gadget, das ist Junior-Agent Dominik Neuber, er wird sie heute begleiten."

„Ah, hallo Dexter", begrüßt mich Gadget.

„Äh, ich heiße DOMINIK, wenns recht ist!", korrigiere ich ihn. Er nimmt davon keine Notiz. Man, und das soll der berühmte Inspector Gadget sein?

Gontier gibt Gadget den Missionsball und der liest vor: „Unseren Informationen zufolge hat MAD ein Gerät entwickelt, das Halluzinationen erzeugen kann, in denen man seinen schlimmsten Ängsten begegnet. Ihre Mission besteht darin, das Gerät unschädlich zu machen. Diese Nachricht wird sich selbst zerstören."

Damit sieht man seine schlimmsten Ängste? Man ich hoffe das Teil wird nicht auf mich abgefeuert. Das wäre zu peinlich.

Innerlich bereue ich es inzwischen, zugesagt zu haben. Was, wenn die uns gefangen nehmen und foltern? Ich hab richtig die Hosen voll. Aber das darf keiner merken. Für einen Rückzieher ist es jetzt zu spät, also hab ich wohl keine andere Wahl.

Ich halte mich immer noch krampfhaft an den Sitzgurten des Gadgeto-Mobils fest, obwohl das Ding inzwischen in Venedig, der Stadt, in die Gontier uns geschickt hat, gelandet ist.

Gadget hat einen Fahrstil, bei dem mir mehrmals beinahe das Essen wieder hoch gekommen ist. Zum Glück nur beinahe. Das wäre echt peinlich gewesen.

Als ich mich endlich dazu durchringe, auszusteigen, muss ich sofort meine Frisur checken. Die hellblonden Haare sind kurz und sollten in alle Richtungen abstehen, aber natürlich hat das Gel die Fahrt nicht überlebt. Toll. Ich streiche sie mir provisorisch hinter die Ohren.

Ich hole also mein Handy heraus und suche nach einem Signal von MAD. Tatsächlich ist da was. Ich will Gadget informieren, aber der verschwindet gerade hinter einer Ecke und murmelt was von Fischen die einen Sonnenstich haben.

Sophies Hund, dessen Namen ich vergessen habe, versucht meine Aufmerksamkeit zu erregen. Er macht irgendwelche komischen Zeichen mit seinen Pfoten.

„Hä?", mache ich, dann wende ich mich ab. Ernsthaft, bin ich denn nur von Verrückten umgeben?

Schließlich mache ich mich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend allein auf die Suche nach dem MAD-Signal. Der Hund läuft Gadget hinterher.

Ich erreiche schließlich eine Insel, auf der ein kleiner Park steht. Als ich die Brücke überquere, die dorthin führt, zittern meine Knie. Was, wenn das eine Falle ist?

Schließlich betrete ich den Park und sehe einen Jungen in meinem Alter, der auf einem kleinen Hügel steht und eine Art Blaster in den Händen hält.

Ich kreische. Will der mich erschießen? Dann besinne ich mich darauf, dass ich erstens einen Ruf zu verlieren habe und zweitens den Kerl – der gar nicht mal schlecht aussieht – auf mich aufmerksam mache.

Aber zu spät. Der Junge, der eine violette Uniform trägt und seine schwarzen Haare mit Gel hochfrisiert hat, hat mich schon bemerkt.

Er mustert mich kurz, dann erkennt er wohl das Hauptquartier-Symbol auf meiner rechten Brusttasche und runzelt die Stirn.

„WER bist du und wo ist Sophie?"

Ich trete ein Stück näher. „Mein Name geht dich gar nichts an." Ich versuche so zu klingen, wie die Typen in den Actionfilmen, die ich so liebe. Kalt und furchtlos. Nur leider versaut mir meine pubertierende Stimme das Ganze, in dem sie bei ‚gar' plötzlich zu quietschen beginnt. Man, ich bin echt der einzige 15-jährige, der den Stimmbruch noch nicht überstanden hat!

Der Junge vor mir grinst hämisch.

„Und woher kennst du Sophie?", frage ich plötzlich misstrauisch.

Der Junge tritt auf mich zu. „Woher ich Sophie kenne? Na weil wir jeden Tag gegen einander kämpfen natürlich. Sie ist nämlich sowas wie meine Erzfeindin.", sagt er und verschränkt lässig seine Arme vor der Brust.

Dann richtet er plötzlich seinen Blaster auf mich. „Und woher kennst DU Sophie?"

TITUS:

Ich will SOFORT wissen, wer dieser Möchtegern-Gel-Macho mit dem Hauptquartier-Symbol auf seiner rechten Brusttasche ist und woher er MEINE Sophie kennt! Naja, wahrscheinlich trainieren sie zusammen oder so. Trotzdem. Ich kann diesen Typen von Beginn an nicht ausstehen und hoffe nur, dass es Sophie genauso geht.

DOMINIK:

Ich weiche erschrocken zurück. „Ähm, äh ich – ich kenne sie aus dem Hauptquartier! Und Sophie hat heute frei also springe ich für sie ein."

Der Typ grinst böse. „Achso, der Lückenbüßer! Na, mal sehen, was mein FearIndicator200 mit dir machen kann...hm? Was ist denn deine größte Angst?"

Ich stolpere ein paar Schritte rückwärts. Der meint das doch nicht ernst, oder? Instinktiv hebe ich meine Hände, doch es ist zu spät.

Der Junge feuert seinen Blaster auf mich ab und für einen Moment wird mir schwindelig. Sonst passiert nichts.

Ich schaue ihn triumphierend an. „Dein ach so toller FearIndicamor ist wohl kaputt!"

Der Typ grinst immer noch. „Also erstens heißt er FearIndicator und zweitens funktioniert er hervorragend. Er braucht nur etwas Zeit."

Plötzlich sehe ich etwas vor meinen Füßen. Ich springe zurück. „QUIIIITSCHEENTCHEN!!!!!!", schreie ich. Dann beginnt das kleine Entchen plötzlich zu wachsen. Ich laufe aber es wird immer größer.

„NEIIIIIN!!!!! NICHT – ENTCHEN SIND GRUSELIG!!!!"

TITUS:

Ich kriege mich nicht mehr ein vor Lachen. Der Typ hat Angst vor Quitscheentchen! Man ist das peinlich! Und er kreischt auch noch wie ein kleines Mädchen.

Die Mission ist aber noch nicht beendet. Ich sehe mich nach Gadget um und da kommt er auch schon. Doch ehe ich auf ihn zielen kann, fliegt er mit seinem Jetpack in mich hinein. Der Blaster landet auf dem Boden und zerbricht.

Das darf doch nicht wahr sein! Ich aktiviere meine Raketenstiefel. Naja, zumindest habe ich einen Hauptquartier-Agenten vor einem Badeentchen wegrennen sehen. Das war auch was wert.

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