Danach
Ein paar Monate später...
Es dauerte lang bis meine Tränen um Desiree versiegten - und selbst das war nur augenscheinlich, tief in mir blieb ein blutender Krater. Der Platz an meiner Seite als beste Freundin blieb leer, ich hatte mehrere Mädels aus meinem Studium mit denen ich mich ganz gut verstand und mit denen ich es oft lustig hatte aber keiner von ihnen hätte ich so vertraut wie ich es Desiree getan hätte. Die Schuldgefühle verblassten nie ganz aber irgendwann nagte der Zahn der Zeit an ihrer Präsenz, die Zeit heilte zwar keine Wunden aber sie lehrte uns mit dem Schmerz zu leben. Ich wurde nach Desirees Tod noch ungestümer und unvorsichtiger - da ich irgendwie dachte ich hätte es ohnehin verdient zu sterben da ich Desiree nicht gerettet habe. Ich dachte auch noch viel mehr nach als schon vor Desirees Tod, ich war noch gefühlvoller und noch mehr „too-much" wie einige meiner studienkolleginnen behaupteten. Ich weinte auch noch häufiger wie früher, zum Beispiel bei Filmen in denen Tiere Starben. Ich war nach außen hin cool, hatte aber innerlich eine zerbrechliche Seele. Ich sah die Welt mit anderen Augen, alles war schärfer und einnehmender, das schöne wie das schlechte. Ich brauchte noch länger um mich Menschen zu öffnen die ich eigentlich liebte - und ich schützte meine Privatsphäre noch mehr. Die Farben meiner Welt hatten mehr Nuancen bekommen, das Spektrum ist noch heller und noch dunkler geworden, doch zwischen gut und böse lag immer nur noch ein schmaler grat. und ich sah mich selber auf genau diesem grat, weder gut noch böse, ich war ein liebenswerter Mensch mit jeder Menge tiefer Abgründe an mir. Desirees Mama war ein Schatten ihrer selbst nach dem Tod ihrer Tochter, sie war klein und zart mit einer kurzhaarfrisur, jetzt wirkte sie oft so unscheinbar und winzig wie ein Heinzelmännchen. Ihr Haus verkam immer mehr - die Hausarbeit hat sie immer schon mehr ihren Mann und ihre Tochter machen lassen, sie hatte kein Interesse daran. Ihr war alles im Leben genommen worden, Desiree war ihr letzter kleiner Funke an Licht gewesen. Sie versank in ihrer Trauer und in ihren Schuldgefühlen, sie vereinsamte immer mehr. Man sah sie kaum noch auf der Straße, sie verschwand als blasse Gestalt in ihrem riesigen Haus und blieb dann auch immer für sehr lange Zeit dort. Ihr Herz war nur mehr ein kleiner kalter Klumpen, tot und abgestumpft, zerstossen und zertrümmert durch das Leben. In ihr drin sah es wüst aus - Blutig und dunkel, zerklüftet und messerscharf. Keiner wagte es sich ihr zu nähern aus Angst ein falsches Wort zu sprechen und eine falsche Handlung zu setzen. Man behandelte sie wie eine Porzellanpuppe, zerbrechlich und unberechenbar. Ihr Schmerz war immens, lähmte und betäubte sie, ließ sie umher wandeln wie ein Zombie. Ihre Bewegungen waren schnell und gierig als suchte sie in der wenigen Hausarbeit die sie tat verzweifelt nach Ablehnung und Zerstreuung. Ihre Hände waren schwach vom schlafmangel und doch emsig - ruhelos und manisch. Ihr Körper fristete seine Zeit auf der Erde ab während ihr Geist schon längst bei ihren liebsten war.
Findet ihr dass Bianca und Desirees Mama zu sehr um Desiree trauern? Denn irgendwie hat Desiree die beiden ja auch gezielt verletzt (auch wenn das nie ihr Hauptgedanke war)
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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