Kapitel 9

Die Hobbits saßen hinter uns in ihrem Wagen. Gandalf und ich ritten voraus. Heute würden Frodo und Bilbo mit Galadriel, Elrond und Celeborn nach Westen segeln. Mir wurde etwas schwer ums Herz, als ich daran dachte. Nach all der Zeit hatte ich die Hobbits ins Herz geschlossen, auch wenn Merry und Pippin nicht unbedingt die ruhigsten waren. Bei den grauen Anfurten angekommen, hielten wir an und halfen Bilbo beim Aussteigen. Die anderen Elben warteten bereits auf uns. „Die Zeit der Elben ist vorüber", verkündete Galadriel. Ihr Schwiegersohn fügte hinzu: „Das Meer ruft uns heim." Bilbo lächelte und lief zu Elrond, der eine Hand nach ihm ausstreckte. Gandalf löste sich von mir und trat zu Círdan, dem Schiffsbauer. „Der Ring mag seine Macht verloren haben, aber ich werde nicht nach Valinor segeln", sprach der Zauberer. Círdan neigte seinen Kopf vor ihm. „Dein Herz hat die Liebe gefunden, mein lieber Freund und ich erkenne, dass du deine Geliebte nicht im Stich lassen willst", entgegnete er. „So gib mir den Ring, damit ich ihn nach Valinor bringe und er hier nicht den Menschen in die Hände gerät. Seine Macht mag geschrumpft sein, doch sie ist nicht gänzlich verloren." Gandalf nickte und überreichte dem Schiffsbauer den Ring des Feuers. Als Frodo sich zu ihm gesellte, brach Sam in Tränen aus. Instinktiv legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Wir sind losgezogen, um das Auenland zu retten, Sam und es ist gerettet worden. Aber nicht für mich", wisperte Frodo. „Das meinst du doch nicht ernst", weinte sein treuer Freund. Frodo holte das rote Buch hervor und überreichte es ihm. „Die letzten Seiten sind für dich, Sam", verkündete er und umarmte ihn. Hastig trat ich zurück. Anschließend schloss der Hobbit seine Freunde Pippin und Merry in die Arme. Zuletzt blieb er vor mir stehen. „Nienná, ich bin so dankbar für all deine Hilfe während deiner Reise und du passt gut zu unserem alten, gemeinsamen Freund. Es betrübt mich, dass du nicht in den Westen fahren kannst und ich schon", teilte er mir mit. „Das muss es nicht, Frodo", erwiderte ich mit gesenkter Stimme. „Als Waldelbin ist es mir nun einmal nicht gestattet, aber ich verstehe, dass du gehen musst. Namarie!" Frodo senkte seinen Kopf und kehrte zu Gandalf zurück. Dieser drückte den Hobbit noch einmal kurz, ehe dieser auf das Schiff kletterte. Schweigend schauten wir zu, wie sie ablegten und der untergehenden Sonne entgegentrieben. Einer nach dem anderen drehten sich die Hobbits zu ihren Ponys um und ich hörte, wie sie den Heimweg antraten. Ein Seufzer entwich mir. Gandalf legte eine Hand auf meine Schulter. „Was bewegt dich?" „Ach, ich frage mich, was jetzt geschehen soll. Wohin es uns verschlägt und welche Aufgabe auf uns wartet", erklärte ich ehrlich. „Du kannst doch bestimmt in deine Heimat zurückkehren, oder? Wir werden weiterhin Kontakt zu unseren Freunden halten, aber was hältst du davon, wenn wir davor eine Reise quer durch Mittelerde unternehmen? Du hast sicherlich noch nicht alle Orte gesehen, nicht wahr?" „Das hört sich fantastisch an", lächelte ich und spürte, wie mir etwas wohler wurde. „Gib mir nur Bescheid, wann du aufbrechen möchtest, Liebling. An mir soll es nicht scheitern." „Gandalf", lachte ich und hob den Kopf, um ihm in die Augen zu schauen. „Du bist unglaublich, weißt du das?" Mein Lachen steckte ihn an. „Nächster Halt, Lothlórien", verkündete er und stieg auf Schattenfells Rücken. Kopfschüttelnd schwang ich mich in den Sattel meiner Fuchsstute.


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